THYROID-LIT. 50949

Maternal health, in-utero, and perinatal exposures and risk of thyroid cancer in offspring: a Nordic population-based nested case-control study.

Kitahara, C.M.; Daltveit, D.S.; Ekbom, A.; Engeland, A.; Gissler, M.; Glimelius, I.; Grotmol, T.; Lagerros, Y.T.; Madanat-Harjuoja, L.; Männistö, T.; Sörensen, H.T.; Troisi, R.; Björge, T.

(Div. of Cancer Epidemiology and Genetics, National Cancer Institute, Rockville, MD, USA; Dept. of Global Public Health and Primary Care, University of Bergen, Bergen, Norway; Dept. of Medicine, Div. of Clinical Epidemiology, Karolinska Institutet and Karolinska University Hospital, Stockholm, Sweden; Div. of Mental and Physical Health, Norwegian Institute of Public Health, Bergen, Norway; Finnish Institute for Health and Welfare, Helsinki, Finland; Dept. of Neurobiology, Care Sciences and Society, Karolinska Institutet, Stockholm, Sweden; Dept. of Immunology, Genetics and Pathology, Uppsala University, Uppsala, Sweden; Cancer Registry of Norway, Oslo, Norway; Cancer Society of Finland, Finnish Cancer Registry, Helsinki, Finland; Dept. of Pediatrics, University of Helsinki and Helsinki University Hospital, Helsinki, Finland; Northern Finland Laboratory Center NordLab, Oulu, Finland; Dept. of Clinical Epidemiology, Aarhus University Hospital, Aarhus, Denmark)

The Lancet/Diabetes-Endocrinol, 9: 94 - 105 (2021)

Die Inzidenz eines Schilddrüsenkarzinoms hat während der letzten Jahrzehnte weltweit zugenommen. Dies wird im Wesentlichen auf die breite Verwendung der Sonographie und der Feinnadelpunktion zurückgeführt. Jedoch können auch Umweltfaktoren oder hormonelle Einflüsse hierzu beitragen. Frauen sind deutlich häufiger als Männer betroffen, so in der Adoleszenz und insbesondere während der Jahre vor der Menopause. Als Risikofaktoren nachgewiesen sind eine Adipositas und eine Applikation ionisierender Strahlen während der Kindheit. Auch Einflüsse während der Schwangerschaft (wie ionisierende Strahlen, Hyperemesis gravidarum oder hohes Geburtsgewicht) wurden beschrieben. Diesen Fragen wurde in der hier vorgestellten populationsbasierten Studie aus Skandinavien nachgegangen. Diese Länder verfügen seit Jahrzehnten über umfangreiche nationale Register.

Für jeden Patienten mit einem Schilddrüsenkarzinom wurden zehn Kontrollpersonen ohne Karzinom untersucht, gematcht nach dem Land, Geburtsjahr, Geschlecht und Geburtsort. Alle Personen mussten bis zur Diagnose des Karzinoms in ihrem Geburtsland wohnen. Berichtet wird über 2437 Patienten mit Schilddrüsenkarzinom und 24 362 Kontrollpersonen. Davon hatten 1967 Patienten (81.4 %) ein papilläres Karzinom, 281 (11.6 %) ein follikuläres, 137 ein medulläres (5.7 %), sechs ein anaplastisches (0.2 %) und 28 ein Karzinom anderer Histologie (1.2 %). Die erkrankten Personen waren überwiegend weiblich (1880 / 2437; 77.1 %) und jünger als 30 Jahre (1384 / 2437; 56.7 %). Das mittlere Alter bei der Diagnose errechnete sich mit 27.5 Jahre (Bereich 18.8 – 36.2 Jahre). Das Risiko eines Schilddrüsenkarzinoms stieg mit dem Geburtsgewicht (Odds ratio OR pro kg Geburtsgewicht = 1.14; 95 % Vertrauensbereich CI 1.05 – 1.23), einem schon vor der Gravidität bestehenden Diabetes bei der Mutter (OR = 1.69; 95 % CI 0.98 – 2.93) sowie einer postpartalen Blutung (OR = 1.28, 95 % CI 1.06 – 1.55). In Dänemark war zudem eine benigne Schilddrüsenerkrankung der Mutter mit einem signifikant höheren Risiko eines Karzinoms beim Kind assoziiert (mit Ausnahme der Thyreoiditis). Dies zeigt die Abbildung.

Auch eine kongenitale Hypothyreose war mit einem erhöhten Karzinomrisiko verknüpft (OR = 4.55, 95 % CI 1.58 – 13.08). Die berichteten Assozia­tionen waren nicht abhängig davon, ob man in einer städtischen oder ländlichen Region lebt, nicht vom Geburtsjahr und nicht vom Jahr der Diagnose­stellung des Karzinoms.

Die sehr umfangreiche Studie belegt somit eine Assoziation zwischen in utero verzeich­neten Einflüssen wie z. B. Schilddrüsen­er­kran­kungen der Mutter, und dem Risiko der Entwicklung eines Schilddrüsen­karzi­noms beim Kind im späteren Leben. Ob weitere Faktoren wie eine medikamentöse Therapie bei der Mutter während der Schwangerschaft, ein möglicher Jodmangel, eine genetische Veranlagung für Schilddrüsenerkrankungen eine Rolle spielen, bedarf weiterer Untersuchungen.

Dies bedeutet, dass bezogen auf Deutschland ca. 5 Millionen Jahre Lebenszeit und ca. 32 Millionen Parameter der Lebensqualität durch eine Jodsupplementierung gewonnen werden.

Als Nachteil ergab sich ein Anstieg der Hyperthyreoserate. Dies und weitere Parameter sind der zweiten Abbildung zu entnehmen.

In dem umfangreichen Modell kommen die Verfasser zu dem Schluss, dass eine Jodsupplementierung einen weit höheren Nutzen als einen Schaden bewirkt. Allerdings sind bei einer verpflichtenden Jodsupplementierung ethische Aspekte zu berücksichtigen.

Letzte Aktualisierung: 05.10.2021