THYROID-LIT. 50947

New formulations of levothyroxine in the treatment of hypothyroidism: trick or treat?

Nagy, E.V.; Perros, P.; Papini, E.; Katko, M.; Hegedüs, L.

(Div. of Endocrinology, Dept. of Medicine, Faculty of Medicine, University of Debrecen, Debrecen, Hungary; Dept. of Endocrinology, Royal Victoria Infirmary, Newcastle upon Tyne, UK; Dept. of Endocrinology and Metabolism, Regina Apostolorum Hospital, Albano, Rome, Italy; Dept. of Endocrinology, Odense University Hospital, Odense, Denmark)

Thyroid, 31: 193 - 201 (2021)

Es wird allgemein empfohlen, Levothyroxin (L-T4) morgens auf nüchternen Magen einzunehmen. Häufig müssen die Dosie­rungen immer wieder angepasst werden: zum Beispiel bei fehlender regelmäßiger Einnahme, gastrointestinalen Komorbiditäten, Begleitmedikationen, Änderungen des Körpergewichts. In Ergänzung zu L-T4 in Tablettenform sind L-T4 in flüssiger Form oder Softgelkapseln verfügbar. Wesentlicher Unterschied zu L-T4-Tabletten ist für diese beiden Zubereitungen die schnellere Absorption.

Aufgrund des engen therapeutischen Indexes für L-T4, der Bioäquivalenz und der therapeutischen Äquivalenz sollten nach den derzeitigen Leitlinien die Hersteller des Präparates nicht gewechselt werden. Eine Bioäquivalenzstudie zeigte zwar, dass keine Änderung in der fT4-Konzentration festzustellen war, wenn von L-T4-Tabletten auf flüssiges L-T4 gewechselt wird, also eine Bioäquivalenz vorliegt. Allerdings hatte die L-T4-Lösung einen stärkeren TSH-senkenden Effekt als die Tabletten. L-T4-Liquid wies nach 60 bis 180 Minuten nach der Aufnahme die maximale Absorption auf, deutlich schneller als bei der L-T4-Tablette. Vergleichende pharmakokinetische Studien zeigten aber zusammenfassend, dass L-T4 in Tablettenform, in flüssiger Form und als Softgeltablette die regulatorischen Kriterien einer Bioäquivalenz aufweisen. Sie sind – so die Autoren – möglicherweise nicht in allen klinischen Situationen austauschbar.

Besonders hingewiesen wird auf die Kombination aus L-T4 und Protonenpumpenhemmern (PPI). Hier sind die Studien zu der Komedikation widersprüchlich. Einige Studien zeigten eine reduzierte Effektivität von L-T4 in Tablettenform bei gleichzeitiger Einnahme von PPIs, auch von Kalzium, Eisen, ja selbst Espressokaffee. Hier wurde ein Wechsel auf L-T4-Lösung und L-T4-in Softgelzubereitung in kleinen Studien untersucht. Ebenfalls kleinere Studien, z.T. Fallberichte, zeigten einen Effekt einer Autoimmungastritis, Laktoseintoleranz, nach bestimmten bariatrischen Operationen, einer H. pylori-Infektion oder einer diabetischen Gastroparese auf die Absorption von L-T4 in Tablettenform, mit Besserung nach Umstellung auf andere Zubereitungen. Gleichwohl weisen die Autoren auf viele ungelöste Fragen hin, wie z. B. ein möglicher Effekt von Statinen oder Prokinetika, alternative Wege der Resorption (z. B. sublingual). Zudem sind L-T4 in flüssiger Form oder in der Softgel-Zubereitung teurer als die Tablettenzubereitung. In den meisten Fällen ist keine Umstellung erforderlich, lediglich eine Anpassung der L-T4-Tablettendosis. Eine kleine Gruppe von Patienten, z. B. bei denen bei wechselnder Schwere einer gastrointestinalen Erkrankung oder wegen intermittierender Therapien häufige Anpassungen erforderlich sind, profitiert von einer Umstellung, z. B. auf L-T4 in flüssiger Form. Allerdings – so sei erneut darauf verwiesen – ist die Datenlage unzureichend und bedarf unbedingt weiterer Studien.

Letzte Aktualisierung: 04.10.2021