THYROID-LIT. 50970

Cortisol deficiency in lenvatinib treatment of thyroid cancer: an underestimated common adverse effect.

Monti, S.; Presciuttini F.; Deiana, M. G.; Motta, C.; Mori, F.; Renzelli, V.; Stigliano, A.; Toscano, V.; Pugliese, G.; Poggi, M.

(Endocrinology and Diabetes Unit, Azienda Ospedaliero-Universitaria Sant’Andrea, ‘‘Sapienza’’ University, Rome, Italy)

Thyroid 32: 46-53 (2022)

Lenvatinib ist eine der häufiger eingesetzten Substanzen zur Behandlung eines progredienten radiojodrefraktären differen­zier­ten Schilddrüsenkarzinoms.

Zu den häufigen Nebenwirkungen zählt das Fatigue-Syndrom. Dieses klinische Bild kann wiederum Ausdruck einer Nebennierenrindeninsuffizienz sein, wie die Autoren vor Jahren an einem Fall beobachteten. Dies war Anlass, der Frage nachzugehen, wie häufig unter der Therapie mit Lenvatinib eine primäre Nebennierenrindeninsuffizienz zu dokumentieren ist.

Berichtet wird über 13 Patienten, bei denen vor und während der Therapie mit Lenvatinib eine Überprüfung der Nebennierenfunktion erfolgte. Vor Beginn der Therapie erfolgte die Messung von ACTH im Plasma und Cortisol im Serum, ferner die Durchführung eines ACTH-Stimulationstestes. Es wurden stets normale Befund dokumentiert. Während der Therapie mit Lenvatinib entwickelten sieben der 13 Patienten eine primäre Nebennierenrindeninsuffizienz (54 %), im Mittel nach 7,71 ± 5,7 Monate. Definiert wurde dies mit einem Cortisolanstieg auf weniger als 500 nmol/l im ACTH-Test, der alle drei Monate vorgenommen wurde. Die Abbildung zeigt die Einzelverläufe. Patienten, die beim ersten ACTH-Test, vor der Lenvatinibtherapie, bereits eine relative geringe Stimulierbarkeit auf < 646,6 nmol/l aufwiesen, hatten ein höheres Risiko, eine Nebenniereninsuffizienz zu entwickeln. Bei nahezu allen Patienten mit Nebennierenrindeninsuffizienz war ein Anstieg von ACTH im Plasma bereits Monate vor der Diagnosestellung der Nebennierenrindeninsuffizienz zu verzeichnen. Alle Patienten mit einer Nebennierenrindeninsuffizienz waren älter als 60 Jahre.

Ein Fatigue-Syndrom entwickelten elf Patienten unter der Lenvatinibtherapie (84,6 %) nach im Mittel 6,64 ± 6,6 Wochen. Alle zehn Patienten im Alter von > 60 Jahren klagten über diese Beschwerden. Sieben der elf Patienten mit Fatigue entwickelten eine Nebennierenrindeninsuffizienz (63,4 %). Die Substitution mit Cortisonacetat führte zu einer signifikanten Besserung der Fatigue-Beschwerden bei nahezu allen Patienten mit Nebennierenrindeninsuffizienz (85,7 %; p = 0,0152), ohne dass die Lenvatinibdosis reduziert werden musste. Eine Reduzierung der Dosis war nur nötig bei Patienten mit Fatigue, die keine Nebennierenrindeninsuffizienz entwickelten.

Die Autoren weisen somit auf die häufige Entwicklung einer Nebennierenrindeninsuffizienz unter der Therapie mit Lenvatinib hin. Eine regelmäßige Überprüfung der Nebennierenrindenfunktion ist dringend zu empfehlen, gerade bei Patienten, die eine Fatigue entwickeln.

Letzte Aktualisierung: 20.07.2022