THYROID-LIT. 51010

Effect of Vitamin D supplementation on Graves’ Disease: The DAGMAR Trial

Grove-Laugesen, D.; Ebbehoj, E.; Watt, T.; Riis, A.L.; Østergård, T.; Bruun, B.J.; Christiansen, J.J.; Hansen, K.W.; Rejnmark, L.

(Dept. of Endocrinology and Internal Medicine, Aarhus University Hospital, Aarhus N; Dept. of Internal Medicine, Herlev Hospital, Herlev; Dept., Regionshospitalet Horsens, Horsens; Medical Dept., Aalborg University Hospital, Aalborg; Dept. of Internal Medicine, Regional Hospital Randers, Randers, all Denmark)

Thyroid, 33: 1110-1118 (2023)

Vitamin D wird heute als potenzieller Modulator bei Autoimmunerkrankungen angesehen. Hierzu gehören auch autoimmune Erkrankungen der Schilddrüse wie der Morbus Basedow.

Die konservativen Behandlungsmöglichkeiten des Morbus Basedow sind eingeschränkt und beeinflussen nicht den intra­thyreoidalen Autoimmunprozess. Die Rezidivrate nach thyreostatischer Therapie liegt bei ca. 50 %.

In früheren Untersuchungen wurde ein möglicher positiver Effekt einer Vitamin-D-Supplementierung auf den Verlauf des Morbus Basedow postuliert.

In der hier vorgestellten randomisierten und placebokontrollierten Doppelblindstudie aus Dänemark sollte der Effekt einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Remissions- bzw. Rezidivrate bei Morbus Basedow unter und nach Absetzen der thyreostatischen Medikation systematisch untersucht werden.

Insgesamt 278 Patient*innen wurden zwischen 2015 und 2017 in die Studie aufgenommen, von denen im Verlauf nur 4 Patient*innen ausgeschieden sind. Das mittlere Alter der Teilnehmenden lag bei 44 ± 14 Jahren, 79 % waren Frauen. Ausschlusskriterien waren Schwangerschaft und die Einnahme von Glukokortikoiden. Das Studiensetting sah vor, dass bei neu diagnostizierten Basedow-Patient*innen bereits unter noch laufender thyreostatischer Therapie in der Verumgruppe mit einer Vitamin-D-Supplementierung begonnen wurde (2.800 IE = 70 µg, pro Tag für maximal 24 Monate), die dann nach Absetzen der Therapie noch für 12 Monate fortgeführt wurde. Die Kontrollgruppe erhielt entsprechend Placebo.

Primärerer Endpunkt der Studie war das Ausbleiben einer Remission innerhalb von 24 Monaten bzw. das Auftreten einer Rezidivhyperthyreose innerhalb von 12 Monaten nach Absetzen der thyreostatischen Medikation oder auch die Durchführung einer Radiojodtherapie bzw. Thyreoidektomie. Das Risiko für eine ausbleibende Remission bzw. für ein Rezidiv lag in der Vitamin-D-Gruppe bei 42 % (95 %-KI: 33–50) und in der Placebogruppe bei 32 % (KI: 24–40), entsprechend einem relativen Risiko Vitamin D vs. Placebo von 1,3 (p = 0,1). Dabei machte es keinen Unterschied, ob bei Studienbeginn ein suffizienter Vitamin-D-Status oder ein Mangelzustand vorlag.

Die Autor*innen folgern aus diesen Daten, dass die (hoch dosierte) Vitamin-D-Supplementierung bei Morbus Basedow nicht zu einer Verbesserung des Krankheitsverlaufes führt (gemessen an der Remissions- bzw. Rezidivwahrscheinlichkeit).

Eine Vitamin-D-Supplementierung mit der Absicht einer Verbesserung des M. Basedow kann nicht empfohlen werden.

Die Studie zeigt wieder einmal eindrucksvoll, dass Hypothesen, die aus Assoziationsbeobachtungen generiert werden, einer Überprüfung in placebokontrollierten Interventionsstudien nicht standhalten.

Letzte Aktualisierung: 05.07.2024