LITERATUR

THYROID-LIT. 50891

Differentiated thyroid cancer patients potentially benefitting from postoperative I-131 therapy: a review of the literature of the past decade.

Verburg, F.A.; Flux, G.; Giovanella, L.; van Nostrand, D.; Muylle, K.; Luster, M.

(Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Marburg, Marburg, Germany; European Association of Nuclear Medicine, Thyroid Committee, Vienna, Austria; JointDepartment of Physics, Royal Marsden Hospital and Institute of Cancer Research, Sutton, UK; European Association of Nuclear Medicine, Radiation Protection Committee, Vienna, Austria; Ente Ospedaliero Cantonale, Clinic for Nuclear Medicine and Molecular Imaging and Integrated Centre for Thyroid Diseases, Bellinzona, Switzerland; Washington Hospital Center, NuclearMedicine,Washington, District of Columbia, USA; Dept. of Nuclear Medicine, University Hospital Brussels/UZ Brussel (VUB), Brussels, Belgium; European Association of Nuclear Medicine, Board, Vienna, Austria)

Eur J Nucl Med Mol Imaging 47: 78-83 (2020).

Was ist der Stellenwert einer Radiojodtherapie (RJTh) bei Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom?

Die vor einigen Jahren veröffentlichten Leitlinien der Amerikanischen Schilddrüsengesellschaft ATA beispielsweise empfehlen die RJTh nicht eindeutig; vielmehr könne sie überlegt („considered“) werden, sogar bei Vorliegen von Lymphknotenmetastasen.

Dies veranlasste die Autoren, die während der letzten zehn Jahre publizierten Studien zu dieser Problematik zusammen­zufassen. Eingeschlossen wurden Studien, die als Endpunkte die Gesamtüberlebensrate, die tumorspezifische Überlebensrate oder das rezidivfreie Intervall erfassten. Zudem mussten die Studien mehr als 300 Patienten umfassen und die Endpunkte über einen längeren Zeitraum als fünf Jahre erfassen.

Eingeschlossen wurden elf Arbeiten, die zwischen 326 und 32 119 Patienten umfassten. Zwischen 22 und 93 % der Patienten erhielten eine RJTh. Vier Studien berichteten über Mikrokarzinome (≤ 1 cm Durchmesser). Zwei der vier Studien zeigten einen statistisch signifikanten Benefit der RJTh. Waren die Tumore im Durchmesser größer als 1 cm, wiesen aber keine Fern­metastasen auf („Non-microcarcinoma without distant metastases“), konnte auf sechs Studien zurückgegriffen werden. Hierbei handelt es sich um die Patientengruppe, bei der derzeit besonders intensiv über die Indikation einer RJTh diskutiert wird. Von den sechs eingeschlossenen Untersuchungen zeigten vier einen positiven Effekt der RJTh. So zeigte eine Studie in der multivariaten Analyse ein um 29 % reduziertes Mortalitätsrisiko durch die RJTh (p < 0.001), bei Patienten < 45 Jahren sogar eine noch ausgeprägtere Reduktion. Interessanterweise wurde in einer Studie auch nach Lobektomie eine RJTh vorgenommen und erbrachte in der multivariaten Analyse einen positiven Effekt. Wie angemerkt, zeigten zwei Untersuchungen aber keinen positiven Effekt der RJTh. Bei Patienten mit Fernmetastasen ergab eine Untersuchung in der multivariaten Analyse einen eindeutigen Vorteil bei Durchführung einer RJTh.

Zusammenfassend zeigt die Übersichtsarbeit bei Patienten mit einem Tumordurchmesser von mehr als 1 cm einen Überlebensvorteil nach Durchführung einer RJTh. Dies, so die Autoren, bleibt als Empfehlung bei Patienten mit differenziertem Karzinom bestehen, zumindest so lange, bis prospektive randomisierte Studien vorliegen. 

Letzte Aktualisierung: 20.04.2020