LITERATUR

THYROID-LIT. 50890

Comparison between total thyroidectomy and medical therapy for amiodarone-induced thyrotoxicosis. 

Cappellani, D.; Papini, P.; Pingitore, A.; Tomisti, L.; Mantuano, M.; Di Certo, A.M.; Manetti, L.; Marconcini, G.; Scattina, I.; Urbani, C.; Morganti, R.; Marcocci, C.; Materazzi, G.; Iervasi, G.; Martino, E.; Bartalena, L.; Bogazzi, F.  

(Unit of Endocrinology, Dept. of Clinical and Experimental Medicine, University of Pisa; Unit of Endocrine Surgery, Dept. of Surgical, Medical, Molecular Pathology and Critical Area, University of Pisa; Clinical Physiology Institute, Consiglio Nazionale delle Ricerche (CNR); Section of Statistics, University Hospital of Pisa, all Pisa; and Depart. of Medicine and Surgery, University of Insubria, Varese, all Italy)

J Clin Endocrinol Metab, Jan 1;105(1) (2020)

Bei Patienten mit durch das jodhaltige Medikament Amiodarone hervorgerufener Hyperthyreose hat sich als eines der möglichen Therapieverfahren eine totale Thyreoidektomie etabliert.

Hier gingen die Verfasser in einer longitudinalen Kohortenstudie der Frage nach, ob eine operative Vorgehensweise einer thyreostatischen Therapie überlegen ist. Zumeist lag eine amiodaroninduzierte Hyperthyreose Typ 2 vor. Die Daten wurden über einen langen Zeitraum, zwischen Januar 1990 und Dezember 2017, erhoben. Bei 51 Patienten erfolgte eine totale Thyreoidektomie, bei 156 Patienten erfolgte eine medikamentöse Behandlung. Alle Patienten erhielten zu Beginn eine kardiologische Untersuchung, bei klinischer Erfordernis auch im Verlauf. Als „Heilung“ der Hyperthyreose unter der medikamentösen Therapie wurde definiert, dass fT3, fT4 und TSH normal ausfielen oder eine Hypothyreose vorlag, jeweils für wenigstens 6 Monate nach Beendigung der Thyreostatikatherapie.

Die initialen Daten den beiden Gruppen (Geschlecht, BMI, Alter) unterschieden sich nicht. Patienten, die operiert wurden, wiesen jedoch signifikant häufiger eine Kardiomyopathie auf (p < 0.013) und erhielten signifikant häufiger Amiodarone wegen einer ventrikulären Arrhythmie (p < 0.0001). Bei Patienten, die konservativ behandelt wurden, bestand häufiger eine supraventrikuläre Arrhythmie (p < 0.0001). Auch wies eine höhere Anzahl von Patienten in der operierten Gruppe eine moderat oder schwer eingeschränkte systolische Pump­funktion (LVEF) auf.

Zwischen beiden Gruppen ergaben sich signifikante Unterschiede in Bezug auf das Gesamtüberleben nach 10 Jahren (Abb. Teil A) und in Bezug auf die kardiovaskuläre Mortalität nach fünf Jahren (Abb. Teil B). Sieben Patienten (4.5 %) in der medikamentös behandelten Gruppe starben, bevor eine Euthyreose erreicht wurde. Die perioperative Mortalität lag bei 1.9 % (n = 1). In der multivariaten Analyse waren Vorhersage­faktoren für einen tödlichen Ausgang das Alter, die linksventrikuläre Ejektionsfraktion LVEF und die Art der Therapie (Op. vs. konservativ). Dabei scheint die Thyreoid­ektomie eine „protektive“ Rolle bei Patienten mit niedriger LVEF zu besitzen: es war die Mortalität bei Patienten mit mäßig bis schwer reduzierter LVEF höher in der konservativ therapierten Gruppe als in der operierten Gruppe (p = 0.005). 

Wie zu erwarten, war bei den operierten Patienten die euthyreote Stoff­wechsellage signifikant schneller erreicht als bei den medikamentös therapierten Patienten (30 Tage vs. 102 Tage, p < 0.0001). Ebenfalls wie zu erwarten, ging die Etablierung einer euthyreoten Stoffwechsellage mit einer Besserung der EF einher: von 45.2 auf 49.5 % (p < 0.0001).

Somit lässt sich zusammenfassen, dass die Thyreoidektomie bei Patienten mit schlechter systolischer Funktion das Verfahren der Wahl darstellt. Dabei kann die Operation auch im Zustand einer noch bestehenden Hyper­thyreose erfolgen.

Letzte Aktualisierung: 20.04.2020