THYROID-LIT. 50998

Active surveillance of differentiated thyroid cancer metastatic cervical lymph nodes: A retrospective single-center cohort study

Walter, L.B.; Scheffel, R.S.; Zanella, A.B.; Farenzena, M.; Faccin, C.S.; Graudenz, M.S.; Dora, J.M.; Maia, A.L.

(Thyroid Unit, Hospital de Clínicas de Porto Alegre, Medical School, Universidade Federal do Rio Grande do Sul; Dept. of Pharmacology, Instituto de Ciências Básicas da Saúde, Universidade Federal do Rio Grande do Sul; Dept. of Radiology, Hospital de Clínicas de Porto Alegre; Dept. of Pathology, Hospital de Clínicas de Porto Alegre, Medical School, Universidade Federal do Rio Grande do Sul, all Porto Alegre, Brazil.)

Thyroid, 33: 312-320 (2023)

Differenzierte Schilddrüsenkarzinome metastasieren häufig in die zervikalen Lymphknoten. Der Nachweis zervikaler Lymphknotenmetastasen führt deshalb nicht selten zu erneuten operativen Eingriffen mit entsprechenden Risiken.

Es stellt sich daher die Frage, ob bei meist indolent verlaufender Erkrankung eine aggressive, mit erhöhtem Morbiditätsrisiko verbundene Vorgehensweise in jedem Fall gerechtfertigt ist oder ob zumindest bei kleinen Lymphknotenmetastasen nicht auch eine aktive Überwachungsstrategie verfolgt werden kann.

In der hier vorgelegten retrospektiven Kohortenstudie aus einer Universitätsklinik in Brasilien wurde das Outcome von Patient*innen mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom und bioptisch gesicherten zervikalen Lymphknotenmetastasen ³ 2 cm unter aktiver Überwachung über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten untersucht.

Primärer Endpunkt der Studie war eine Krankheitsprogression, definiert als Größenzunahme des betroffenen Lymphknotens um mehr als 3 mm bzw. das Auftreten von neuen zervikalen Lymphknotenmetastasen. Von insgesamt 145 Patient*innen mit gesicherten Lymphknotenmetastasen wurden 104 Patient*innen primär operiert (in 19 Fällen wegen eines Lymphknotendurchmessers > 2 cm, in 5 Fällen wegen einer aggressiven Tumorhistologie, in einem Fall wegen einer vorausgegangenen Halsbestrahlung und in 79 Fällen auf Wunsch der Patient*innen). Bei den restlichen 41 Patient*innen entschied man sich für eine aktive Überwachung, wobei 40 Patient*innen den geforderten Mindestzeitraum von 6 Monaten durchhielten. In 77,5 % handelte es sich um Frauen, 97,5 % wiesen ein papilläres Schilddrüsenkarzinom auf. Der Altersmedian lag bei 47,0 Jahren (±15,8). Entsprechend der 8. Auflage der TNM-Klassifikation befanden sich 74,4 % im Stadium I, 20,5 % im Stadium II und 5,0 % im Stadium IV. Der Median des maximalen Lymphknotendurchmessers lag initial bei 0,9 cm, der Median der Überwachungsperiode betrug 27,5 Monate (16,5–47,3). Ein Krankheitsprogress wurde bei 14 Patient*innen (35 %) festgestellt, wobei in 7 Fällen (17,5 %) ein Lymphknotenwachstum und in 7 weiteren Fällen neue Lymphknotenmetastasen festgestellt wurden. Von den 14 Patient*innen mit nachgewiesener Krankheitsprogression wurden 8 operiert, während die verbliebenen 6 weiter nur kontrolliert wurden. Dabei wurde in 5 Fällen keine weitere Progression gefunden (Follow-up: 6–40 Monate). Es konnten keine demographischen, onkologischen oder biochemischen Faktoren identifiziert werden, die mit einer Krankheitsprogression assoziiert waren.

Die Studie zeigt, dass die meisten Patient*innen mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom und kleinen zervikalen Lymphknotenmetastasen einen stabilen Krankheitsverlauf aufweisen und deshalb eine aktive Überwachung in diesen Fällen gerechtfertigt erscheint.

Die Aussagekraft der Studie ist allerdings eingeschränkt durch das retrospektive Design, die geringe Zahl von Patient*innen und die relativ kurze Beobachtungsdauer.

Letzte Aktualisierung: 05.12.2023