Li, X.; Wang, Y.; Guan, Q.; Zhao, J.; Gao, L.

(Dept. of Endocrinology and Metabolism; Scientific Center, Shandong Provincial Hospital affiliated to Shandong University, Jinan, Shandong, China)

Clin Endocrinol 87: 1-9 (2017)

Schilddrüsenhormone beeinflussen neben vielen anderen Effekten auch den Lipidstoffwechsel. So wurden bei einer latenten Hypothyreose erhöhte Werte für Gesamt-Cholesterin und LDL-Cholesterin beschrieben. Einzelne Studien berichteten zudem bei latenter Hypothyreose ein erhöhtes Risiko der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität. Daher wurde von manchen Autoren die Einleitung einer Medikation mit L-Thyroxin (L-T4) empfohlen, auch wenn randomisierte Studien widersprüchliche Resultate zeigten. Dies war Anlass, diese Frage in einer Metaanalyse aufzuarbeiten.

Eingeschlossen wurden nur randomisierte klinische Studien, in denen L-T4, Trijodthyronin (L-T3) oder eine Kombination aus beiden untersucht wurden, verglichen mit Plazebo oder einer unbehandelten Kontrollgruppe. Es verblieben zwölf Studien mit 940 Teilnehmern. Das mittlere Alter der Patienten lag bei 53 Jahren, der body mass index bei 25.8 kg/m2. Als subklinische Hypothyreose wurde eine TSH-Erhöhung bei normalen Werten für fT4 definiert. Der initiale TSH-Wert lag bei 6.78 mU/L (Bereich 5.3 – 11.73 mU/L). Die mittlere Therapiedauer im Rahmen der Studien lag bei 9.3 Monaten (Bereich 3 – 15 Monate). Alle Patienten erhielten L-T4 in einer mittleren Dosis von 57.2 µg/Tag (Bereich 24.6 – 100 µg/Tag).

Die Einnahme von L-T4 führte zu einem Rückgang der Gesamtcholesterinwerte und der LDL-Cholesterinwerte, insbesondere während der ersten sechs Monate, auch wenn sich deutliche Unterschiede zwischen den Studien ergaben. Dies ist der Abbildung zu entnehmen (Teil A zeigt den Effekt auf den Gesamtcholesterinwert, Teil B auf den LDL-Cholesterinwert; WMD = weighted mean difference). Für Gesamtcholesterin ergab sich eine mittlere Abnahme um –0.29 mmol/L (95 %-Vertrauensbereich –0.42 – –0.16). Der mittlere LDL-Cholesterinwert nahm um 0.22 mmol/L ab (95 %-Vertrauensbereich –0.36 – –0.09). Vergleicht man Studien mit kurzer Therapiedauer (≤ 6 Monate) mit denjenigen, die eine längere Therapie vornahmen, so war der Effekt bei längerer Therapiedauer zwar schwächer, aber immer noch signifikant. Auf die HDL-Cholesterin- und Triglyzeridkonzentration hatte eine L-T4-Gabe keinen Einfluß.

Zusammenfassend folgern die Autoren, dass eine L-T4-Einnahme bei Patienten mit latenter Hypothyreose zu einem Rückgang der Gesamt- und LDL-Cholesterinwerte führt. Diese Effekte waren auch bei Patienten mit nur milder latenter Hypothyreose (TSH < 10 mU/L) nachweisbar. Entscheidend ist die Frage, inwieweit hieraus ein günstiger Effekt auf das kardiovaskuläre Risiko abzuleiten ist.