Prognostic factors in radiotherapy of anaplastic thyroid carcinoma: A single center study over 31 years

Jacob, J.; Vordermark, D.; Lorenz, K.; Medenwald, D.

(Dept. of Radiation Oncology; Dept. of Visceral, Vascular, and Endocrine Surgery, Martin Luther University Halle-Wittenberg, Halle, Germany)

Radiation Oncology, 18: 71 (2023)

Anaplastische Schilddrüsenkarzinome sind zwar selten, gehen aufgrund ihres aggressiven Verhaltens aber mit einer extrem schlechten Prognose einher. Sie machen zwar nur 1–2 % aller Schilddrüsenmalignome aus, verursachen jedoch die Hälfte der Todesfälle bei Schilddrüsenkarzinomen.

Aufgrund der geringen Fallzahl und der kurzen Überlebenszeit gibt es nur sehr wenige randomisierte Studien zur Behandlung des anaplastischen Schilddrüsenkarzinoms. Behandlungsempfehlungen basieren weitgehend auf nicht randomisierten Studien. Es kommen häufig multimodale Behandlungskonzepte zur Anwendung unter variabler Einbeziehung von Chirurgie, Radiatio und Chemotherapie.

Die hier referierte Studie ist das Update einer früheren Studie mit einer größeren Anzahl an Fällen und einem längeren Zeitraum. In dieser retrospektiven Auswertung wurden die Überlebenszeiten bei allen Patient*innen mit histologisch bestätigtem anaplastischen Schilddrüsenkarzinom analysiert, die zwischen 1989 und 2020 in der Universitätsmedizin der Universität Halle-Wittenberg betreut wurden.

Von den insgesamt 63 Patient*innen erhielten 62 eine Radiotherapie, in 74 % der Fälle erfolgte eine chirurgische Intervention und in 24 % der Fälle auch eine adjuvante Chemotherapie. Der Median der applizierten Strahlendosis lag bei 49 Gy (4–66 Gy), wobei verschiedene Bestrahlungstechniken zum Einsatz kamen (Opposing-field-Technik: 32 %; 3-D-konformale Radiatio: 18 %; Kombination aus beiden Verfahren: 27 %; intensitätsmodulierte Strahlentherapie bzw. volumenmodulierte Rotationsbestrahlung: 21 %). Der Median des Gesamtüberlebens (OS) lag bei 6 Monaten, dabei ließen sich fünf prädiktive Faktoren mit Einfluss auf die Überlebenszeit identifizieren:

Abwesenheit von Fernmetastasen bei Diagnosestellung/OS 6 Monate,
chirurgische Intervention/OS 9,8 Monate,
Resektionsstatus R0/OS 14 Monate,
Strahlendosis 50 Gy oder höher/OS 13 Monate und
multimodale Therapie/OS 9,7 Monate (jeweils Mediane).

Trotz Ausschöpfung sämtlicher auch neuer, moderner Therapieoptionen ist die Prognose des anaplastischen Schilddrüsenkarzinoms bezogen auf das Gesamtüberleben nach wie vor schlecht.

Die Überlebenszeit einzelner Patient*innen kann aber signifikant verlängert werden, besonders wenn Chirurgie und hoch dosierte Radiotherapie zum Einsatz kommen. Zusätzlich sind weitere Forschung und weitere Studien wichtig, um die Therapiemöglichkeiten dieser äußerst tödlichen Krankheit zu verbessern