WAS WISSEN DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND EIGENTLICH ÜBER DIE SCHILDDRÜSE?

Repräsentative Bevölkerungsumfrage

Für viele Menschen ist die genaue Funktion der Schilddrüse immer noch ein Rätsel, obwohl Schilddrüsenfunktionsstörungen in der Bevölkerung weit verbreitet sind und 47 % selbst darunter leiden oder im privaten Umfeld einen Betroffenen kennen. Dies hat eine repräsentative Bevölkerungsumfrage bei 1.040 Menschen gezeigt.

Nach eigenen Angaben leiden in Deutschland 15 % der Erwachsenen an einer diagnostizierten Erkrankung der Schilddrüse, und 43 % kennen im näheren Umfeld Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen. Die Dunkelziffer könnte noch höher sein, da 46 % der Befragten ankreuzten, dass bei ihnen die Schilddrüse noch nie untersucht wurde. Dies betrifft vor allem ältere Männer ohne wesentliche Komorbiditäten.

53 % der Betroffenen mit Schilddrüsenerkrankungen gaben eine Schilddrüsenunterfunktion an, 18 % eine Hashimoto-Thyreoiditis. Jeweils 11 % berichten von Schilddrüsenknoten oder einem Zustand nach Schilddrüsenoperation. Auffällig ist bei den Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen die hohe Komorbidität. So leiden 47 % zusätzlich an einem Bluthochdruck, 24 % an Depressionen und 18 % an einem Diabetes.  

Wissenslücken bei Funktion der Schilddrüse

Das Wissen über die Schilddrüse weist einige Lücken auf. Immerhin kreuzten 69 % der Befragten an, dass die Schilddrüse sehr wichtig für die Abläufe im menschlichen Körper ist. Den meisten Befragten sind Schilddrüsenunter- und -überfunktion ein Begriff. Bei der offenen Frage nach der Funktion machten 41 % Angaben, wobei von 22 % der Hormonhaushalt und von 15 % der Stoffwechsel erwähnt wurde. Dabei ist zu berücksichtigen, dass alle Befragten Internetzugang hatten und während des Ausfüllens der Umfrage recherchieren konnten.

Zwei Drittel der Befragten kreuzten an, dass die körperliche Leistungsfähigkeit durch die Schilddrüse beeinflusst wird. Dass die Schilddrüsenhormone auch wichtig für die gesunde Entwicklung des Ungeborenen sind, wussten dagegen nur 31 %. Frauen und Schwangere waren hier mit 36 % etwas besser als Männer (25 %), aber immer noch auf niedrigem Niveau.

Die meisten Menschen fühlten sich zum Thema Schilddrüse gut informiert - nur 17 % äußerten spontan den Wunsch nach mehr Informationen z.B. zur allgemeinen Funktionsweise und darüber, wie man eine Fehlfunktion bemerkt.

Unsicherheit über Bedeutung von Jod – aber nur wenig echte „Jodgegner“

Die Mehrheit der Befragten wusste, dass Jod wichtig für die Funktion der Schilddrüse ist. 8 % der Befragten gaben an, in den letzten 12 Monaten Jod als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen zu haben, von den Schilddrüsen-Erkrankten waren es 16 %. Die Erkrankten fühlten sich etwas besser über den Nutzen von Jod informiert als Schilddrüsengesunde – aber insgesamt war die Unsicherheit groß. 46 % der Schilddrüsenerkrankten war eine ausreichende Jodversorgung sehr wichtig und etwas über 50 % verwendeten nach eigenen Angaben jodiertes Speisesalz. 6 % der Befragten hielten Jod für eher schädlich – konsequente „Jodgegner“ waren aber nur 2 %. Unter diesen 25 Personen, die angaben, Jodsalz und Nahrungsergänzungsmittel in jeder Form meiden, waren 20 Frauen und 7 Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen.

Lücken bei der Jodprophylaxe in der Schwangerschaft

45 % der Befragten hielten die ausreichende Jodversorgung in der Schwangerschaft wichtig, auch hier war Frauen die Bedeutung eher klar als Männern. Nur 36 % der betroffenen Frauen hatten aber in der Schwangerschaft Jod eingenommen, meist in Form von Kombinationsprodukten.

Arzt als wichtigste Informationsquelle

Von Thyroxin oder L-Thyroxin hatte die Hälfte der Befragten schon einmal gehört, erwartungsgemäß war hier der Anteil bei Personen mit Schilddrüsenerkrankungen mit 87 % deutlich höher. Die meisten wussten, dass für jeden Patienten eine individuelle Dosis gefunden werden muss, in anderen Bereichen wie dem Einfluss von L-Thyroxin auf den Energieumsatz herrschte eher Unsicherheit.  

Als wichtigste Informationsquelle zum Thema Schilddrüse wurde der Arzt genannt, gefolgt vom Apotheker – das galt auch für Menschen ohne Schilddrüsenerkrankungen. Vor allem in Bezug auf die Bedeutung der Schilddrüsenhormone und einer ausreichenden Jodversorgung auf die gesunde Entwicklung des Kindes in der Schwangerschaft hat die Umfrage größere Wissenslücken gezeigt, sodass hier gezielte Aufklärungskampagnen sinnvoll wären.

Letzte Aktualisierung: 04.05.2023