LITERATUR

THYROID-LIT-50835

Papillary Thyroid Cancer and Coexisting Autoimmune Thyroiditis

Veit, F.; Graf, D.; Momberger, S.; Helmich-Kapp, B.; Ruschenburg, I.; Peters, A.; Kussmann, J.; Saeger, W.; Schmidt, K.W.; Toetsch, M.; Nestler, K.; Mann, K.

(Nuclear Medicine Center von Essen, Koblenz, Germany; Endocrine and Nuclear Medicine Center Lüneburg, Lüneburg; Endocrine and Nuclear Medicine Center Tegernsee, Tegernsee, Germany; Laboratory of Cytology, Einbeck, Hamburg; Klinikum Lüneburg, Department of Pathology, Lüneburg; Schön Klinik Eilbek, Dept. of Endocrine Surgery, Hamburg; University Hamburg, Dept. of Pathology, Hamburg; University Hospital Duisburg-Essen, Dept. of Pathology, Essen; Bundeswehr Central Hospital Koblenz, Dept. of Radiology, Koblenz; Center of Endocrinology and Nuclear Medicine, München, all Germany; University Hospital Graz, Dept. of Pathology, Graz, Austria)

Horm Met Res 49: 869-872 (2017)

Im Gegensatz zu follikulären Karzinomen (FTC) und zu benignen euthyreoten Strumen wurde bei papillären Schild­drüsen­karzinomen (PTC) eine erhöhte Prävalenz von lymphozytären Infiltrationen und von erhöhten TPO-Antikörpern (TPO-Ak) beschrieben, auch wenn die hierzu verfügbaren Daten nicht konsistent sind. Daher gingen die Autoren dieser Frage und ihrer möglichen Bedeutung bei 100 Patienten mit histologisch nachgewiesenem differenziertem Schilddrüsenkarzinom nach. In 67 Fällen bestand ein PTC, in 33 Fällen ein FTC. PTCs mit einem Durchmesser von weniger als 1 cm wurden ausgeschlossen. Eine zufriedenstellende Feinnadelaspirationszytologie fand sich in 54 der 67 PTCs und 32 der 33 FTCs. Das Ausmaß der lymphozytären Infiltration wurde in drei unterschiedliche Abstufungen eingeteilt (+, ++ bzw. +++). Als Kontrollgruppe dienten 60 Patienten mit euthyreoter Knotenstruma, ohne Anzeichen einer Autoimmunthyreoiditis (AIT), sowie 100 Patienten, bei denen wegen einer benignen euthyreoten Knotenstruma eine Operation vorgenommen wurde.

Die histologische Aufarbeitung ergab bei 32 der 67 Patienten (48 %) mit einem PTC eine lymphozytäre Infiltration unterschiedlichen Ausmaßes. Bei 23 dieser 32 Patienten (72 %) zeigten sich zudem erhöhte TPO-Ak von über 500 µU/ml, im Mittel 4100 µU/ml (Bereich 513 – 7693 µU/ml). Hohe TPO-Ak-Werte fanden sich signifikant häufiger bei jungen Patienten (< 45 Jahren) als bei Patienten > 60 Jahre (p < 0.023). 13 der 23 Patienten mit PTC und Nachweis lymphozytärer Infiltrationen waren jünger als 45 Jahre (57 %). Nur bei zwei der 20 Patienten mit PTC im Alter von über 60 Jahren waren eine lymphozytäre Infiltration und erhöhte TPO-Ak nachweisbar.

Typische histologische Befunde einer AIT zeigten sich bei zehn der 23 Patienten (43 %). In dieser Gruppe (+++) war sonographisch auch eine Echoarmut festzustellen, wobei sich das Karzinom noch echoärmer als das umgebende benigne Gewebe darstellte. Die verbleibenden 13 Patienten wiesen histologisch fokale Infiltrate unterschiedlicher Ausprägung auf. Hier konnte der Ultraschall bei einem Teil der Patienten keine Echoarmut aufweisen.

Eine Feinnadelpunktion war bei 20 der 23 Patienten mit PTC und hohen TPO-Ak und lymphozytärer Infiltration erfolgt, von denen 16 aussagekräftig waren. Neun der 16 Proben ergaben den Verdacht auf ein PTC. Bei drei der neun Aspirate wurde auch eine lymphozytäre Infiltration nachgewiesen.

Eine Kontrolluntersuchung 12 Monate nach Thyreoidektomie und Radiojotherapie ergab bei einem Patienten einen weiterhin sehr hohen TPO-Ak-Wert. Hier kam es innerhalb eines Jahres zu einem Rezidiv. Bei zwei weiteren Patienten war ein Rückgang um 50 bzw. 70 % des Ausgangswertes festzustellen. Bei den restlichen 20 Patienten nahmen die TPO-AK um > 90 % ab.

Bei 4/33 Patienten (12 %) mit FTC bestanden präoperativ hohe TPO-AK, bei zwei Patienten histologisch auch Nachweise einer AIT (+++). In der ersten Kontrollgruppe fanden sich erhöhte TPO-AK bei 3/60 Patienten (5 %). Bei 24 der 100 operierten Patienten der zweiten Kontrollgruppe fanden sich geringe Hinweise auf vereinzelte lymphozytäre Infiltrate.

Die Arbeit zeigt somit bei einem nennenswerten Teil von Patienten mit PTC eine deutliche lymphozytäre Infiltration und sehr hohe TPO-Ak-Werte, insbesondere bei jüngeren Patienten. Liegt ein sonographisch echoarmer Knoten vor, und bestehen Befunde eines begleitenden Autoimmunprozesses (erhöhte TPO-Ak, lymphozytäre Infiltrationen in der zytologischen Unter­suchung, typischer sonographischer Befund), sollte eine operative Intervention auch bei zytologisch nicht nach­ge­wie­se­nem PTC erwogen werden, sofern szintigraphisch eine Autonomie ausgeschlossen ist.

Letzte Aktualisierung: 20.03.2018