THYROID-LIT. 51015

Clinical and visual outcomes of dysthyroid optic neuropathy after surgical orbital decompression

Currò, N.; Guastella, C.; Pirola, G.; Calonghi, B.; de Castello, A.B.; Fazio, M.C.; di Benedetto, S.; Minorini, V.; Daga, M.; Contarino, A.; Muller, I.; Arosio, M.; Viola, F.; Pignatoro, L.; Salvi, M.

(Unit of Ophthalmology, Unit of Otolaringology, both Dept. of Surgery, Fondazione IRCCS Ca’ Granda, Ospedale Maggiore Policlinico; Unit of Endocrinology, Dept. of Clinical Sciences and Community Health, Fondazione IRCCS Ca’ Granda, Ospedale Maggiore Policlinico, all Milan, Italy)

Thyroid, 33: 743-751 (2023)

Die bei einer Basedow-Hyperthyreose auftretende Neuropathie des N. opticus, entstanden durch Druck auf den Nerven, stellt eine den Visus bedrohende Komplikation dar. Die betrifft rund 3–5 % der Patient*innen mit einer endokrinen Orbitopathie (e. O.). In der Regel und basierend auf Leitlinien werden hoch dosierte Glukokortikoide als Therapie der ersten Wahl empfohlen. In vielen Fällen ergibt sich die Indikation zur Orbitadekompression. Hierbei werden verschiedene operative Vorgehensweisen empfohlen. Die Autor*innen berichten ihre Erfahrungen bei 56 Patient*innen und 88 Orbitae. Das Alter der Personen betrug im Mittel 60 ± 11 Jahre. 64 % waren weiblich, 36 % männlich. 48 % rauchten, 20 % waren ehemalige Raucher*innen, und 32 % rauchten nicht. Zum Zeitpunkt der Dekompressionsoperation waren 22 Personen hyperthyreot und erhielten Thyreostatika, sechs waren hypo­thyreot und 28 euthyreot.

Vor der Operation fielen bei der überwiegenden Mehrzahl der Patient*innen Untersuchungen wie die beste korrigierte Sehschärfe („pinhole best corrected visual acuity“ (p-BCVA), vermindert bei 94 %), das Gesichtsfeld (beeinträchtigt in 98 %) oder die Farberkennung pathologisch aus. Computertomographisch waren stets verdickte Muskeln darzustellen, in neun Fällen auch eine Dehnung des N. opticus.

Die Dekompressionsoperation wurde bei 55 Orbitae (62 %) nach vorgehender medikamentöser Behandlung vorgenommen, bei 33 (38 %) als Erstlinientherapie. Bei 43 Orbitae (49 %) erfolgte eine Dekompression der medialen Wand, in 45 Fällen (51 %) eine bilaterale Wanddekompression. Letztere hatte ein besseres Resultat, d. h., es ergab sich eine seltenere Indikation für eine Reoperation, verglichen mit der medialen Fensterung (96 vs. 80 %; p = 0,04). Die sonstigen klinischen Untersuchungsresultate (z. B. das Gesichtsfeld) unterschieden sich nicht nach dem Ausmaß der Operation. Komplikationen der Operation waren selten und in der Regel mild.

Im Verlauf war bei 77 Orbitae (87,5 %) die Operation erfolgreich, und es waren keine weiteren operativen Maßnahmen erforderlich. Dies war bei elf Orbitae (12,5 %) jedoch der Fall. In diesen Fällen bestand nach drei Monaten eine persistierende Schädigung des N. opticus, weswegen eine erneute Operationsindikation gestellt wurde. Nach drei Monaten war bei allen 77 Orbitae nach erfolgreicher Ope­ra­tion ein p-BCVA-Wert von > 0,63 nachweisbar, verglichen mit ≤ 0,63 bei den verbliebenen elf Orbitae. Diesen Erfolg zeigt die Abbildung, wobei bereits die Ausgangswerte sich signi­fikant unterschieden (durch­gezogene Linie, * = p < 0,05). Erhielten die Patient*innen präoperativ hoch dosiert Gluko­kortiko­ide, so war das operative Resultat besser (96 % vs. 73 % bei Personen ohne Kortisontherapie; p = 0,004). Auch die Prop­tosis und der intraokulare Druck nahmen nach der Dekom­pression signifikant ab (p < 0,001). Somit stellt die operative Dekompression der Orbita eine effektive Therapie der Optikusschädigung bei e. O. dar.

Letzte Aktualisierung: 05.07.2024