THYROID-LIT. 50995

Active surveillance of small metastatic lymph nodes as an alternative to surgery in selected patients with low-risk papillary thyroid cancer: A retrospective cohort study

Jerkovich, F.; Abelleira, E.; Bueno, F.; Guerrero, L.; Pitoia, F.

(Div. of Endocrinology, Hospital de Clínicas, University of Buenos Aires, Buenos Aires, Argentina)

Thyroid, 32: 1178-1183 (2022)

In der hier präsentierten Studie sollte geklärt werden, ob bei Patienten mit kleinen regionären Lymphknotenmetastasen nach initialer OP eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms eine aktive Überwachung als Alternative zu einer erneuten chirurgischen Intervention eingesetzt werden kann.

Hauptfragestellungen der Studie waren:

  • Mit welcher Wahrscheinlichkeit wachsen die Lymphknotenmetastasen und machen eine Therapie erforderlich?
  • Gibt es prädiktive Faktoren, die eine Progredienz vorhersagbar machen?

 

Hierzu wurden retrospektiv die Krankenakten von insgesamt 856 Patienten mit einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom durchgearbeitet (DTC Database, Mai 2010 bis Januar 2022; Uniklinik Buenos Aires, Argentinien). Bei der ersten Ultra­schall­untersuchung nach der initialen OP wiesen 80 Patienten suspekte zervikale Lymphknoten auf. In die Auswertung einbezogen wurden aber nur 50 Patienten, bei denen eine zytologische Bestätigung des Metastasenverdachtes vorlag und eine Verlaufs­beobachtung von mindestens 12 Monaten dokumentiert war. Ausschlusskriterien waren auch ein Lymphknotendurchmesser von ³ 2 cm, multiple Lymphknoten ³ 1,5 cm, Nähe zu vitalen Strukturen, PET-positive Erkrankung, Fernmetastasen und aggressive Histologie des Primärtumors. Die Verlaufsbeobachtung umfasste Thyreoglobulin-Bestimmungen sowie Ultra­schalluntersuchungen des Halses alle 6–12 Monate. Ein signifikantes Lymphknotenwachstum war definiert als Zunahme irgendeines Durchmessers um mehr als 3 mm. Das mediane Alter der 50 Patienten lag bei 41 Jahren (18–75), es handelte sich überwiegend um Frauen (80 %), und in der überwiegenden Zahl der Fälle lag ein papilläres Karzinom vor (86 %). Der mittlere Lymphknotendurchmesser lag bei 10,1 mm. Das mediane Follow-up betrug 29 Monate (12–144). In 24 % der Fälle wurde eine signifikante Größenzunahme der Lymphknoten nachgewiesen, die dann in 58 % chirurgisch reseziert wurden. Diese Patienten waren anschließend dauerhaft tumorfrei. Ein Anstieg des Thyreoglobulinspiegels auf über 0,5 ng/ml war die einzige Variable, mit der sich eine Zunahme der Lymphknotengröße vorhersagen ließ (p = 0,016). Der Zusammenhang wurde in der Multivarianzanalyse bestätigt (Odds-Ratio 16,2, p = 0,020). Der Median der progressionsfreien Überlebensrate lag bei 6,6 Jahren.

Die Autoren interpretieren die Daten dahin gehend, dass die aktive Überwachung bei kleinen zervikalen Lymphknoten­metastasen möglicherweise eine Alternative zur sofortigen Reoperation bei Patienten mit differenziertem Schild­drüsen­karzinom sein kann.

Letzte Aktualisierung: 23.05.2023