THYROID-LIT. 51021

Investigating levothyroxine use and its assoziation with thyroid health in patients with hypothyroidism: a community pharmacy study

Mehuys, E.; Lapauw, B.; T’Sjoen, G.; Christiaens, T.; De Sutter, A.; Steurbaut, S.; van Tongelen, I.; Boussery, K.

(Pharmaceutical Care Unit, Faculty of Pharmaceutical Sciences, Ghent University, Ghent; Dept. of Endocrinology, Ghent University Hospital, Ghent; Dept. of Internal Medicine and Pediatrics, Ghent University, Ghent; Unit of Clinical Pharmacology, Dept. of Basic and Applied Medical Sciences, Ghent University, Ghent; Dept. of Public Health and Primary Care, Centre for Family Medicine, Ghent University, Ghent; Centre for Pharmaceutical Research, Research Group of Clinical Pharmacology and Clinical Pharmacy, Vrije Universiteit Brussel, Jette; Dept. of Hospital Pharmacy, UZ Brussel, Jette, all Belgium)

Thyroid, 33: 918-926 (2023)

Für die Einnahme von Levothyroxin (L-T4) gibt es für Patient*innen mit Hypothyreose klare Empfehlungen. Wenig ist allerdings bekannt, inwieweit diese Vorgaben befolgt werden. Dieser Frage wurde in der hier referierten Arbeit nachgegangen.

Die Daten basieren auf der Befragung von 183 Apotheken, die gebeten wurden, den Patient*innen zwei Fragebögen aus­zu­hän­di­gen. Im ersten Fragebogen wurden sozioökonomische Daten und andere Charakteristika nachgefragt, einschl. Symptomen vonseiten der Schilddrüse. Bei dem zweiten Fragebogen, bezeichnet als thyroid-specific patient-reported outcome (ThyPRO-39), wurde detaillierter nach der Lebensqualität, bezogen auf die Schilddrüse, gefragt. Berichtet wird über 856 Patient*innen im mittleren Alter von 61,4 ± 14,3 Jahren. Vornehmlich handelte es sich um Frauen (86 %). Auffallend der hohe Anteil übergewichtiger (35,7 %) oder adipöser (22,3 %) Personen. Hauptursache der Hypothyreose war eine Autoimmunthyreoiditis (43,6 %; 373/856), gefolgt von einem Z. n. Thyreoidektomie (21,8 %; 187/856). Nur 28,5 % der Patient*innen hatten während der letzten zwei Jahre einen Endokrinologen aufgesucht (244/856). Der TSH-Wert lag im Median bei 1,50 mU/L (Interquartilbereich IQR 0,63–2,84 mU/L). Allerdings war er bei 14,6 % (82/563) unterhalb und bei 9,9 % (56/563) oberhalb des Normbereichs. Die L-T4-Dosis betrug im Median 1,23 µg/kg Körpergewicht (Bereich 0,88–1,54 µg/kg KG). Im ThyPRO-39-Fragebogen, der Angaben zwischen 0 und 100 ermöglicht (wobei höhere Werte eine schlechtere Lebensqualität widerspiegeln), wurden für folgende Parameter die schlechtesten Werte angegeben: emotionale Anfälligkeit (Median 36, IQR 28–44), Müdigkeit (Median 33, IQR 25–50) und Depressivität (Median 22,0, IQR 22–37). Bei den allermeisten Patient*innen wurden die Beschwerden als nicht beeinträchtigend wahrgenommen. Nur bei 4,1 % der Befragten wurden die Symptome als erheblich bezeichnet. Neben­wirkungen der L-T4- Einnahme wie Palpitationen (n = 13), Gewichtszunahme (n = 10), Müdigkeit (n = 8) oder Nervosität (n = 7) wurden nur in wenigen Fällen berichtet. L-T3 oder Thyreoidea-sicca-Extrakte wurden nur in Einzelfällen eingenommen.

Bei ca. einem Viertel der Befragten wurde die L-T4-Medikation nicht regelmäßig eingenommen, d. h. die Einnahme immer wieder vergessen. Basierend auf den Medikamentenvergaben durch die Apotheken, lag der Anteil der Medikamenten­verfügbarkeit (medication possession ratio, MPR) bei 88,4 % (Median, IQR 77,6–95,8). Bei 28 % (178/632) musste von einer Nonadhärenz ausgegangen werden (MPR < 80 %). Daraus lässt sich errechnen, dass diese Personen insgesamt an 73 Tagen/Jahr die Medikation nicht eingenommen hatten. Dabei wurde von der weit überwiegenden Zahl der Patient*innen die Einnahme der L-T4-Medikation als notwendig erachtet (86 %, 727/856). Der Empfehlung, L-T4 wenigstens 30 Minuten vor der Nahrungsaufnahme einzunehmen, folgten nur 39,4 % (329/836). Bei vielen Patient*innen war die Zeitspanne kürzer (48,1 %, 402/836). Gleichwohl: Die TSH-Werte unterschieden sich nicht zwischen den Personen bezüglich der Adhärenz der Einnahme, auch bezüglich der Einnahme gemäß den Empfehlungen, und solchen, die dies nicht befolgten.

Die Studie liefert somit wesentliche Informationen über das Einnahmeverhalten von Patient*innen mit Hypothyreose, die auf L-T4 angewiesen sind. Die Lebensqualität wird unter der Medikation als zufriedenstellend betrachtet, selbst wenn die Einnahme nicht ganz regelmäßig erfolgte.

Letzte Aktualisierung: 05.07.2024