LITERATUR

THYROID-LIT. 50933

Noninvasive follicular thyroid neoplasm with papillary-like nuclear features: epidemiology and long-term outcomes in a strictly defined cohort.

Chung, R.; Guan, H.; Ponchiardi, C.; Cerda, S.; Marwaha, N.; Yilmaz, O.H.; Pinjic, E.; McAneny, D.; Lee, S.L.; Drake, F.T.

(Dept. of Surgery, Section of Endocrine Surgery, Boston University, Boston, Massachusetts, USA; Dept. of Surgery, Columbia University Medical Center, New York, New York, USA; Dept. of Endocrinology and Metabolism, The First Hospital of China Medical University, Shenyang, China; Dept. of Medicine, Section of Endocrinology, Nutrition, Diabetes, and Weight Management, Boston University, Boston, Massachusetts, USA; Dept. of Pathology, Boston University, Boston, Massachusetts, USA.

Thyroid, 31: 68-75 (2021)

Die nicht invasive, eingekapselte follikuläre Variante eines papillären Schilddrüsenkarzinoms wurde als klinisch unterschiedlich von den infiltrativen oder invasiven follikulären Varianten eines papillären Karzinoms angesehen, mit einem niedrigeren Risikoprofil bezüglich Rezidiv und Metastasenauftreten. Hierfür wurde 2016 der Begriff „noninvasive follicular thyroid neoplasm with papillary-like nuclear features (NIFTP)“ vorgeschlagen. Für diese Tumorentität stellten die Verfasser in dieser Publikation die Epidemiologie und den Langzeitverlauf zusammen.

Vorgestellt wird eine retrospektive Analyse von 110 Patienten mit der follikulären Variante eines papillären Schild­drüsen­karzinoms (FVPTC), von denen 15 (13 %) die Kriterien eines NIFTP erfüllten: Kapselbildung oder klare Abgrenzung, follikuläres Wachstumsmuster, Fehlen von Papillen oder Psammomkörpern, unter 30 % solides/trabekuläres/inselartiges Wachstums­muster, Kernscore 2–3, keine Gefäß- oder Kapselinvasion, keine Tumornekrose, keine hohe Mitoseaktivität, kein Vorliegen einer BRAFV600-Mutation. Alter, Geschlecht und Ethnie unterschieden sich nicht zwischen Patienten mit FVPTC und Patienten in der Gruppe mit NIFTP. 78 % der Patienten mit FVPTC waren weiblich, in der Gruppe mit NIFTP waren es 73 %. Zumeist lagen unifokale Tumore vor. Bei den FVPTCs waren 16 % multifokal, 8 % bilateral. Unter den NIFTPs traf dies bei 27 % bzw. 20 % zu. Der Tumordurchmesser lag bei FVPTC im Mittel bei 2,2 cm, bei NIFTP 1,7 cm (n. s.). Unter den Patienten mit FVPTC hatten 14 % Lymphknotenmetastasen, 4 % Fernmetastasen. Dies war bei keinem Patienten mit NIFTP der Fall. Nach den Kriterien der Amerikanischen Schilddrüsengesellschaft ATA waren alle Patienten mit NIFTP als „low risk“ einzustufen, verglichen mit 68 % der Patienten mit FVPTC (p = 0,011). Wurde eine Untersuchung auf die BRAFV600-Mutation durchgeführt, so war sie bei allen Patienten mit NIFTP nicht nachweisbar, verglichen mit 18,6 % der Patienten mit FVPTC. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 70 Monaten war bei keinem Patienten mit NIFTP eine Lymphknotenmetastasierung, eine Fernmetastasierung oder ein Tumorrezidiv aufgetreten. In den meisten Fällen wurde auch bei Patienten mit NIFTP eine totale Thyreoidektomie durchgeführt. Acht Patienten mit NIFTP erhielten eine Radiojodtherapie.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Patienten mit dieser Untergruppe eines NIFTP eine exzellente Prognose aufweisen. Die Daten unterstützen auch die Auffassung, dass eine Komplettierungsoperation oder Radiojodtherapie bei diesen Patienten nicht erforderlich ist.

Letzte Aktualisierung: 04.06.2021