LITERATUR
THYROID-LIT. 50900
Patients treated for Hyperthyroidism are at increased risk of becoming obese: Findings from a large prospective secondary care cohort.
Torlinska, B.; Nichols, L.; Mohammed, M.A.; McCabe, C.; Boelaert, K.
(Institute of Applied Health Research; Institute of Metabolism and Systems Research; University of Birmingham, Birmingham; Dept. of Statistics, University of Warwick, Coventry; Faculty of Health Studies, University of Bradford, Bradford; Centre for Endocrinology, Diabetes and Metabolism, Birmingham Health Partners, Edgbaston, Birmingham, all United Kingdom)
THYROID 10: 1380 – 1389 (2019)
Gewichtsabnahme ist ein häufiges Symptom der Hyperthyreose. Folgerichtig führt die erfolgreiche Behandlung der Hyperthyreose dann auch bei den meisten Patienten wieder zu einer Gewichtszunahme. Viele Betroffene schildern allerdings, dass es zu einer überschießenden Gewichtszunahme kommt und das Ausgangsgewicht signifikant übertroffen wird.
In der hier präsentierten Kohortenstudie aus Großbritannien wurde erstmals systematisch untersucht, ob die „gefühlte“ Gewichtsentwicklung bei behandelter Hyperthyreose auch objektivierbar ist und ob eine Abhängigkeit vom gewählten Therapieverfahren besteht. Hierzu wurden Daten von 2000 bis 2014 aus der Thyroid Clinic Database der Universitätsklinik in Birmingham analysiert.
Die ausgewertete Kohorte bestand aus 1373 Patienten mit einem Alter zwischen 18 und 90 Jahren. Untersucht wurden sowohl Patienten mit Morbus Basedow als auch solche mit funktioneller Autonomie bzw. Mischformen der Hyperthyreose. Als Kontrollgruppe dienten 10.984 schilddrüsengesunde Personen aus dem Health Survey for England (2007 – 2009), für die longitudinale Gewichtsdaten dokumentiert waren. Unter der Hyperthyreosetherapie betrug die Gewichtszunahme bei Männern 8,0 kg (SD ± 7,5) und bei Frauen 5,5 kg (SD ± 6,8). Im Vergleich zur Kontrollpopulation bestand am Ende der Beobachtungsperiode bei den behandelten Hyperthyreose-Patienten ein signifikant erhöhtes Adipositas-Risiko (BMI > 30 mg/m2); Odds Ratio: 1,7 bei den Männern und 1,3 bei den Frauen (p jeweils < 0,001). Wurde eine Radiojodtherapie durchgeführt, hatte dies eine stärkere Gewichtszunahme zur Folge (0,6 kg; p < 0,001) als bei einer alleinigen thyreostatischen Therapie. Eine weitere Gewichtszunahme trat auf, wenn der TSH-Wert über 10 mIU/L anstieg (0,5 kg; p < 0,001) oder der FT4-Spiegel unter 0,8 ng/ml abfiel (0,3 kg; p < 0,001). Auch die Einleitung einer Thyroxin-Substitution führte zu einem zusätzlichen Gewichtsanstieg (0,4 kg; p < 0,001). Das Auftreten einer Radiojod-induzierten Hypothyreose war prospektiv mit einer überschießenden Gewichtszunahme von 1,8 kg assoziiert.
Die Daten zeigen, dass die Behandlung der Hyperthyreose zu einem signifikanten Anstieg des Adipositas-Risikos führt. Die Radiojodtherapie mit anschließender Entwicklung einer Hypothyreose scheint die überschießende Gewichtzunahme weiter zu begünstigen.
Die Autoren empfehlen das Phänomen der überschießenden Gewichtszunahme bei der Wahl des Therapieverfahrens zu berücksichtigen.
Letzte Aktualisierung: 20.04.2020