LITERATUR

THYROID-LIT. 50934

Evidence-based use of levothyroxine/liothyronine combinations in treating hypothyroidism: a consensus document.

Jonklaas, J.; Bianco, A.C.; Cappola, A.R.; Celi, F.S.; Fliers, E.; Heuer, H.; McAninch, E.A.; Moeller, L.C.; Nygaard, B.; Sawka, A.M.; Watt, T.; Dayan, C.M.

(Div. of Endocrinology, Georgetown University, Washington, District of Columbia, USA; Section of Adult and Pediatric Endocrinology and Metabolism, University of Chicago, Chicago, Illinois, USA; Div. of Endocrinology, Diabetes, and Metabolism, Perelman School of Medicine, University of Pennsylvania, Philadelphia, Pennsylvania, USA; Div. of Endocrinology, Diabetes and Metabolism, Virginia Commonwealth University, Richmond, Virginia, USA. Dept. of Endocrinology and Metabolism, Amsterdam Gastroenterology Endocrinology Metabolism, Amsterdam University Medical Center, Netherlands; Dept. of Endocrinology, Diabetes and Metabolism, University Duisburg-Essen, Essen, Germany; Div. of Endocrinology, Rush University, Chicago, Illinois, USA; Center for Endocrinology and Metabolism, Dept. Internal Medicine, Herlev and Gentofte Hospitals, Herlev, Denmark. Div. of Endocrinology, University Health Network and University of Toronto, Toronto, Canada; Dept. of Endocrinology, Copenhagen University Hospital Rigshospitalet, Copenhagen, Denmark; Thyroid Research Group, School of Medicine, Cardiff University, Cardiff, United Kingdom)

Thyroid, 31: 156-182 (2021)

Die Kombinationstherapie aus Levothyroxin (L-T4) und Trijodthyronin (L-T3) wird immer wieder eingesetzt, obwohl die wissenschaftlichen Studien, verglichen mit einer Monotherapie mit L-T4, zumeist keinen Vorteil gezeigt haben. Gleichwohl wird von Patientenseite immer wieder ein Vorteil in der Kombinationstherapie gesehen.

Dies war Anlass für eine Konsensuskonferenz unter Beteiligung der Amerikanischen (ATA), der Britischen (BTA) und der Europäischen Schilddrüsengesellschaft (ETA). Erarbeitet wurden 34 Konsensvorschläge, von denen 28 wenigstens eine 75%ige Übereinstimmung erhielten (d. h. mindestens neun von zwölf positiven Stellungnahmen der Teilnehmer), bei 13 Konsensusvorschlägen wurde sogar eine 100%ige Übereinstimmung erreicht. Die für den Referenten wichtigsten Resultate können so zusammengefasst werden:

Eine Monotherapie mit L-T4 führt zu einem Anstieg von Gesamt-T4 und fT4 und einem Rückgang von Gesamt-T3 und fT3. Obwohl TSH normal ist, wurden auf der Ebene diverser Gewebe und Laborwerte Befunde erhoben, die gegen eine völlige Normalisierung des Stoffwechsels sprechen. Als Beispiel wird der Cholesterinwert genannt, der bei Monotherapie höher ausfällt als bei der Kombinationstherapie. Hingewiesen wird zudem auf Polymorphismen der Typ-2-Dejodinase (insbesondere der Thr92AlaD2-Polymorphismus), was zumindest im Tierversuch auf Symptomen einer „Hypothyreose“ im ZNS hindeuten kann.

T3 bindet an die Schilddrüsenhormonrezeptoren, was zur Bindung an die DNA und schließlich die Expression der Zielgene reguliert („canonical action“). Nun gibt es Hinweise auf weitere Wirkungswege ohne Bindung an die DNA („non-canonical action“). Dieser letztere Signalweg findet sich z. B. im kardiovaskulären System. Auch wurden Effekte auf die Höhe der Triglyzeride beschrieben. Ferner: Möglicherweise beeinflusst eine unterschiedliche Expression von Schilddrüsentransportern im ZNS und/oder der Hypophyse den Regelkreis von Hypophyse und Schilddrüse. Auch eine Beeinflussung von zerebralen Funktionen hierdurch und durch Polymorphismen wird beschrieben.

Schließlich wird darauf verwiesen, dass die bisher durchgeführten klinischen Studien zur Kombinationstherapie bei Hypothyreose nicht zwischen Patienten, die über klinische Beschwerden klagten, und solchen, die beschwerdefrei waren, unterschieden. Hingewiesen wird zudem auf die deutlichen Fluktuationen der T3-Werte im Serum bei der bisher verfügbaren Kombinationstherapie. Hier bietet sich die Entwicklung von „slow-release“-Präparaten an. Auch beinhalten manche Fragebögen nicht die typischen klinischen Beschwerden wie Müdigkeit oder Stimmungsschwankungen.

Insgesamt weisen die Autoren darauf hin, dass die Serumwerte für fT4 und fT3 eher Surrogatparameter sind und nicht die Wirkung auf dem zellulären Niveau der verschiedenen Organe widerspiegeln.

Gefordert werden neue klinische Studien zur Kombinationstherapie.

Vgl. auch die Arbeit von Ettleson MD, Bianco AC in dieser Ausgabe des Literaturdienstes.

Letzte Aktualisierung: 04.06.2021