THYROID-LIT. 50994

An undetectable postoperative calcitonin level is associated with long-term disease-free survival in medullary thyroid carcinoma: Results of a retrospective cohort study

da Silveira Duval, M.A.; Ferreira,C.V.; Marmitt, L.; Dora, J.M.; Espíndola, M.; Benini, A.F.; Camelier, M.V.; Bulzico, D.; de Andrade, F.A.; Alves Júnior, P.A.; Corbo, R.; Vaisman, F.; Zanella, A.B.; Scheffel, R.S.; Luiza Maia, A.L.

(Thyroid Unit, Hospital de Clínicas de Porto Alegre, Medical School, Universidade Federal do Rio Grande do Sul, Porto Alegre, Rio Grande do Sul; Endocrine Oncology Unit and Nuclear Medicine Service, Brazilian National Cancer Institute – INCA, Rio de Janeiro; Dept. of Pharmacology, Institute of Basic Medical Sciences, Universidade Federal do Rio Grande do Sul, Porto Alegre, Federal do Rio Grande do Sul, all Brazil)

Thyroid, 33: 82-90 (2023)

Die Messung des Serumcalcitoninspiegels wird routinemäßig eingesetzt in der Diagnostik, Verlaufskontrolle und Prognose­einschätzung des medullären Schilddrüsenkarzinoms (MTC). Ob ein postoperativer Calcitoninwert (POCal) unterhalb der Nachweisgrenze eine prognostische Bedeutung für den Langzeitverlauf hat, ist bisher unklar.

In der hier vorgelegten retrospektiven Kohortenstudie einer brasilianischen Arbeitsgruppe sollte diese Frage näher untersucht werden. Hierzu wurden die Krankenakten von MTC-Patienten aus zwei großen Lehrkrankenhäusern in Brasilien ausgewertet (Rio de Janeiro, Porto Alegre). In Abhängigkeit vom POCal wurden die Patienten in zwei Gruppen unterteilt: 1) Calcitonin unterhalb der Nachweisgrenze bzw. 2) messbares Calcitonin.

Für die Klassifizierung des Patienten-Outcomes wurden die Befunde bei der letzten dokumentierten Visite herangezogen:

  • krankheitsfrei: Calcitonin unterhalb der Nachweisgrenze und keine Hinweise für Tumorherde bei der bildgebenden Diagnostik,
  • Krankheitspersistenz: messbares Calcitonin und/oder lokalisierbare Tumorherde,
  • krankheitsassoziierter Tod.

 

Insgesamt 334 MTC-Patienten konnten in die Studie aufgenommen werden (mittleres Alter bei Diagnosestellung: 41,1 ± 18,6 Jahre; 60,5 % Frauen; 50,0 % der Patienten hatten ein sporadisches MTC). Der Median der Primärtumorgröße lag bei 2,0 cm (1,1–3,5 cm). Bei Erstdiagnose wiesen 49,1 % der Patienten regionäre Lymphknotenmetastasen auf, und 18,9 % der Patienten hatten Fernmetastasen. Bei der ersten postoperativen Kontrolluntersuchung nach 3 bis 6 Monaten hatten 141 Patienten einen nicht messbaren POCal (42,2 %). Bei der letzten dokumentierten Visite waren 127 dieser Patienten weiter tumorfrei (90,1 %), während 14 Patienten (9,9 %) biochemisch als nicht tumorfrei eingestuft wurden bei stabil erhöhtem Calcitoninspiegel, kein Patient in dieser Gruppe starb an der Erkrankung. Die Patienten wurden im Median über 7,7 Jahre (2,1–13,2) beobachtet. In der Gruppe mit messbarem POCal war der Primärtumor größer (3,0 cm; 1,8–4,2), 70,5 % hatten Lymphknotenmetastasen und 32,6 % Fernmetastasen. Nur in 9,2 % erreichten die Patienten dieser Gruppe während des Follow-ups einen tumorfreien Status, bei 26,6 % blieb Calcitonin erhöht als biochemischer Ausdruck einer persistierenden Tumorlast, bei 31,6 % fanden sich auch persistierende Tumorherde in der Bildgebung. 32,6 % starben im Zusammenhang mit krankheitsassoziierten Ereignissen. In der Multivarianzanalyse erwies sich der nicht messbare POCal als unabhängige Variable zur Vorhersage eines tumorfreien Status am Ende der Beobachtungsperiode.

Die Autoren folgern aus den Daten, dass ein POCal unterhalb der Nachweisgrenze ein starker prognostischer Faktor für ein krankheitsfreies Langzeitüberleben beim MTC ist.

Diese Erkenntnis könnte Auswirkungen auf die Überwachungsstrategie haben, möglicherweise können die Kontrollen bei Patienten mit nicht messbarem POCal reduziert werden.

Letzte Aktualisierung: 23.05.2023