LITERATUR

THYROID-LIT-50833

Maternal thyroid function, prepregnancy obesity and gestational weight Gain – The Generation R Study: A prospective cohort study

Collares, F.M.; Korevaar, T.I.M.; Hofman, A.; Steegers, E.A.P.; Peeters, R.P.; Jaddoe, V.W.V.; Gaillard, R.

(The Generation R Study Group, Erasmus University Medical Center; Dept. of Paediatrics, Erasmus University Medical Center – Sophia Children’s Hospital; Dept. of Epidemiology, Erasmus University Medical Center; Dept. of Internal Medicine, Erasmus University Medical Center; Rotterdam Thyroid Center, Erasmus University Medical Center; Dept. of Obstetrics and Gynaecology, Erasmus University Medical Center, all Rotterdam, The Netherlands)

Clin Endocrinol 87: 799-806 (2017)

Eine Adipositas der Mutter bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft und eine exzessive Gewichtszunahme während der Schwangerschaft sind mit einem erhöhten Risiko von Schwangerschaftskomplikationen behaftet. Da andererseits die Schild­drüsenfunktion Auswirkungen auf den body mass index (BMI) hat, untersuchten die Autoren den Zusammenhang zwischen der Schilddrüsenfunktion der Mutter in der Frühschwangerschaft, dem BMI der Mutter und der Gewichtszunahme während der Schwangerschaft (n = 5726). Die Studie fand im Rahmen der populationsbasierten prospektiven Generation R-Untersuchung statt. Dabei wurden Frauen, die z.B. Schilddrüsenmedikamente einnahmen oder bei denen eine Schild­drüsen­erkrankung bekannt war, ausgeschlossen. Die Schilddrüsenwerte wurden in der Frühschwangerschaft bestimmt (im Median in Schwanger­­schaftswoche 13.5, 95 %-Bereich 9.7 – 17.6). Eine manifeste Hypothyreose wurde bei einem TSH von > 4.04 mU/L und einem verminderten fT4 angenommen (n = 23), eine subklinische Hypothyreose bei einem TSH von > 4.04 mU/L bei normalem fT4 (n = 188) und eine manifeste Hyperthyreose bei einem TSH < 0.03 mU/L und einem erhöhten fT4 (n = 50). Der BMI vor der Schwangerschaft lag bei 24.5 ± 4.4 kg/m2, die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft errechnete sich mit 15.2 ± 5.6 kg. Als „exzessive Gewichtszunahme“ wurde definiert: bei untergewichtigen und normalgewichtigen Frauen > 16 kg, bei übergewichtigen Frauen > 11.5 kg, bei adipösen Frauen > 9 kg.

Dabei war ein höherer TSH-Wert bei der Mutter mit einem höheren Risiko einer exzessiven Gewichtszunahme während der Schwangerschaft assoziiert (Odds Ratio OR 1.28, 95 %-Vertrauensbereich 1.13 – 1.45 pro Anstieg um eine Standard­abweichung (SD) des TSH-Wertes). Ein höherer fT4-Wert war andererseits assoziiert mit einem höheren Risiko von Untergewicht der Mutter und einem niedrigeren Risiko für ein Übergewicht vor der Schwangerschaft (OR 1.30, 95 %-Vertrauensbereich (CI) 1.15 – 1.46, bzw. OR 0.83, 95 % CI 0.75 – 0.92, pro SD-Anstieg des fT4-Wertes). Zudem wies ein höherer fT4-Wert in der Frühschwangerschaft auf ein geringeren Risiko einer exzessiven Gewichtszunahme während der Schwangerschaft hin (OR 0.83, 95 % CI 0.73 – 0.94 pro SD-Anstieg von fT4).

Betrachtet man die untersuchten Einflußgrößen unter Berücksichtigung soziodemographischer und lebensstilbezogener Faktoren, so bestätigten sich die genannten Zusammenhänge: ein höherer TSH-Wert war mit einem höheren BMI vor der Schwangerschaft assoziiert (Unterschied 0.18 kg/m2, 95 % CI 0.01 – 0.36 pro SD-Anstieg von TSH). Ein höherer TSH-Wert war auch mit einer stärkeren Gewichtszunahme während der Schwangerschaft assoziiert (Unterschied 0.02 kg/Woche, 95 % CI 0.01 – 0.03, pro SD-Anstieg von TSH. Ein höherer fT4-Wert war wiederum mit einem niedrigeren BMI vor der Schwangerschaft assoziiert (Differenz – 0.44 kg/m2, 95 % CI – 0,63 – – 0.26 pro SD-Anstieg des fT4-Wertes). Eine ähnliche Beziehung ergab sich für den fT4-Wert und die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft (Differenz – 0.01 kg/Woche, 95 % CI – 0.02 – – 0.01 pro SD-Anstieg von fT4).

Lag eine Hypothyreose vor, so ergab sich ein höherer BMI vor der Schwangerschaft und eine stärkere Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, während bei Vorliegen einer Hyperthyreose ein niedrigerer BMI vor der Schwangerschaft und eine geringere Gewichtszunahme zu verzeichnen war.

Somit konnten die Verfasser in dieser populationsbasierten Untersuchung Zusammenhänge zwischen TSH und fT4 einerseits und dem Gewichtsverhalten andererseits aufzeigen. Die entscheidende Frage ist, ob sich hieraus Konsequenzen für Mutter und Kind ergeben (z.B. Geburtsgewicht, Schwangerschaftskomplikationen).

Letzte Aktualisierung: 20.03.2018