The impact of age- and sex-specific reference ranges for serum thyrotropin and free thyroxine on the diagnosis of subclinical thyroid dysfunction: A multicenter study from Japan

Yamada, S.; Horiguchi, K.; Akuzawa, M.; Sakamaki, S.; Yamada, E.; Ozawa, A.; Kobayashi, I.; Shimomura, Y.; Okamoto, Y.; Andou, T.; Andou, Y.; Yamada, M.

(Div. of Endocrinology and Metabolism, Dept. of Internal Medicine, Gunma University Graduate School of Medicine, Maebashi, Gunma, Japan; Hidaka Hospital, Takasaki, Gunma; Okamoto Thyroid Clinic, Asahi, Osaka, all Japan)

Thyroid, 33: 428-438 (2023)

Die von den Hersteller*innen kommerzieller Kits für Schilddrüsenhormonparameter angegebenen Referenzbereiche berücksichtigen in der Regel weder geschlechts- noch altersspezifische Unterschiede, sodass es zu Fehlinterpretationen bei der Beurteilung der Stoffwechsellage kommen kann.

Die hier vorgestellte Multicenterstudie aus Japan hatte zum Ziel, Variationen beim TSH und bei den Schilddrüsenhormonkonzentrationen in euthyreoten Individuen in Abhängigkeit vom Geschlecht bzw. Alter zu erfassen.

Hierzu wurden 14.860 Personen zwischen 2006 und 2013 mit Siemens-Kits und 8.132 Personen zwischen 2020 und 2022 mit Abbott-Kits im Rahmen von Check-up-Untersuchungen auch auf ihre Schilddrüsenfunktion gescreent. Bekannte Schilddrüsenerkrankungen bzw. andere Erkrankungen und Medikamente, die einen Einfluss auf die Schilddrüsenhormonparameter haben können, wurden mithilfe eines Fragebogens ausgeschlossen. Bei 515 euthyreoten Patient*innen aus einer auf Schilddrüsenerkrankungen spezialisierten Klinik wurden die Hormonparameter zwischen 2016 und 2019 mit Kits der Firma Tosoh bestimmt. In dieser Gruppe waren auch positive Antikörperbefunde und Auffälligkeiten in der Schilddrüsensonographie ausgeschlossen worden. Im Kit von Siemens betrug der Median des TSH-Spiegels bei 30- bis 39-jährigen Frauen 1,5 mIU/L (2,5te bis 97,5te Perzentile: 0,5–4,6), bei 60- bis 69-jährigen Frauen 1,9 mIU/L (0,7–7,8). Mit zunehmendem Alter erfolgte ein schrittweiser TSH-Anstieg, der statistisch signifikant war. Bei Männern lagen die entsprechenden TSH-Werte bei 1,4 mIU/L (0,4–3,7) bzw. 1,6 mIU/L (0,5–5,7). Die TSH-Werte lagen bei Männern niedriger als bei den Frauen und stiegen auch im Alter weniger stark an. Die Kits von Abbott bzw. Tosoh zeigten ähnliche Ergebnisse. Bei Männern nahmen die FT4- und FT3-Konzentrationen im Alter signifikant ab, bei Frauen lagen die FT4- und FT3-Werte niedriger als bei Männern und blieben mit zunehmendem Alter weitgehend konstant. Circa 60 % der Frauen, bei denen im Siemens-Kit unter Verwendung der von dem/der Hersteller*in vorgegebenen Referenzbereiche eine subklinische Hypothyreose diagnostiziert wurde, waren euthyreot bei Anwendung der geschlechts- bzw. altersentsprechenden Referenzbereiche, was besonders bei älteren Personen einen hohen Anteil von Fehleinschätzungen zeigte. Andererseits mussten einige Personen mittleren Alters mit vermeintlich euthyreoter Stoffwechsellage als latent hyperthyreot reklassifiziert werden.

Die Studie zeigt, dass die korrekte Diagnose vor allem subklinischer Schilddrüsenfunktionsstörungen besonders beim TSH die Verwendung geschlechts- und altersentsprechender Referenzbereiche erfordert. Insbesondere ist die hohe Rate überdiagnostizierter subklinischer Hypothyreosen im Alter von ³ 60 Jahren zu berücksichtigen. Dies gilt für alle verwendeten Assay-Kits.