THYROID-LIT. 50981

Heart failure and stroke risks in users of liothyronine with and without levothyroxine compared with levothyroxine alone: a propensity score-matched analysis.

Yi, W.; Kim, B.H.; Kim, M.; Kim, J.; Im, M.; Ryang, S.; Kim, E.H.; Jeon, Y.K.; Kim, S.S.; Kim, I.J.

(Div. of Endocrinology and Metabolism, Dept. of Internal Medicine, Biomedical Research Institute; Dept. of Biostatistics, Biomedical Research Institute, both Pusan National University Hospital, Busan, Korea)

Thyroid, 32: 764-771 (2022)

Die Standardtherapie einer Hypothyreose besteht in der Substitution von Levothyroxin (L-T4). In manchen Fällen entscheiden sich Ärzte allerdings zu einer Kombinationstherapie aus L-T4 und Trijodthyronin (L-T3), z. B. bei Patienten, die unter der Monotherapie mit L-T4 trotz adäquater Einstellung weiter über Symptome klagen.

Hier untersuchten die Autoren, ob aus der zusätzlichen Gabe von L-T3 ein erhöhtes Risiko einer Herzinsuffizienz oder eines Schlaganfalls resultiert. Erfasst wurden in der retrospektiven Auswertung die Daten von vier Krankenhäusern aus unterschiedlichen Regionen Koreas. Die Einnahme von L-T3 mit und ohne Kombination mit L-T4 musste wenigstens 90 Tage erfolgen. Auch weitere Entitäten wurden erfasst: Osteoporose, kardiovaskuläre Erkrankungen wie Vorhofflimmern oder KHK, Karzinome, Angststörung oder Stimmungsschwankungen.

Verzeichnet wurden 1.887 Patienten, die L-T3 alleine oder in Kombination mit L-T4 einnahmen, sowie 30.303 Personen, die L-T4 als Monotherapie erhielten. Es erfolgte ein 1 : 4-Matching, d. h., 1.434 Patienten, die L-T3 einnahmen, und 3.908 Personen, die L-T4 einnahmen, wurden verglichen. Zumeist waren die Patienten in beiden Gruppen zwischen 40 und 59 Jahre alt. Das weibliche Geschlecht überwog: 84,0 % in der Gruppe, die L-T3 einnahm, und 82,4 % in der Gruppe, die eine Monotherapie von L-T4 erhielt. In der Regel erfolgte die Medikation für länger als ein Jahr.

Es zeigte sich ein signifikant höheres Risiko für die Inzidenz (IRR) einer Herzinsuffizienz bei Einnahme von L-T3: IRR 1.664 (95 %-Vertrauensbereich CI 1.002–2.764; p = 0,049). Dies gilt auch für den Schlaganfall (IRR 1.757, 95 % CI 1.073–2.877; p = 0,025). Dabei stieg das jeweilige Risiko tendenziell, wenn auch nicht signifikant, mit der Länge der Einnahme von L-T3 an. Signifikant niedriger war das Risiko einer Angststörung oder einer Stimmungsschwankung in der L-T3-Gruppe, wenn die Einnahme nicht länger als 52 Wochen erfolgte: IRR 0,247 (95 % CI 0,075–0,812; p = 0,021) bzw. IRR 0,256 (95 % CI 0,091–0,720; p = 0,010). Vergleicht man die beiden Patientengruppen in einer Subgruppenanalyse nach einem anamnestisch bekannten Schilddrüsenkarzinom, so war das Risiko einer Herzinsuffizienz unter der L-T3-Einnahme signifikant erhöht: 2,39 vs. 0,54/1.000 Personenjahre (IRR 4,401, 95 % CI 1.101 vs. 17.599; p = 0,036). Dies zeigte sich auch bei Einnahme von L-T3 über 52 Wochen oder länger: 3,48 vs. 0,63/1.000 Personenjahre (IRR 5,551, 95 % CI 1.435–21.465; p = 0,013). Auf sonstige Erkrankungen war kein Einfluss nachweisbar.

Das Risiko eines Schlaganfalls war signifikant höher in der L-T3-Gruppe, die keine Anamnese eines Schilddrüsenkarzinoms aufwies: 5,37/1.000 Personenjahre (IRR 2.480, 95 % CI 1.266–4.858). Dies gilt auch, wenn man die Subgruppe von Patienten betrachtet, die L-T3 für länger als 52 Wochen einnahmen (p = 0,008). Hier zeigte sich kein erhöhtes Risiko einer Herzinsuffizienz.

Die Einnahme von L-T3, mit oder ohne Kombination mit L-T4, führt, so die Verfasser, zu einer erhöhten Inzidenz von Herzinsuffizienz und Schlaganfall. Dies gilt insbesondere für Patienten mit der Anamnese eines Schilddrüsenkarzinoms und bei lang dauernder Einnahme von L-T3 über mehr als 52 Wochen. Keine Unterschiede fanden sich im Auftreten von Vorhofflimmern, einer Osteoporose oder eines sonstigen Tumorleidens.

Letzte Aktualisierung: 07.11.2022