THYROID-LIT. 50985

Adverse histological features of differentiated thyroid cancer are commonly found in autopsy studies: Implications for treatment guidelines

Robenshtok, E.; Neeman, B.; Reches, L.; Ritter, A.; Bachar, G.; Kaminer, K.; Shimon, I.; Mizrachi, A.

(Endocrinology & Metabolism Institute; Dept. of Otolaryngology, Head and Neck Surgery; Rabin Medical Center, Petach Tikva; Sackler Faculty of Medicine, Tel Aviv University, Tel Aviv; Dept. of Radiology, Tel Aviv Sourasky Medical Center, Tel Aviv; Medical Corps, IDF, all Israel)

Thyroid, 32: 37-45 (2022)

Die chirurgische Radikalität beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom hat entsprechend den Empfehlungen mehrerer Leitlinien in den letzten Jahren abgenommen.

In vielen Fällen wird heute eine Hemithyreoidektomie (ohne nachfolgende Radiojodtherapie) für ausreichend erachtet. Neuere Studien zeigen jedoch, dass histologische Begleitmerkmale wie eine minimale extrathyreoidale Tumorausbreitung (mETE), Multifokalität, Gefäßinvasion und regionäre Lymphknotenmetastasen in immerhin 30–60 % der Fälle gefunden werden, was zu einer potenziellen Belastung der grundsätzlich guten Prognose führen könnte.

Die Autoren präsentieren eine Metaanalyse von Autopsiestudien, bei den die Schilddrüse von Verstorbenen ohne bekannte Schilddrüsenerkrankung histologisch untersucht wurde, unter besonderer Berücksichtigung der genannten Begleitmerkmale beim Vorhandensein eines okkulten differenzierten Schilddrüsenkarzinoms.

Insgesamt 29 Studien mit 8.750 Verstorbenen erfüllten die geforderten Einschlusskriterien, dabei wurde in 740 Fällen ein bis dato unbekanntes differenziertes Schilddrüsenkarzinom gefunden (8,5 %). Der Altersmedian der Betroffenen lag bei 61 Jahren. Nicht in allen Studien waren sämtliche Begleitveränderungen untersucht bzw. dokumentiert worden. Multifokalität wurde bei 28,2 % der Tumoren nachgewiesen (27 Studien), in 18 % waren beide Schilddrüsenlappen betroffen. Für mETE lag die Häufigkeit bei 24,5 % (5 Studien), bei 11 % der Tumoren wurden Lymphknotenmetastasen gefunden (13 Studien), bei 16 % eine Gefäßinvasion (7 Studien). In 25 Studien wurden Ganzkörperautopsien durchgeführt (n = 722), in 3 Fällen fanden sich Fernmetastasen des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms, wovon diese auch in 2 Fällen zum Tode geführt hatten.

Die Studie zeigt, dass potenziell nachteilige histologische Merkmale auch bei Personen mit okkulten differenzierten Schilddrüsenkarzinomen häufig gefunden werden. Gleichwohl scheinen diese bei geringer Ausdehnung kein Marker für einen aggressiven Krankheitsverlauf zu sein und rechtfertigen wohl keinen radikaleren Therapieansatz.

Letzte Aktualisierung: 07.11.2022