THYROID-LIT. 51012

A comparison of outcomes in medullary thyroid carcinoma patients with and without preoperative diagnosis: A multicenter retrospective cohort study

Oleinikov, K.; Yaakov, E.; Mizrachi, A.; Hirsch, D.; Hirshoren, N.; Bachar, G.; Robenshtok, E.; Benbassat, C.; Atlan, K.; Mizrahi, I.; Nisman, B.; Twito, O.; Grozinsky-Glasberg, S.; Mazeh H.

(Neuroendocrine Tumor Unit, Dept. of Endocrinology; Depts of Otolaryngology, Head and Neck Surgery, Pathology, Surgery, and Oncology; ENETS Centre of Excellence, Hadassah Medical Organization, Jerusalem; Faculty of Medicine, Hebrew University of Jerusalem, Jerusalem; Dept. of Otolaryngology, Head and Neck Surgery; Institute of Endocrinology; Rabin Medical Center, Beilinson Hospital, Petah Tikva; Sackler Faculty of Medicine, Tel Aviv University, Tel Aviv; Institute of Endocrinology, Assaf Harofeh Medical Center, Zerifin, Israel;

Endocrine Unit, Wolfson Medical Center, Holon, all Israel)

Thyroid, 33: 578-585 (2023)

Zytologische Beschränkungen stellen eine Herausforderung für die präoperative Diagnose eines medullären Schilddrüsen­karzinoms dar. Daher wird bei einem erheblichen Teil der Patient*innen die Diagnose erst postoperativ gestellt.

In der hier vorgestellten retrospektiven Multicenterstudie aus Israel wurde das Outcome von Patient*innen untersucht, die zwischen 2000 und 2021 wegen eines medullären Schilddrüsenkarzinoms (MTC) behandelt worden waren. Dabei sollte insbesondere geklärt werden, ob es einen Unterschied macht, wenn die Diagnose MTC bereits präoperativ gestellt wurde.

Hierzu muss allerdings vorausgeschickt werden, dass ein präoperatives Calcitonin-Screening bei knotigen Schilddrüsen­läsionen in Israel nicht allgemein implementiert ist und folglich auch nur bei einem Teil der in die Studie eingeschlossenen Patient*innen eine präoperative Calcitonin-Bestimmung durchgeführt wurde (56 %).

Insgesamt 94 Patient*innen mit einem histologisch gesicherten MTC wurden in die Studie einbezogen, das mittlere Alter lag bei 56,2 ± 14,3 Jahren, 43 % waren Männer. Bei 53 Betroffenen (56 %) war die Diagnose eines MTC bereits präoperativ gestellt worden (zytologisch nach Feinnadelpunktion und/oder aufgrund eines erhöhten Calcitonin-Spiegels), bei 41 von ihnen (44 %) handelte es sich um eine histologische Zufallsdiagnose, die sich erst postoperativ ergeben hatte (präop-Dx-Gruppe/noDx-Gruppe). Das Ausmaß der chirurgischen Radikalität unterschied sich signifikant in beiden Gruppen: totale Thyreoidektomie 100 % vs. 83 % (p = 0,002); zentrale Lymphknotendissektion 98 % vs. 46 % (p < 0,001), ipsilaterale Lymphknotendissektion 79 % vs. 36 % (p < 0,001); kontralaterale Lymphknotendissektion 28 % vs. 17 % (ns). Die histopathologische Begutachtung zeigte in der präop-Dx-Gruppe einen größeren Tumordurchmesser (23 ± 14,0 mm vs. 16 ± 17,4 mm in der noDx-Gruppe), einen geringeren Anteil an Mikrokarzinomen (15 % vs. 32 %) und eine geringere Rate an follikulären Begleitkarzinomen (4 % vs. 24 %). Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich der extrathyreoidalen bzw. extranodalen Tumor­ausbreitung. Am Ende der Follow-up-Periode wurde eine biochemische Heilung in der präop-Dx-Gruppe bei 64 % gefunden und nur bei 55 % in der noDx-Gruppe (p = 0,41). Bei Ausschluss der Mikrokarzinome war der Unterschied deutlicher ausgeprägt (62 % vs. 33 %, p = 0,04). Das Gesamtüberleben lag bei den präop-Dx-Patient*innen höher als in der noDx-Gruppe: Bei einem medianen Follow-up von 82 Monaten (30–153) verstarben 14 % der Patient*innen in der präop-Dx-Gruppe und 30 % der Patient*innen in der noDx-Gruppe.

Die Studie zeigt, dass medulläre Schilddrüsenkarzinome ohne ein generelles Calcitonin-Screening häufig präoperativ nicht diagnostiziert werden, was Konsequenzen für die chirurgische Vorgehensweise hat und die Prognose der Patient*innen ver­schlechtert.

Letzte Aktualisierung: 05.07.2024