THYROID-LIT. 51017
Application of the American Thyroid Association risk assessment in patients with differentiated thyroid carcinoma in a German population
Eilsberger, F.; Kreissl, M.C.; Reiners, C.; Holzgreve, A.; Luster, M.
(Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Marburg; Dept. of Radiology and Nuclear Medicine, Nuclear Medicine, Div. of Nuclear Medicine, University Hospital Magdeburg, Magdeburg; Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Würzburg, Würzburg; Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital, LMU Munich, München, all Germany)
Biomedicines, 11: 911 (2023)
2015 wurden von der Amerikanischen Schilddrüsengesellschaft (ATA) Leitlinien zum differenzierten Schilddrüsenkarzinom (DTC) veröffentlicht. Diese enthalten eine Klassifikation der Tumoren in eine Gruppe mit niedrigem Risiko (low-risk), mittlerem Risiko (intermediate-risk) und hohem Risiko (high-risk). Diese Unterteilung wurde in der jüngsten Stellungnahme der Europäischen Schilddrüsengesellschaft (ETA) übernommen. Gleichwohl wurde kritisch angemerkt, dass z. B. aufgrund der hohen Strumaprävalenz in Deutschland und dem im Vergleich zu den USA geringeren Anteil von Karzinomen in den Operationspräparaten der Ansatz der ATA nicht kommentarlos auf europäische Verhältnisse übertragen werden kann.
Daher untersuchten die Verfassenden hier die Frage, inwieweit die Klassifikation der ATA auf deutsche Verhältnisse angewandt werden kann. Hierzu erfolgte retrospektiv die Erfassung der Daten von 121 Patient*innen (85 Frauen, 36 Männer), die nach durchgeführter Thyreoidektomie erstmalig zur Durchführung einer Therapie mit Jod-131 (RJTh) vorgestellt wurden. Das Alter betrug im Median 51 Jahre (Bereich 14–86 Jahre). In 108 Fällen lag ein papilläres Karzinom vor, in sieben Fällen ein follikuläres Karzinom und bei sechs Personen eine andere Histologie. Die applizierte Radiojoddosis betrug im Median 3,7 GBq (Bereich 2 bis 11 GBq), basierend auf dem Tumorstadium wie Lymphknoten- oder Fernmetastasierung. Die Einteilung in die oben genannten Risikogruppen erfolgte nach Durchführung der RJTh. Anschließend erfolgte in üblicher Weise die Nachsorge.
Nach den ATA-Kriterien wurden 83/121 Patient*innen in die Gruppe niedrigen Risikos (69 %) und jeweils 19 (16 %) in die Gruppen mittleren und hohen Risikos eingruppiert. Bei 73/88 Patient*innen in der erstgenannten Gruppe (88 %) wurde ein exzellenter Therapieerfolg festgestellt, bei fünf (6 %) ein unklarer. Bei drei Patient*innen (4 %) wurde ein biochemischer Therapieerfolg festgestellt, bei zwei (2 %) ein strukturell inkompletter. Die Tabelle zeigt die Therapieerfolge für alle drei Gruppen, bezogen auf die ATA-Klassifikation.
Insgesamt ergab sich somit bei 94/121 Patient*innen (78 %) ein exzellenter Therapieerfolg, in 9/121 Fällen (7 %) ein unsicherer, in 6/121 Fällen (5 %) ein biochemisch inkompletter Erfolg und bei 12/121 Patient*innen (10 %) ein strukturell inkompletter Erfolg.
Betrachtet man nur die Gruppe von Patient*innen mit einem papillären Karzinom und untersucht einen möglichen Bezug zum Lebensalter, so ergab sich bei einem Grenzwert von < 55 Jahren bei 53/69 Betroffenen (77 %) ein exzellenter Therapieerfolg. Dies betraf ebenso 84 % der Betroffenen im Alter von ≥ 55 Jahren (n = 39). Wurde ein Grenzwert von 50 Jahren angenommen, so war bei 36/46 Patient*innen (78 %) im Alter von unter 50 Jahren ein hervorragendes Resultat festzustellen, verglichen mit 50/62 Patient*innen (81 %) in der Gruppe im Alter von ≥ 50 Jahren.
Somit kann aus den Daten gefolgert werden, dass die Anwendung der ATA-Kriterien auch bezogen auf die Effektivität einer RJTh bei einer deutschen Population gültig ist. Setzt man den Grenzwert bei 50 oder 55 Jahren, ergeben sich keine relevanten Unterschiede in der Beurteilung.
Letzte Aktualisierung: 05.07.2024