THYROID-LIT. 50946
Questions and controversies in the clinical application of tyrosine kinase inhibitors to treat patients with radioiodine-refractory differentiated thyroid carcinoma: expert perspectives.
Verburg, F.A.; Amthauer, H.; Binse, I.; Brink, I.; Buck, A.; Darr, A.; Dierks, C.; Koch, C.; König, U.; Kreissl, M.C.; Luster, M.; Reuter, C.; Scheidhauer, K.; Willenberg, H.S.; Zielke, A.; Schott, M.
(Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Marburg, Marburg; Charité-Universitätsmedizin Berlin, Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, and Berlin Institute of Health, Dept. of Nuclear Medicine, Berlin; Dept. of Nuclear Medicine, University Clinic Essen, Essen; Dept. of Medical Diagnostics and Therapy, Ernst von Bergmann Hospital Potsdam, Potsdam; Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Würzburg, Würzburg; Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Jena, Jena; Dept. of Medical Oncology, University Hospital Freiburg, Freiburg; Dept. of Gastroenterology, Hepatology, and Endocrinology, University Clinic Frankfurt, Frankfurt Am Main; Dept. of Gastroenterology and Endocrinology, University of Göttingen, Göttingen; Div. of Nuclear Medicine, Dept. of Radiology and Nuclear Medicine, Otto von Guericke University Magdeburg, Magdeburg; Dept. of Palliative Care, Hannover Medical School, Hannover; Interdisclipinary Endocrine Center, Technical University of Munich, Munich; Div. of Endocrinology and Metabolism, Medical University of Rostock, Rostock; Dept. of Endocrine Surgery, Diakonie Klinikum Stuttgart, Stuttgart; Div. of Endocrinology, University Hospital Düsseldorf, Düsseldorf, all Germany; Erasmus Medical Center, Dept. of Radiology and Nuclear Medicine, Rotterdam, The Netherlands)
Horm Metab Res, 53: 149 - 160 (2021)
Die Therapie mit Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) hat sich beim radiojodrefraktären differenzierten Schilddrüsenkarzinom etabliert. Sorafenib und Lenvatinib zeigten in Phase 3-Studien eine signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens. Die hier referierte Arbeit basiert auf Diskussionen eines Panels aus Experten verschiedener deutscher Kliniken.
Kriterien für den Beginn einer Therapie mit TKI: Hierzu bedarf es einer Abstimmung unter Berücksichtigung der Patientenmeinung in einem multidisziplinären Team. Es bestand breite Übereinstimmung, dass eine symptomatische Erkrankung und eine klinische Symptomatik unter Beteiligung kritischer Strukturen wie Ösophagus, Trachea, Halsgefäßen eine Indikation darstellen. Aber auch andere Parameter, wie eine relativ rasche Größenzunahme (Zeit der Verdoppelung des Tumordurchmessers) wurden genannt. Die Zeit einer Verdoppelung des Tumordurchmessers wird als der Thyreoglobulin-Verdoppelungszeit überlegen dargestellt, auch weil der Tumor im Rahmen der Dedifferenzierung die Fähigkeit einer Thyreoglobulinexpression verlieren kann. Selbstverständlich sind zudem die individuelle Situation des Patienten und das Vorliegen evtl. Komorbiditäten und Kontraindikationen zu berücksichtigen. Als Erstlinientherapie wird Lenvatinib vorgeschlagen. Diese Substanz zeigte eine bessere Ansprechrate als Sorafenib. Auch ergab sich der Eindruck einer besseren Verträglichkeit als Sorafenib.
Durchführung einer Therapie mit TKI: Die Gruppe spricht sich für eine höhere Startdosis von Lenvatinib aus. Auch in der Analyse von Untergruppen zeigte Lenvatinib eine Überlegenheit. Spricht ein Tumor auf Lenvatinib an, so ist in den ersten 8 Wochen bereits ein deutlicher Effekt erkennbar, der dann weiter in geringerem Maße anhält. Bei der Entscheidung über die Länge der Therapie sind die Lebensqualität des Patienten zu berücksichtigen. Ist eine Erstlinientherapie nicht mehr effektiv, besteht häufig die Indikation zur Einleitung einer Zweitlinientherapie. Bis zum Beginn der Zweitlinienherapie kann eine Pause sinnvoll sein, um dem Patienten Zeit für eine Erholung zu geben. Hat der Patient nur eine relativ geringe Dosis der Erstlinientherapie erhalten, kann eine höhere Dosis versucht werden.
Unerwünschte Wirkungen der TKI: Die möglichen Nebenwirkungen sowohl von Lenvatinib und Sorafenib sind gut bekannt. Patienten, die Lenvatinib erhielten, litten relativ häufig unter Gewichtsverlust, Bluthochdruck, Nausea, Erbrechen und Änderung der Stimmlage. Patienten, die Sorafenib erhielten, litten häufiger am Hand-Fuß-Syndrom, Hautrötung, Hypokalzämie und erhöhten Leberwerten. Nebenwirkungen sind bei Älteren häufiger als bei jüngeren Patienten.
Schließlich weisen die Autoren auf die Entwicklungen neuer Substanzen hin.
Letzte Aktualisierung: 04.10.2021