THYROID-LIT. 50945

Liothyronine use in hypothyroidism and its effects on cancer and mortality.

Planck, T.; Hedberg, F.; Calissendorff, J.; Nilsson, A.

(Dept. of Endocrinology, Skåne University Hospital, Malmö; Dept. of Clinical Sciences Malmö, Lund University, Lund; Dept. of Molecular Medicine and Surgery, Karolinska Institutet, Stockholm; Dept. of Endocrinology, Metabolism and Diabetes, Karolinska University Hospital, Stockholm; EPI@LUND, Div. of Occupational and Environmental Medicine, Lund University, Lund, all Sweden)

Thyroid, 31: 732 - 739 (2021)

Immer wieder wird die Verabreichung von Trijodthyronin (L-T3) zur Behandlung von Patienten mit einer Hypothyreose diskutiert. Daten zur Langzeitsicherheit dieser Therapie sind jedoch rar. In der Literatur fanden sich Hinweise auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko eines Mammkarzinoms bei Patientinnen, die dieses Präparat einnahmen. Dies war für die Autoren Anlass, in einer populationsbasierten Untersuchung den Effekt einer L-T3-Einnahme auf die Karzinominzidenz und – mortalität zu untersuchen.

Die Studie basiert auf Daten des schwedischen Gesundheitssystems und umfasst Personen, bei denen zwischen Juli 2005 und Dezember 2017 wenigstens drei Mal ein Schilddrüsenhormonpräparat rezeptiert wurde (n = 575 461). Diese wurden mit den Registerdaten zur Karzinominzidenz und – mortalität verglichen. 11 147 Personen nahmen L-T3 ein, zum Teil in einer Kombi­nation aus Levothyroxin (L-T4) und L-T3. Die Nachbeobachtungszeit belief sich auf im Median 8.1 Jahre, insgesamt 4302 121 Personenjahre. Die maximale Nachbeobachtungszeit wurde mit 12.5 Jahren berechnet. Patienten, die L-T3 einnahmen, waren mit 45 ± 13.3 Jahren deutlich jünger als Personen, die eine Monotherapie mit L-T4 erhielten (58.6 ± 18.3 Jahre).

In der univariaten Analyse war die Einnahme von L-T3 assoziiert mit einem signifikant niedrigeren Brustkrebsrisiko, einem niedrigeren allgemeinen Krebsrisiko, einer niedrigeren Karzinommortalität (einschl. Brustkrebs), sowie generell der Gesamt­mortalität (p jeweils zumeist < 0.0001). Zwischen beiden Geschlechtern ergaben sich keine Unterschiede. Betrachtet man die Untergruppe von Karzinomen im fortgeschrittenerem Stadium (T3/T4; oder/und N1-3; oder/und M1), so ergaben sich ähnliche Ergebnisse. Die Abbildung zeigt beispielhaft die Überlebensplots für das Mammkarzinom (bei Frauen) und die eines jeden Karzinoms (gestrichelte Linie = Einnahme von L-T4, durchgezogene Linie = von L-T3).

Auch die multivariate Analyse bestätigte diese Ergebnisse: so betrug die Hazard ratio (HR) bei Therapie mit L-T3 für die Inzidenz eines Mammakarzinom 0.93 (95 %-Vertrauensbereich CI 0.75 – 1.15), für die Inzidenz jedweden Karzinoms 0.97 (95 %-CI 0.87 – 1.08), für die Gesamtmortalität 0.69 (95 % CI 0.61 – 0.77), für die Karzinommortalität 0.78 (95 % CI 0.62 – 0.98) und für die Mortalität an einem Mammkarzinom 0.91 (95 % CI 0.50 – 1.66). Die Zahlen für das Mammakarzinom beziehen sich ausschließlich auf das weibliche Geschlecht.

Die Autoren folgern, daß keine Risiken einer L-T3-Einnahme bezogen auf die untersuchten Parameter, beobachtet werden konnten. Vielmehr war diese Therapie mit einer gewissen Abnahme der Karzinom-Inzidenz und -Mortalität assoziiert, verglichen mit der Einnahme von L-T4. 

Letzte Aktualisierung: 04.10.2021