THYROID-LIT. 51008

Infertility and pregnancy rates in female thyroid cancer survivors: a retrospective cohort study using health care administrative data from Israel

Hirsch, D.; Yackobovitch-Gavan, M.; Lazar, L.

(Institute of Endocrinology, Rabin Medical Center, Beilinson Hospital, Petach Tikva; Sackler Faculty of Medicine, Tel Aviv University, Tel Aviv; The Jesse Z and Sara Lea Shafer Institute for Endocrinology and Diabetes, National Center for Childhood Diabetes, Schneider Children’s Medical Center of Israel, Petach Tikva; Dept. of Epidemiology and Preventive Medicine, School of Public Health, Sackler Faculty of Medicine, Tel Aviv University, Tel Aviv, all Israel)

Thyroid, 33: 456-463 (2023)

Ein Schilddrüsenkarzinom tritt nicht selten bei Frauen im gebärfähigen Alter auf. In den meisten Fällen erfolgen eine Thyreoidektomie und eine anschließende Radiojodtherapie. Gibt es einen Einfluss dieser Erkrankung auf die Fertilität? Dieser Frage ging die hier vorgestellte Arbeit in einer retrospektiven Untersuchung aus Israel auf der Basis von Krankenkassendaten nach.

In der Zeit von 2000 bis 2020 trat unter den knapp 730.000 weiblichen Versicherten bei 6.064 Frauen ein Schilddrüsenkarzinom auf, davon bei 1.309 Frauen im Alter von < 40 Jahren. Auswertbar waren die Daten von 1.164 Frauen. Diese Gruppe wurde mit 5.030 altersgematchten weiblichen Kontrollpersonen verglichen. Das Alter (Median) betrug bei Diagnosestellung 31,6 Jahre (Interquartilbereich IQR 26,7–35,4 Jahre). Die Nachbeobachtungszeit belief sich auf zehn Jahre (Median; IQR 5–10 Jahre). Auch sonst ergaben sich keine Unterschiede. Allerdings war der BMI bei Frauen mit einem Karzinom mit 23,6 (20,9–27,4) signifikant höher als in der Kontrollgruppe (22,9; 20,4–26,4; p < 0,001). Keine Unterschiede ergaben sich für die frühere Diagnose oder Therapie einer Infertilität oder für eine frühere Schwangerschaft.

Erwartungsgemäß war TSH nach der Therapie des Karzinoms in fast allen Fällen supprimiert, bei Frauen der Kontrollgruppe im Normbereich. Die Zahl der Frauen, die orale Kontrazeptiva einnahmen, war in beiden Gruppen gleich. Die Infertilitätsrate war bei Frauen mit Schilddrüsenkarzinom signifikant höher: 278/1.164 (23,9 %) vs. 1.025/5.030 (20,4 %; p = 0,008). Gleichwohl unterschied sich aber die Schwangerschaftsrate zwischen beiden Gruppen im Verlauf nicht: 46,9 vs. 47,7 % (n. s.). Frauen mit einem Schilddrüsenkarzinom waren bei der ersten Gravidität jedoch signifikant älter als Frauen der Kontrollgruppe (33,3 vs. 32,7 Jahre; p = 0,021). Auch war die Zeit bis zur Diagnose der Schwangerschaft bei Frauen mit Karzinom signifikant länger als bei Kontrollpersonen (37 vs. 31 Monate; p < 0,001).

Bildet man Quartile für das Lebensalter, so zeigte sich für die Infertilität im zweiten Quartil ein signifikanter Unterschied (siehe Abb.)

Betrachtet man den Einfluss der Radiojodtherapie (RJTh), so war auch hier die Zeit bis zur Schwangerschaft signifikant länger als bei Personen, die keine RJTh erhielten: 45 vs. 29 Monate (Median; p = 0,02). Vergleicht man die Subgruppe von Frauen, die mehrfach eine RJTh erhielten (n = 292) mit 553 Frauen, die keine RJTh erhielten, so bestand kein Unterschied in der Rate einer Infertilität (p = 0,304).

Somit kann zusammengefasst werden, dass auch bei Frauen mit Schilddrüsenkarzinom im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen vergleichbare Schwangerschaftsraten zu verzeichnen waren. Allerdings weisen die höhere Rate einer Infertilität und die längere Zeitspanne bis zur Schwangerschaft auf einen höheren Beratungsbedarf hin.

Letzte Aktualisierung: 05.12.2023