LITERATUR
THYROID-LIT. 50896
Hormone replacement therapy with L-Thyroxine promotes working memory and concentration in thyroidectomized female patients after differentiated thyroid carcinoma.
Cordes, J.; Woite, M.; Engelke, C.; Regenbrecht, G.; Kahl, K.G.; Schmidt-Kraepelin, C.; Henning, U.; Kamp, D.; Klimke, A.
(Dept. of Psychiatry and Psychotherapy, Medical Faculty, Heinrich-Heine-University, Duesseldorf; Kaiserswerther Diakonie, Florence Nightingale Hospital, Düsseldorf; Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie and Psychotherapie, Zentrum für Seelische Gesundheit, Medizinische Hochschule, Hannover; Vitos Klinikum Hochtaunus, Friedrichsdorf, all Germany)
Int J Psychiatry Med 55: 114-122 (2020)
Eine unbehandelte Hypothyreose ist mit kognitiven Defiziten assoziiert. Dies betrifft beispielsweise die Lernfähigkeit, die flüssige Ausdrucksweise, Aufmerksamkeit und weitere Faktoren.
Hier untersuchten die Autoren, ob bei Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom die Verordnung von Levothyroxin (L-T4) zu einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten führt.
Eingeschlossen wurden 14 Frauen (mittleres Alter 45.0 ± 12.8 Jahre, Bereich 19 – 66 Jahre), bei denen wegen eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms eine Thyreoidektomie vorgenommen worden war. Bei allen Patientinnen war keine Depression bekannt. Zur Durchführung einer Radiojodtherapie (RJTh) war für vier Wochen L-T4 pausiert worden. Die zweite Untersuchung erfolgte unter L-T4, wobei eine TSH- Suppression angestrebt wurde (Abstand zwischen beiden Messungen 6.18 ± 2.57 Monate; Bereich 4 bis 8 Monate). Es erfolgte jeweils eine psychiatrische Anamneseerhebung und die Untersuchung nach dem Beck-Depression Inventory (BDI).
Zum ersten Zeitpunkt (T1) betrug TSH 55.52 ± 31.4 mU/L, zum zweiten Zeitpunkt (T2) 0.05 ± 0.119 mU/L. Dabei zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Zeitpunkten im „Rey-Osterrieth complex figure test“ (RCFT) mit einer Latenzphase von 30 bis 45 Minuten (Median 12.50 Punkte zum Zeitpunkt T1 und 21.0 Punkte zum Zeitpunkt T2; p = 0.001). Hierbei handelt es sich um einen neuropsychologischen Test, der räumlich-konstruktive Leistungen durch Nachzeichnen einer komplexen Figur erfaßt (Anmerkung des Referenten). Ein weiterer Test, der D2- Test, zeigte ebenfalls signifikante Unterschiede (157 Punkte zum Zeitpunkt T1 und 167 Punkte zum Zeitpunkt T2; p = 0.046). Dieser Test überprüft die Aufmerksamkeit. Auch der BDI-Test, der Symptome einer Depression erfasst, war signifikant verschieden (Median 4.5 Punkte zum Zeitpunkt T1 und 1.50 Punkte zum Zeitpunkt T2; p = 0.046). Die Spearmankorrelation zwischen BDI und RCFT zeigte eine signifikante Beziehung zum Zeitpunkt T1 (p = 0.808; p < 0.001), jedoch keine Korrelation zum Zeitpunkt T2.
Die Einnahme von L-T4 führt somit bei zuvor hypothyreoten Patienten zu einer Besserung der Konzentrationsleistung und der kognitiven Fähigkeiten.
Letzte Aktualisierung: 20.04.2020