THYROID-LIT. 50990

Evaluating the progression to hypothyroidism in preconception euthyroid thyroid peroxidase antibody-positive women

Gill, S.; Cheed, V.; Morton, V.A.H.; Gill, D.; Boelaert, K.; Chan, S.; Coomarasamy, A.; Dhillon-Smith, R.K.

(College of Medical and Dental Sciences, University of Birmingham; Birmingham Clinical Trials Unit, Institute of Applied Health Research, University of Birmingham; Birmingham Women’s Hospital Academic Dept., Institute of Metabolism and Systems Research, University of Birmingham; Institute of Applied Health Research, University of Birmingham, all Birmingham, UK; Dept. of Obstetrics and Gynaecology, Yong Loo Lin School of Medicine, National University of Singapore; Singapore Institute for Clinical Sciences, Agency for Science, Technology and Research, both Singapore)

J Clin Endocrinol Metab, 108: 124-134 (2023)

Die Autoimmunthyreoiditis (AIT) ist eine der häufigsten endokrinen Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Immer wieder finden sich Berichte, die einen Zusammenhang zwischen erhöhten TPO-Antikörpern und einem Abort oder einer Frühgeburt herstellen.

Die derzeit gültigen Leitlinien der Amerikanischen Schilddrüsengesellschaft ATA empfehlen bei Frauen mit erhöhten TPO-Antikörpern regelmäßige Bestimmungen der TSH-Werte.

Ziel der hier vorgestellten Arbeit war es, zu evaluieren, wie häufig sich bei initial euthyreoten Frauen mit erhöhten TPO-Antikörpern eine Hypothyreose einstellt. Die Daten basieren auf einer anderen Studie, die zwischen 2011 und 2016 an 49 Krankenhäusern im Vereinigten Königreich erhoben wurde und die Einnahme von Levothyroxin (L-T4) oder Placebo verglich. Eingeschlossen wurden Frauen im Alter von 16 bis 40 Jahren mit Kinderwunsch, aber der Vorgeschichte eines Aborts oder von Störungen der Fertilität. Alle hatten erhöhte TPO-Antikörper und nahmen keine Schilddrüsenmedikation ein.

Von den 940 initial eingeschlossenen Frauen entwickelten 63 eine latente und sieben eine manifeste Hypothyreose. Bei weiteren 19 Frauen wurde eine hyperthyreote Stoffwechsellage festgestellt. In den meisten Fällen wurden diese Veränderungen bereits präkonzeptionell beobachtet (84 %). Wurden auffällige Werte erst während der Schwangerschaft dokumentiert, so war dies in den meisten Fällen während der sechsten bis achten Schwangerschaftswoche der Fall, selten später. Die initialen Werte für TSH waren bei Frauen, die eine latente oder manifeste Hypothyreose entwickelten, höher als bei euthyreoten Frauen: im Median 3,0 mU/L verglichen mit 2,0 mU/L (p < 0,001). Gleiches gilt für die Höhe der TPO-Antikörper: 213 U/mL vs. 182 U/mL (p < 0,001).

Frauen, die eine manifeste oder latente Hypothyreose aufwiesen, hatten – verglichen mit euthyreoten Frauen – eine signifikant geringere Fertilitätsrate, obwohl sie Levothyroxin einnahmen (Relatives Risiko RR 2,02, 95 %-Vertrauensbereich CI 1,56–2,62; p < 0,001). Dies galt auch für die Gruppe, die kein L-T4 einnahm (RR = 2,32, CI 1,83–2,95; p < 0,0001). Der Anteil der Kinder, die nach der 34. Schwangerschaftswoche lebend geboren wurde, unterschied sich nicht signifikant zwischen euthyreoten Frauen und solchen, die eine latente oder manifeste Hypothyreose aufwiesen (38 vs. 44 %). Allerdings: Frauen mit unbehandelter latenter Hypothyreose hatten eine signifikant niedrigere Rate einer Lebendgeburt als Frauen, deren latente Hypothyreose substituiert wurde (RR = 0,31; CI 0,10–0,91; p = 0,03).

Die Autoren schließen mit folgenden Empfehlungen: TPO-Antikörper sollten bereits präkonzeptionell gemessen werden. Sind diese erhöht, besteht ein höheres Risiko, eine Hypothyreose zu entwickeln. Daher sind regelmäßige Kontrollen erforderlich, gerade auch während der ersten Wochen einer Schwangerschaft. Gegebenenfalls sollte eine Therapie mit L-T4 frühzeitig eingeleitet werden. Der Anteil an Lebendgeburten unterschied sich nicht zwischen Patientinnen, die eine substituierte Hypothyreose hatten, und euthyreoten Frauen.

Vgl. hierzu auch den Artikel von F. Orsolini et al. in derselben Ausgabe des Henning-Literaturdienstes.

Letzte Aktualisierung: 23.05.2023