THYROID-LIT. 50974

Malignancy rates in thyroid nodules: a long-term cohort study of 17.592 patients.  

Grussendorf, M.; Ruschenburg, I.; Brabant, G.

(Dept. of Internal Medicine, University Hospital, Düsseldorf, Germany; MVZ Wagnerstibbe Center for Cytology and Pathology, Einbeck, Germany; Dept. of Diabetes, Endocrinology and Gastroenterology, School of Medical Sciences, University of Manchester, Manchester, UK)

Eur Thyroid J, https://doi.org/10.1530/ETJ-22-0027 (2022)

Eine der häufigsten Fragen, mit denen Schilddrüsenzentren konfrontiert werden, ist die nach der Dignität eines Schilddrüsenknotens. Gerade die weite Verbreitung einer Ultraschalluntersuchung hat zu einer deutlichen Zunahme der Diagnosestellung von Schilddrüsenknoten geführt.

Hier berichten die Autoren über die Resultate einer retrospektiven Auswertung von 17.592 Patienten mit Schilddrüsenknoten (Durchmesser von > 1 cm), von denen 7.776 bei sonographischem Malignitätsverdacht (echoarmes Schallmuster, unscharfe Berandung und/oder Mikrokalzifikationen) punktiert wurden.

Bei 1.293 Patienten wurde eine Operation der Schilddrüse vorgenommen, 9.568 Patienten wurden nicht operiert, da der Knoten sonographisch nicht verdächtig aussah und/oder die Punktion ein benignes Resultat erbracht hatte. 6.731 Patienten, die sonomorphologisch keinen Malignitätsverdacht aufwiesen oder eine Punktion mit benignem Resultat aufwiesen (Bethesda 2), wurden über einen Zeitraum von 5 Jahren (Median, Bereich bis zu 23 Jahren) nachbeobachtet.

Insgesamt wurde bei 189/17.592 Patienten histologisch ein maligner Befund erbracht (1,1 %, 38 Patienten mit papillären Mikrokarzinomen wurden nicht mit einberechnet). Bei jüngeren Patienten im Alter von weniger als 30 Jahren lag die Malignitätsrate erwartungsgemäß höher (2,8 %).

  • 109 Tumore wurden als papilläres Karzinom klassifiziert,
  • 35 als follikuläres Karzinom, sechs als follikuläre Variante des papillären Karzinoms (FVPTC), vier als anaplastisches Karzinom und
  • 21 als medulläres Karzinom,
  • vier als maligne Lymphome und
  • zehn Metastasen eines extrathyreoidalen Tumors wurden diagnostiziert.

 

46 Patienten hatten Lymphknotenmetastasen (24 %), zwölf Fernmetastasen (6 %).

Weitaus die meisten Malignome (155 von 189) wurden während des ersten Jahres nach der initialen Vorstellung histologisch nachgewiesen, in den Jahren 2–5 noch 25, in den Jahren 6–10 noch 9, danach in den Jahren 10–23 keine mehr.

Die umfangreichen Daten, über die die Autoren hier berichten, ergeben somit eine deutlich niedrigere Malignitätsrate von Schilddrüsenknoten als bisher publiziert. Diese sei gut kompatibel mit den Daten zur Prävalenz von Schilddrüsenmalignomen des Robert Koch-Institutes.

Die Autoren erklären die Differenz zu den anderen Studien mit deren BIAS durch

  • Spezialisierung der publizierenden tertiären Zentren, die zum großen Teil präselektionierte Patienten sehen,
  • unklare Benennung des untersuchten Patientenkollektivs (alle Patienten mit Knoten?, nur die punktierten?, nur die operierten?),
  • Einbeziehung der papillären Mikrokarzinome in die Statistik,
  • Verzicht auf Verlaufsuntersuchungen von nicht operierten Patienten.

 

Die Autoren hoffen, dass ihre Ergebnisse die bei Patienten häufig bestehende Angst bei Entdeckung eines Schilddrüsenknotens vermindern und unnötige Operationen reduzieren werden.

Letzte Aktualisierung: 07.11.2022