THYROID-LIT. 50978
Effects of oral iodine supplementation in very low birth weight preterm infants for the prevention of thyroid function alterations during the neonatal period: results of a randomised assessor-blinded pilot trial and neurodevelopmental outcomes at 24 months.
Ares, S.; Saenz-Rico, B.; Arnaez, J.; Diez-Sebastian, J.; Omenaca, F.; Bernal, J.
(Neonatology Unit, University Hospital LA PAZ, Madrid; Facultad de Educacion, Universidad Complutense, Madrid; Neonatology Unit, Hospital Universitario de Burgos, Burgos; Biostatistics Dept., University Hospital LA PAZ, Madrid; Instituto de Investigaciones Biomédicas, Universidad Autónoma de Madrid, Madrid; Center for Research On Rare Diseases (CIBERER), Instituto de Salud Carlos III, Madrid, all Spain)
Eur J Pediatr Thyroid, 181: 959-972 (2022)
Ein Jodmangel sollte während einer Schwangerschaft und frühen Kindheit wegen negativer Effekte u. a. auf die Entwicklung des Nervensystems möglichst vermieden werden. Gerade frühgeborene Kinder weisen oft einen deutlich ausgeprägten Jodmangel auf, wie u. a. die Weltgesundheitsorganisation feststellte. Eine frühere Studie bei Frühgeborenen (27.–36. SSW) hatte bereits ergeben, dass bei diesen Kindern, verglichen mit zum Termin geborenen Kindern, niedrigere Werte für fT3 und fT4 gemessen wurden. Dies hatte Auswirkungen auf die geistige Entwicklung im Alter von vier Jahren.
Daraus leiteten die Verfasser die hier untersuchte Fragestellung ab: Welchen Einfluss hat eine Jodsupplementierung bei Neugeborenen, insbesondere Frühgeborenen mit niedrigem Gewicht, auf die weitere Entwicklung.
Eingeschlossen wurden 94 Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von < 1.500 g. Die Interventionsgruppe erhielt 30 µg/kg Körpergewicht Jod als Kaliumjodid täglich in Tropfenform, die Kontrollgruppe erhielt keine Supplementierung. Die Jodgabe wurde innerhalb der ersten 24 Stunden nach Geburt begonnen und bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus vorgenommen. Die Kontrolluntersuchung erfolgte im Alter von zwei Jahren mit standardisierten Tests der neurologischen Entwicklung (n jeweils 42 Kinder). Beide Gruppen unterschieden sich nicht bezüglich einer Vielzahl untersuchter Parameter. Kinder in der Kontrollgruppe wiesen auch im Verlauf eine niedrige Jodversorgung auf, während in der Gruppe der Kinder mit Jodsupple-mentierung kein Jodmangel mehr vorlag (Jodausscheidung im Urin nach 30 Tagen 204 vs. 348 µg/Tag).
Verglichen mit der Kontrollgruppe, zeigte sich bei Kindern in der supplementierten Gruppe eine positive Korrelation zwischen der Jodaufnahme und den Hormonen Gesamt-T3 und Gesamt-T4 (p < 0,0076, Korrelationskoeffizient 0,42 bzw. p < 0,05, Korrelationskoeffizient 0,32). Umgekehrt zeigte sich eine negative Korrelation zwischen der Jodaufnahme und der TSH-Konzentration. Dies zeigt die Abbildung für Tag 30.
Die Untersuchungen der neurologischen Entwicklung nach 24 Monaten (Mental Development Index und Psychomotor Development Index) ergaben keine Korrelation zu den Schilddrüsenhormonkonzentrationen. Dies traf auch auf Größen wie das Gestationsalter, Gewicht, Körpergröße oder sonstige Parameter bei der Geburt zu. Es zeigten sich allerdings niedrigere Werte für die sprachliche Entwicklung bei einem Jodmangel (< 100 µg/L Jodurie) während der ersten vier Lebenswochen, auch nach Korrektur auf das Gestationsalter (p < 0,001).
Die Autoren folgern aus der Studie, dass Frühgeborene mit niedrigem Körpergewicht vulnerabler auf einen Jodmangel reagieren als zum Zeitpunkt geborene Kinder. Inwieweit hieraus Folgerungen für die neurologische Entwicklung abzuleiten sind, bleibt zunächst unklar. Die Verfasser plädieren für eine ausreichende Jodversorgung bei allen Neugeborenen, mit besonderer Betonung auf Frühgeborene.
Letzte Aktualisierung: 07.11.2022