THYROID-LIT. 51003

GLP-1 receptor agonists and the risk of thyroid cancer

Bezin, J.; Gouverneur, A.; Pénichon, M.; Mathieu, C.; Garrel, R.; Hillaire-Buys, D.; Pariente, A.; Faillie, J.-L.

(Service de Pharmacologie, Pôle de Santé Publique, Centre Hospitalier Universitaire de Bordeaux; Pharmacoepidemiology Team, Bordeaux Population Health Research Center, Inserm, University of Bordeaux, both Bordeaux, France; Service de Chirurgie ORL, Centre Hospitalier Universitaire de Montpellier; Dépt. de Pharmacologie Médicale et Toxicologie, Centre Hospitalier Universitaire de Montpellier; Inserm, Université de Montpellier, Institut Desbrest d’Épidémiologie et de Santé Publique, both Montpellier, France)

Diabetes Care, 46: 384-390 (2023)

GLP-1-Analoga besitzen einen hohen Stellenwert in der Behandlung von Patient*innen mit Diabetes mellitus Typ 2.

Präklinische Untersuchung wiesen allerdings auf ein mögliches Risiko der Entwicklung eines Schilddrüsenkarzinoms unter dieser Medikation hin. Insbesondere genannt wurde ein C-Zell-Karzinom (medulläres Schilddrüsenkarzinom). Dies war Anlass für die hier referierte Untersuchung, eine nationenweite französische Studie, die 98,8 % der Bevölkerung umfasst.

Patient*innen mit einem Typ-2-Diabetes, die zwischen 2006 und 2018 medikamentös behandelt wurden, wurden eingeschlossen. Dies umfasste GLP-1-Analoga, DPP-4-Hemmer, aber auch Metformin, Sulfonylharnstoffe und Glinide. Patient*innen, die mit Insulin allein behandelt wurden, wurden ausgeschlossen. Insgesamt erfasst wurden 3.746.672 Patient*innen. Zwischen 2014 und 2018 wurden 4.466 Schilddrüsenkarzinome diagnostiziert. Von diesen mussten 1.900 Patient*innen ausgeschlossen werden, insbesondere wegen eines Karzinoms in der Anamnese. Somit verblieben 2.566 Patient*innen, von denen vier im Verlauf ausgeschlossen wurden. Diese 2.562 Patient*innen wurden mit 45.184 Kontrollpersonen ohne Schilddrüsenkarzinom gematcht. Das Alter (Median) betrug jeweils 64 Jahre. Verglichen mit der Kontrollgruppe (Diabetes ohne Schilddrüsenkarzinom), hatten Patient*innen mit Diabetes und Schilddrüsenkarzinom häufiger eine Struma (3,7 vs. 0,3 %), eine Hypothyreose (23,9 vs. 13,1 %), eine Hyperthyreose (5,6 vs. 0,5 %), eine arterielle Hypertonie (75,2 vs. 68,9 %) oder wurden mit antiinflammatorischen Medikamenten behandelt (44,3 vs. 39,7 %). In der Gruppe mit Diabetes und einem Schilddrüsenkarzinom wurden 307 Patient*innen mit einem GLP-1-Analogon behandelt (12,0 %), verglichen mit 4.345 Patient*innen in der Kontrollgruppe (9,6 %). Zumeist wurde Liraglutide injiziert.

Das adjustierte Risiko der Entwicklung eines Schilddrüsenkarzinoms war höher bei Patient*innen, die über ein bis drei Jahre ein GLP-1-Analogon injizierten (HR = 1,58, 95 %-Vertrauensbereich 1,27–1,95). Betrachtet man nur das medulläre Schilddrüsenkarzinom, so wurden höhere Werte festgestellt (HR= 1,78, 95 %-Vertrauensbereich 1,04–3,05). Für die Einnahme von DPP-4-Hemmern lag das Ergebnis knapp am Signifikanzniveau.

Die Verfasser schließen aus ihren Daten auf ein erhöhtes Risiko der Entwicklung eines Schilddrüsenkarzinoms, insbesondere eines medullären Karzinoms, bei Einsatz von GLP-1-Analoga. Sie betonen ausdrücklich, dass diese Daten auf einer nationenweiten Untersuchung und einem großen Datensatz beruhen.

Ihre Konsequenz ist, dass bei Patient*innen n, die diese Medikation erhalten, die Schilddrüse untersucht werden sollte, insbesondere wenn weitere Risiken der Entwicklung eines Schilddrüsenkarzinoms vorliegen.

Letzte Aktualisierung: 05.12.2023