LITERATUR

THYROID-LIT. 50894

Investigating the effect of thyroid nodule location on the risk of thyroid cancer.

Jasim, S.; Baranski, T.J.; Teefey, S.A.; Middleton, W.D. 

(Div. of Endocrinology, Metabolism and Lipid Research, Dept. of Internal Medicine; Mallinckrodt Institute of Radiology; Washington University in St. Louis, School of Medicine, St. Louis, Missouri, USA)

Thyroid, doi: 10.1089/thy.2019.0478. (2020)

Besteht ein Zusammenhang zwischen der Lokalisation von Schilddrüsenknoten und dem Risiko einer Malignität?

Dieser Frage ging die hier vorgestellte Untersuchung aus den USA nach. Hierbei handelt es sich um eine retrospektive Studie, die 3313 Erwachsene mit sonograpisch festgestellten Schilddrüsenknoten umfasste. Bei allen Patienten erfolgte eine Feinnadelpunktion mit zytologischer Klassifikation. Die Knoten wurden sonographisch nach dem Thyroid Imaging Reporting and Data System (TIRADS) der amerikanischen radiologischen Gesellschaft klassifiziert.

Das mittlere Lebensalter betrug 54.2 Jahre (Bereich 18 – 97 Jahre). Die Mehrzahl der Patienten war weiblich (n = 2635, 79.8 %). Bei 302 Personen (9 %) war in der Familienanamnese ein Schilddrüsenkarzinom zu erfragen, bei 435 Personen (13 %) ein Z.n. Bestrahlung der Halsregion. Bei 838 Patienten (25.8 %) lag ein einzelner Knoten vor, sonst fanden sich zwei oder mehr Knoten. Einzelne Patienten mussten ausgeschlossen werden, so dass schlußendlich 3241 Knoten in die Auswertung eingingen. Hiervon waren 335 Knoten (10.3 %) zytologisch maligne, 2906 benigne.

Die Knotenlokalisation war in der multivariaten Analyse signifikant verschieden, betrachtet man maligne und benigne Befunde (p < 0.0001). Die Malignitätsrate betrug 14.6 % im oberen (Odds ratio OR = 1.8, 95 % Vertrauensbereich (CI) 1.2 – 2.7, p = 0.005 vgl mit KNoten im unteren Drittel), 10.2 % im mittleren (OR = 1.5, CI 1.1 – 2.0; p = 0.01), 8.1 % im unteren Lappendrittel und 17.4 % im Isthmus (OR = 2.4, CI 1.5 – 3.9).  Die Mehrzahl der malignen Knoten wurde nach der TIRADS- Klassifikation in TR 4 und 5 zugeordnet. In der logistischen Regressionsanalyse zeigte sich die Lokalisation des Knotens als unabhängiger Risikofaktor (p = 0.005). Ebenfalls signifikanten Einfluss hatten die Zusammensetzung des Knotens, die Echogenität, Kalzifikationen (p jeweils < 0.0001) und die Randbegrenzung (p = 0.0001).

Die genannte Korrelation mit dem höchsten Risiko von Isthmusknoten blieb auch bestehen, wenn als Variable in der univariaten Analyse das Alter, Geschlecht, die Familienanamnese, der Knotendurchmesser oder die TIRADS-Klassifikation berücksichtigt wurden. Lediglich die Anamnese einer früheren Radiatio hatte in dieser Analyse keinen signifikanten Effekt. In der multivariaten Analyse blieben diese Korrelationen bestehen, mit Ausnahme des Knotendurchmessers. Das Malignitätsrisiko war bei Männern höher als bei Frauen (OR = 1.8, CI 1.4 – 2.5; p < 0.0001). Es fiel mit zunehmendem Lebensalter (OR = 0.9, CI 0.97 – 0.99; p < 0.0001) und war höher bei positiver Familienanamnese (OR = 1.5, CI 1.0 – 2.2; p = 0.04). Auch stieg das Risiko in Abhängigkeit von der TIRADS-Klassifikation (TR4: OR = 25.8, CI 5.7 – 455; p < 0.0001; TR 5: OR = 155.6, CI 34.5 – 999.9; p < 0.0001).

Isthmusknoten waren mit im Mittel 15.5 ± 10.7 mm signifikant kleiner als Knoten im mittleren (p < 0.0001) oder unteren Drittel (p = 0.0004), nicht jedoch als Knoten im oberen Drittel.

Zusammenfassend kann aus den US-amerikanischen Daten gefolgert werden, dass die Lokalisation von Knoten im Isthmus­bereich mit einem höheren Malignitätsrisiko assoziiert ist. Die Knotenlokalisation stellt somit einen unabhängigen Risikofaktor für die Bewertung von Schilddrüsenknoten dar.

Letzte Aktualisierung: 20.04.2020