THYROID-LIT. 50984

Frequency, determinants and costs of thyroid function testing in a laboratory serving a large population

Javaid, U.; Kennedy, D.; Addison, C.; Tsatlidis, V.; Razvi, S.

(Dept. of Endocrinology; South of Tyne Pathology Centre, Gateshead Health NHS Foundation Trust, Gateshead; Translational and Clinical Research Institute, Newcastle University, Newcastle, all UK)

Eur J Endocrinol, 186: 553-560 (2022)

Funktionsstörungen der Schilddrüse sind relativ häufig und gehen oft nur mit unspezifischen Symptomen einher, die nicht selten auch bei euthyreoten Personen gefunden werden.

Schilddrüsenfunktionstests gehören deshalb zu den am häufigsten durchgeführten Laboruntersuchungen überhaupt. Dabei gilt die TSH-Konzentration im Serum wegen ihrer inversen logarithmisch-linearen Abhängigkeit von den Schilddrüsen­hormon­konzentrationen als der sensitivste bzw. zuverlässigste Parameter, um eine Schilddrüsendysfunktion zu erkennen.

In der hier präsentierten klinischen Studie wurden die TSH-Bestimmungen in einem einzelnen Großlabor im Jahr 2018 analysiert. Das Labor ist für die Versorgung einer umschriebenen Population (604.000 Einwohner) im Nordosten Englands zuständig. Zu den Einsendern gehören 94 allgemeinmedizinische Praxen und auch 3 Krankenhäuser.

In dem genannten Zeitraum wurden insgesamt 258.362 TSH-Bestimmungen durchgeführt. Dabei wurden Patienten mit einer Medikation und/oder Vor- bzw. Begleiterkrankungen, die bekanntermaßen einen Einfluss auf den TSH-Spiegel haben, sowie Patienten mit Mehrfachuntersuchungen von der Auswertung ausgeschlossen. Es verblieben 161.401 TSH-Bestimmungen, d. h., bei immerhin 28 % der Bevölkerung wurde im Beobachtungszeitraum eine TSH-Untersuchung veranlasst, ohne dass eine bekannte Schilddrüsenerkrankung vorlag! Frauen wurden häufiger getestet als Männer (28,2 % vs. 23,4%), mit zunehmendem Alter nahm die Zahl der TSH-Bestimmungen zu (< 2 % bei unter 16-Jährigen bis zu > 50% bei über 80-Jährigen). Die meisten der untersuchten Personen waren euthyreot (92,9 %), eine Schilddrüsendysfunktion war vergleichsweise selten (subklinische Hypothyreose: 5,5 %; latente Hyperthyreose: 0,93 %; manifeste Hypothyreose: 0,23 % und manifeste Hyperthyreose: 0,4 %)!

Symptome, die gemeinhin mit einer Schilddrüsenerkrankung in Verbindung gebracht werden, wie z. B. Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Dysphorie, waren in den Gruppen mit nachgewiesener Schilddrüsendysfunktion nicht häufiger als in der Euthyreose-Gruppe. Die TSH-Werte stiegen mit dem Lebensalter an, besonders deutlich nach dem 60. Lebensjahr und bei Frauen (ca. 0,1 mIU/l), waren aber auch höher in den frühen Morgenstunden sowie im Winter und im Frühjahr.

Die Studie bestätigt die zahlenmäßige Bedeutung der TSH-Bestimmungen, zeigt aber auch, dass der TSH-Wert bei Patienten mit unspezifischen Symptomen kein guter Unterscheider zwischen Euthyreose und Schilddrüsendysfunktion ist.

Würde man die unterschiedlichen Faktoren berücksichtigen, die einen Einfluss auf den Referenzbereich haben, könnten Fehlinterpretationen des Hormonstatus vermieden und damit wahrscheinlich auch Kosten für eine weiterführende (unnötige) Diagnostik eingespart werden.

Letzte Aktualisierung: 07.11.2022