LITERATUR

THYROID-LIT. 50895

The long-term outcome of treatment for Graves´ hyperthyroidism.

Sjölin, B.; Holmberg, M.; Törring, O.; Byström, K.; Khamisi, S.; de Laval, D.; Abraham-Nordling, M.; Calissendorff, J.; Lantz, M.; Hallengren, B.; Nyström, H.F.; Wallin, G. 

(Dept. of Surgery, Faculty of Medicine and Health, Örebro University, Örebro; Institute of Medicine, Sahlgrenska Academy, University of Gothenburg, Göteborg; ANOVA, Karolinska University Hospital, Stockholm; Institution for Clinical Science and Education, Karolinska Institutet and Div. of Endocrinology, Dept. of Internal Medicine, Södersjukhuset, Stockholm; Dept. of Medicine, Örebro University and University Hospital, Örebro; Dept. of Endocrinology, Uppsala University Hospital, Uppsala; Dept. of Medical Sciences, Uppsala University, Uppsala; Dept. of Medicine, Blekinge Hospital, Karlskrona; Dept. of Molecular Medicine and Surgery, Karolinska Institutet, Stockholm; Dept. of Endocrinology, Metabolism and Diabetes, Karolinska University Hospital, Stockholm; Dept. of Endocrinology, Skåne University Hospital, Malmö; Dept. of Clinical Sciences, Lund University, Lund; Dept. of Endocrinology, Sahlgrenska University Hospital, Göteborg, all Sweden)

Thyroid 29: 1545-1555 (2019) 

Nur wenige Untersuchungen  beschäftigen sich mit dem Langzeitverlauf der verschiedenen Möglichkeiten einer Therapie bei Autoimmunhyperthyreose M. Basedow (thyreostatische Therapie, Radiojodtherapie (RJTh) und Operation). Dies betrifft Fragen nach Erfordernis einer Levothyroxin- (L-T4-) Medikation, einer ablativen Behandlung oder der Selbsteinschätzung der Patienten.

Daher wurde diese Frage in einer groß angelegten Studie aus Schweden bei 1186 Patienten, bei denen zwischen 2003 und 2005 ein M. Basedow diagnostiziert wurde, untersucht. Die mittlere Nachbeobachtungszeit belief sich auf 8 ± 0.9 Jahre (Bereich 6 – 10 Jahre). Das mittlere Lebensalter betrug 46.9 Jahre. Die meisten Patienten waren weiblich (4.6 : 1). Der Anteil der Raucher belief sich auf 28.9 %. Bei 21.1 % bestand eine endokrine Orbitopathie (e.O.). 

Initial erhielten 774/1186 Patienten eine thyreostatische Medikation. Von diesen erhielten während der ersten Behandlungs­periode 178 Patienten eine ablative Therapie, so dass 596 Patienten (77 %) die thyreostatische Behandlung über 12 – 18 Monate vornahmen. Danach verblieben 351 Patienten (58.9 %) in einer dauerhaften Remission. Bezogen auf die Gesamt­gruppe, betrug die Remissionsrate 45.3 % (351/774 Patienten). Bei 245 Patienten kam es nach der ersten Behandlungsperiode zu einem Rezidiv, von denen 119 erneut Thyreostatika erhielten. Hiervon blieben 35/119 Patienten in einer Remission (29.4 %). Insgesamt blieben somit 325 der anfänglich 774 Patienten, die Thyreostatika erhielten, auch nach 6 – 10 Jahren euthyreot, auch ohne Erfordernis einer L-T4-Medikation.

Wie erwähnt, erhielten 178 der initial 774 mit Thyreostatika behandelten Patienten eine ablative Therapie während des ersten Therapiezyklus (23 %). Von den 119 Patienten, bei denen ein zweiter Thyreostatikazyklus notwendig wurde, erfolgte bei 43 Patienten (36 %) eine Operation und bei 32 Patienten (26.9 %) eine RJTh. Insgesamt wurde somit bei 215/774 initial mit Thyreostatika behandelten Patienten eine Operation vorgenommen (27.8 %) und bei 170 Patienten eine RJTh (21.9 %).

Bei 324 Patienten (27.3 %) erfolgte bereits initial, ohne thyreostatische Vortherapie, eine RJTh. Hiervon blieben 264 Patienten (81.5 %) in einer Remission. Insgesamt erhielten 505 / 1186 Patienten eine RJTh (42.6 %). Eine Hypothyreose trat bei 420/505 Patienten auf (83.2 %). Bei 54 Patienten (4.6 %) erfolgte eine Operation als erste therapeutische Maßnahme, wovon 52 Patienten in der Remission verblieben. Die beiden Patienten, die ein Rezidiv erlitten, erhielten dann eine RJTh. In der Gesamtgruppe wurde bei 278/1186 Patienten eine Operation vorgenommen (23.4 %), von denen 265 Patienten L-T4 einnehmen mussten. Bei insgesamt 34 Patienten erfolgte keines der drei Therapieverfahren (2.9 %). 27 dieser Patienten entwickelten spontan eine euthyreote Stoffwechsellage.

Am Ende der Beobachtungszeit berichteten 25.3 % der Patienten, sie seien nicht beschwerdefrei. Angegeben wurden Müdigkeit (25.3 %), Augenprobleme (13.5 %), Schwierigkeiten mit der L-T4- Substitution (12.5 %) oder weitere Symptome (10.4 %).  Weitere 10.4 % berichteten Schwierigkeiten, mit einer Erkrankung, die rezidivieren kann, leben zu müssen. Zwischen den drei Therapieformen ergaben sich aber keine Unterschiede bezüglich der Persistenz von Symptomen.

Die Studie bestätigt zunächst das Rezidivrisiko einer Basedow-Hyperthyreose von ca 50 %. Sie liefert zudem Information über die Langzeitauswirkungen der verschiedenen Therapieformen: die Remissionsrate betrug hier 81.5 % bei Durchführung einer RJTh und 96.3 % nach Thyreoidektomie. Immerhin ein Viertel der betroffenen Patienten beklagten persistierende Symptome.

Letzte Aktualisierung: 20.04.2020