THYROID-LIT. 51018

Delay in surgery and papillary thyroid cancer survival in the United States: a SEER-Medicare analysis

Chaves, N.; Broekhuis, J.M.; Fligor, S.C.; Collins, R.A.; Modest, A.M.; Kaul, S.; James, B.C.

(Dept. of Surgery, Beth Israel Deaconess Medical Center; Harvard Medical School; Div. of Surgical Oncology, Dept. of Surgery, Massachusetts General Hospital; Institute for Technology Assessment, Massachusetts General Hospital; Dept. of Obstetrics Gynecology, Beth Israel Deaconess Medical Center, all Boston, USA)

J Clin Endocrinol Metab 108: 2589-2596 (2023)

Die Prognose eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms ist im Allgemeinen gut. Besteht ein Zusammenhang zwischen der Prognose und dem Zeitpunkt der Operation, d. h., hat eine evtl. verzögerte Operationsdurchführung einen Einfluss auf die Prognose? Dieser Fragestellung wurde in der hier vorgestellten Publikation nachgegangen.

Die Studie basiert auf Daten einer großen US-amerikanischen Versicherung. Sie wurden zwischen 1999 und 2018 erhoben. Eingeschlossen wurden 8.170 Patient*innen, bei denen ein papilläres Schilddrüsenkarzinom (PTC) diagnostiziert wurde. Zu den Ausschlusskriterien gehörte auch ein Lebensalter von weniger als 65 Jahren. 

Das mittlere Alter belief sich auf 69,3 ± 11,4 Jahre. 5.686 Patient*innen (69,6 %) waren weiblich, 2.484 (30,4 %) männlich. Es wurden drei Gruppen gebildet: Bei 7.340 Patient*innen (89,8 %) lag die Zeitspanne zwischen Diagnosestellung und Operation zwischen null und 90 Tagen, bei 632 (7,8 %) zwischen 91 und 180 Tagen und bei 196 Patient*innen (2,4 %) über 180 Tage. Die Nachbeobachtungszeit berechnete sich auf im Mittel 99,3 ± 53,0 Monate. Der Anteil der Teilnehmenden, die eine Radiojodtherapie erhielten, war in allen drei Gruppen vergleichbar. Gleiches gilt für das Tumorstadium: Bei 64 % der Patient*innen lag eine lokalisierte Erkrankung vor, bei 28 % eine regionale Ausbreitung und bei 8 % Fernmetastasen.

Die krankheitsspezifische Überlebensrate (disease-specific survival) der drei Gruppen ist der Abbildung zu entnehmen. Die Tabelle zeigt die einzelnen Zahlen (% und 95 %-Vertrauensbereich CI) für die gesamte Überlebensrate und die krankheitsspezifische Überlebensrate.

Eine Zeitspanne von > 180 Tagen bis zur Operation führte zu einer erhöhten Mortalität (Hazard Ratio HR = 1,24, 95 % CI 1,01–1,53). Verglichen mit der erstgenannten Gruppe (null bis 90 Tage), war in der zweiten bei Vorliegen einer lokalisierten Erkrankung eine Verschlechterung der Gesamtüberlebensrate zu verzeichnen (HR = 1,25, 95 % CI 1,05–1,51), mit weiterer Zunahme in der dritten Gruppe (> 180 Tage Latenzzeit; HR = 1,61, 94 % CI 1,19–2,18). Betrachtet man die krankheitsbezogene Überlebensrate, so ergab sich in der dritten Gruppe ein deutlich erhöhter Wert bei Vorliegen einer lokalisierten Erkrankung (HR = 3,51, 95 % CI 1,68–7,32), verglichen mit der ersten Gruppe. Kein Unterschied zeigte sich zwischen der ersten und zweiten Gruppe. Betrachtet man das Tumorstadium, so ergaben sich ebenfalls höhere Werte für die dritte Gruppe, insbesondere bei der krankheitsbezogenen Mortalität und Vorliegen eines T2-Stadiums (HR = 2,8, 95 % CI 1,05–6,8).

Die Autor*innen folgern, dass eine Verzögerung der Operation nach Diagnosestellung eines PTC die Gesamtüberlebensrate und die krankheitsspezifische Überlebensrate bei Vorliegen einer lokalisierten Erkrankung verschlechtert.

Letzte Aktualisierung: 05.07.2024