THYROID-LIT. 50972

Ramadan fasting and changes in thyroid function in hypothyrodism: identifying patients at risk.

Alkaf, B.; Siddiqui, M.; Ali, T.; Bakir, A.; Murphy, K.; Meeran, K.; Lessan, N.

(Research Dept., Imperial College London Diabetes Centre, Abu Dhabi, United Arab Emirates. Section of Endocrinology and Investigative Medicine, Imperial College London, London, United Kingdom)

Thyroid 32: 368-375 (2022)

Während des Ramadans unterlassen gläubige Muslime während des Sonnenaufgangs bis zum Sonnenuntergang die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit. Obwohl Erkrankte hiervon ausgenommen sind, richten sich viele dennoch nach dieser religiösen Regel. In der hier referierten Publikation gingen die Autoren der Frage nach, inwieweit sich aus dem Fasten Konsequenzen für die Schilddrüsenfunktion bei Personen ergeben, die wegen einer Hypothyreose auf die Einnahme von Levothyroxin (L-T4) angewiesen sind.

Berichtet wird über 481 Patienten aus den Vereinigten Emiraten, bei denen drei Monate vor dem Ramadan (BR) sowie ein bis zwei Wochen nach (PR1) und drei bis sechs Monate nach dem Ramadan (PR2) die Schilddrüsenwerte kontrolliert wurden. Lag der TSH-Wert zwischen 0,45–4,5 mU/l, wurde die Schilddrüsenfunktion als „kontrolliert“ bezeichnet. Als „nicht kontrolliert“ wurde benannt, wenn TSH über 4,5 mU/l gemessen wurde. Das Alter der Teilnehmer betrug 44,0 ± 12,7 Jahre. 89,9 % waren weiblichen Geschlechts. Häufigste Ursache der Hypothyreose war eine Autoimmunthyreoiditis.

TSH stieg vom Ausgangswert (BR) von 2,0 (Median, Interquartilbereich IQR 0,8–3,7) mU/l auf 2,9 (1,4–5,6) mU/l zum Zeitpunkt PR1 an (p < 0,001). Gleichzeitig kam es zu einem Rückgang von fT4: von 16,9 (14,6–19,3) pmol/l auf 16,1 (14,2–18,5) pmol/l zum Zeitpunkt PR1 (p < 0,001). Vergleichbare Resultate zeigten sich für fT3: von 4,2 (3,9–4,6 pmol/l) auf 4,0 (3,7–4,5) pmol/l (p < 0,001). Zum Zeitpunkt PR2 fiel TSH wieder ab und fT4 und fT3 stiegen wieder an. Die Abbildung zeigt dies beispielhaft für TSH.

Bei 80/481 Patienten stieg TSH von initial normalem TSH auf einen Wert oberhalb des Normbereiches zum Zeitpunkt PR1 an, davon in 52 Fällen auf einen Wert über 10 mU/l. Bei 306/481 Patienten (63,6 %) blieb während der gesamten Unter­suchungszeit die L-T4-Dosis unverändert. In dieser Untergruppe stieg TSH von 1,8 (0,8–2,8) mU/l anfangs auf 2,6 (1,3–4,5) mU/l zum Zeitpunkt PR1 an (p < 0,001). In der multivariaten Analyse war die Höhe des TSH-Wertes (BR) signifikant mit dem Verlust der kontrollierten Schilddrüseneinstellung zum Zeitpunkt PR1 assoziiert (p = 0,001). Dies galt nicht für einen mög­lichen Effekt von anderen Faktoren, wie z. B. Medikamenten, die die L-T4-Resorption beeinflussen können. Diese hatten keinen signifi­kanten Effekt.

Die Autoren folgern, dass das Fasten während des Monats Ramadan einen signifikanten Einfluss auf den TSH-Wert ausübt. Gleichwohl sehen sie keinen klinisch relevanten Effekt auf die Gesamtpopulation. Besonderes Augenmerk sollte man jedoch auf solche Personen richten, die schon vor dem Ramadan eine inadäquat kontrollierte Schilddrüsenfunktion aufweisen.

Letzte Aktualisierung: 20.07.2022