GEHÖREN SCHILDDRÜSENPATIENTEN ZUR RISIKOGRUPPE BEI COVID-19?

Das Corona-Virus SARS-CoV-2, das die Krankheit Covid-19 auslöst, sorgt derzeit für viel Verunsicherung. Besonderes Augenmerk gilt den Auswirkungen von Medikamenten und Vorerkrankungen auf den Verlauf der neuen Krankheit. Auch Schilddrüsenpatienten möchten wissen, ob sie zur Risikogruppe zählen.

Obwohl noch keine Daten vorliegen, die die Auswirkungen von Schilddrüsenerkrankungen auf den Verlauf von Covid-19 beschreiben, gibt es in der Praxis derzeit keinen Grund zur Annahme, dass das Risiko für einen schweren Verlauf erhöht ist. Dies gilt für die Einnahme von L-Thyroxin in der Zeit nach einer Radiojodtherapie oder Operation aber ebenso für die Einnahme von Thyreostatika. Auch Patienten mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, wie Hashimoto Thyreoiditis oder Morbus Basedow, zählen nach jetzigem Stand nicht zur Risikogruppe. In den letzten beiden Fällen handelt es sich zwar um Autoimmunerkrankungen, jedoch ohne eine Immunsuppression. Stattdessen ist die Aktivität des Immunsystems eher erhöht.

Vorsicht sollte jedoch geboten sein, wenn zusätzlich weitere Erkrankungen vorliegen, die mit der Schilddrüse assoziiert sind und ihrerseits ein Risiko darstellen, wie z.B. Diabetes mellitus oder eine Nebenniereninsuffizienz. Auch Krebserkrankungen, die die Schilddrüse betreffen, sind aufgrund von möglichen Komorbiditäten gesondert zu betrachten, stellen aber für sich allein wohl kein Risiko dar.

Autor:

Prof. Dr. Onno E. Janßen (Hamburg)
Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie (DDG)
Endokrinologikum Hamburg

Letzte Aktualisierung: 04.09.2020