THYROID-LIT. 50948

Benefits and harms of a prevention program for iodine deficiency disorders: predictions of the decision-analytic EUthyroid model.

Schaffner, M.; Mühlberger, N.; Conrads-Frank, A.; Rushaj, V.Q.; Sroczynski, G.; Koukkou, E.; Thuesen, B.H.; Völzke, H.; Oberaigner, W.; Siebert, U.; Rochau, U.

(Institute of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, Dept. of Public Health, Health Services Research and Health Technology Assessment, UMIT – University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology, Hall i.T., Austria; Faculty of Pharmacy, School of PhD Studies, Ss. Cyril and Methodius University in Skopje, Skopje, Macedonia; Dept. of Endocrinology, University of Patras, Patras, Greece; Centre for Clinical Research and Prevention, Capital Region of Denmark, Glostrup, Denmark; Institute for Community Medicine, University Medicine Greifswald, Greifswald, Germany; Center for Health Decision Science, Dept. of Health Policy and Management, Harvard Chan School of Public Health, Boston, Massachusetts, USA; Institute for Technology Assessment and Dept. of Radiology, Massachusetts General Hospital, Harvard Medical School, Boston, Massachusetts, USA)

Thyroid, 31: 494 - 508 (2021)

Die Bedeutung einer ausreichenden Jodversorgung ist unbestritten. Richtigerweise wurden in vielen Ländern Europas Programme zur Jodsupplementierung eingeleitet. Untersuchungen, die einen Nutzen/Schadenvergleich der Jodsupplemen­tierung beinhalten und z. B. die Lebenserwartung oder Lebensqualität beinhalten, liegen jedoch nicht vor. Ziel der hier referierten Arbeit war es daher, ein entscheidungsanalytisches Modell zu entwickeln, um den Langzeitvorteil dieser Maßnahme am Beispiel der deutschen Bevölkerung zu beschreiben. Deutschland gilt als Land mit moderatem Jodmangel.

Nach diesem entscheidungsanalytischen Modell, dem Markov-Modell, wurden die Inzidenz und die resultierenden Konse­quenzen von Jodmangelerkrankungen (IDD) bezüglich Abwesenheit oder Vorliegen eines verpflichtenden Programms zur Vorbeugung von IDD berechnet. Die Daten basieren auf der Prävalenz, Inzidenz, Mortalität und Lebensqualität in verschiedenen europäischen Ländern. Der primäre Focus wurde auf die Lebensqualität über einen Zeitraum von 120 Jahren gelegt. Zudem wurden Änderungen der Lebensjahre und der Erkrankungen berechnet. In dem Modell, bezeichnet als EUthyroid decision model, wurden die Schilddrüsenfunktion, auch der Wechsel zwischen verschiedenen Funktionszuständen, der Neu­geborenen­status, ein Schilddrüsenkarzinom oder das Vorliegen einer Struma berücksichtigt. Dies gilt auch für den Intelligenz­status (IQ < 70). Dann wurde eine systematische Literaturrecherche vorgenommen.

Auf dieser Grundlage wurde der Vorteil einer Jodsupplementierung errechnet. Bezüglich der Lebenszeit und der Lebensqualität (QALYs) sind die Resultate in der folgenden Tabelle zusammengefasst (basierend auf der deutschen Population und einem Zeithorizont von 120 Jahren):

Dies bedeutet, dass bezogen auf Deutschland ca. 5 Millionen Jahre Lebenszeit und ca. 32 Millionen Parameter der Lebensqualität durch eine Jodsupplementierung gewonnen werden.

Als Nachteil ergab sich ein Anstieg der Hyperthyreoserate. Dies und weitere Parameter sind der zweiten Abbildung zu entnehmen.

In dem umfangreichen Modell kommen die Verfasser zu dem Schluss, dass eine Jodsupplementierung einen weit höheren Nutzen als einen Schaden bewirkt. Allerdings sind bei einer verpflichtenden Jodsupplementierung ethische Aspekte zu berücksichtigen.

Letzte Aktualisierung: 05.10.2021