THYROID-LIT. 51004

Comparison of postoperative unfavourable events in patients with low-risk papillary thyroid carcinoma: immediate surgery versus conversion surgery following active surveillance

Sasaki, T.; Miyauchi, A.; Fujishima, M.; Ito, Y.; Kudo, T.; Noda, T.; Sano, T.; Kishi, T.; Nakamura, T.

(Depts of Head and Neck Surgery, Surgery, and Internal Medicine, Kuma Hospital, Kobe, Japan)

Thyroid, 33: 186-191 (2023)

Die Prognose eines papilläres Mikrokarzinom mit geringem Risiko (cT1aN0M0) ist hervorragend. In der klinischen Erfahrung der Autor*innen liegt nach fünf und zehn Jahren bei einem unauffälligen Lymphknotenbefund und dem Fehlen von Fernmetastasen die Gesamtüberlebensrate bei 99 bis 100 %.

Daher wurde bereits 1993 in dem genannten Krankenhaus eine aktive Überwachung („active surveillance“, AS) begonnen, was zwischenzeitig auch weltweit vorgenommen wird.

In dieser Studie wird über 4.635 Patient*innen berichtet, bei denen zwischen 2005 und 2019 ein papilläres Mikrokarzinom mit geringem Risiko diagnostiziert wurde. Von diesen wurden 2.896 Patient*innen der AS-Gruppe zugeordnet, die verbleibenden 1.739 Patient*innen wurden unmittelbar operiert („immediate surgery“, IS). Von den 2.896 Patient*innen der AS-Gruppe erfolgte im Verlauf bei 242 Patient*innen (8,4 %) der Entschluss zur Operation („conversion surgery“, CS). Dies erfolgte frühestens ein Jahr (Median 2,8 Jahre) nach Erstdiagnose, insbesondere wegen Größenzunahme des Tumors, der Entwicklung von Lymphknotenmetastasen, wegen einer begleitenden Erkrankung der Schilddrüse oder Nebenschilddrüse oder wegen einer Änderung der Meinung von Patient*in oder Arzt/Ärztin. Hier stellten sich die Autor*innen die Frage, ob in dieser letztgenannten Gruppe aufgrund des dann fortgeschrittenen Tumorleidens mehr unerwünschte Effekte der Operation zu verzeichnen sind, verglichen mit der IS-Gruppe.

In der Gruppe CS fand sich häufiger ein koexistenter M. Basedow oder es fanden sich multiple Schilddrüsentumore (p =t0,011 bzw. p = 0,002). Auch war zum Zeitpunkt der Operation der Tumor in der CS-Gruppe gering, wenn auch signifikant größer als in der IS-Gruppe (Median 9,0, Bereich 2,0–19,0 mm vs. 8,0, 2,5–18,0 mm; p < 0,001). Das Operationsausmaß (totale vs. Hemithyreoidektomie) unterschied sich nicht, allerdings war in der CS-Gruppe häufiger eine Dissektion des lateralen Kompartments erforderlich (5,8 vs. 0,5 %; p < 0,001). Umgekehrt erfolgte bei weniger CS-Patient*innen die Dissektion des zentralen Kompartments (94,2 % vs. 99,5 %; p < 0,001).

Zwischen den beiden Gruppen (CS vs. IS) bestand kein Unterschied in der Häufigkeit unerwünschter Ereignisse, wie das Erfordernis einer postoperativen Levothyroxinmedikation, ein postoperatives Hämatom, ein transienter oder permanenter Hypoparathyreoidismus. Bei keinem Patient*innen in der AS-Gruppe und der CS-Gruppe wurde eine permanente Rekurrensparese verzeichnet, aber bei 15 Patient*innen in der IS-Gruppe. Vergleicht man die Gesamtgruppe AS mit der Gruppe IS, so ergaben sich erhebliche, signifikante Unterschiede mit schlechteren Ergebnissen in der IS-Gruppe. Dies zeigt die Tabelle.

Somit lässt sich zusammenfassen, dass sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen CS und IS ergaben, aber sich im Vergleich zwischen der Gesamtgruppe mit aktiver Überwachung und der Gruppe, die unmittelbar operiert wurde, signifikante Vorteile für die erstgenannte Gruppe zeigten.

Die Autor*innen sprechen sich eindeutig für ein zunächst abwartendes Vorgehen bei Patient*innen mit Low-Risk-Mikrokarzinom aus, zumal die Prognose sich dadurch nicht verschlechtert.

Letzte Aktualisierung: 05.12.2023