LITERATUR

THYROID-LIT. 50931

Papillary thyroid carcinoma in children: clinicopathological profile and outcomes of management.

Thomas, J.K.; Kurian, J.J.; Cherian, A.J.; Hephzibah, J.; Paul, M.J.; Abraham, D.T.

(Dept. of Pediatric Surgery, Christian Medical College; Dept. of Endocrine Surgery, Christian Medical College and Hospital; Dept. of Nuclear Medicine, Christian Medical College, all Vellore, India)

World J Surg, 45: 496-506 (2021)

Schilddrüsenkarzinome bei Kindern sind selten. In der Mehrzahl handelt es sich um papilläre Karzinome. Der klinische Verlauf unterscheidet sich bei Kindern von demjenigen bei Erwachsenen: Es kommt häufiger zu Lymphknotenmetastasen, Fernmetastasen und Rezidiven.

Hier wird eine retrospektive indische Untersuchung zu einem papillären Karzinom bei Kindern und Jugendlichen im Alter von ≤ 18 Jahren vorgestellt (60 Mädchen, 22 Jungen, mittleres Alter 14,7 ± 2,7 Jahre). Die mittlere Nachbeobachtungszeit belief sich auf 60,3 Monate (Bereich 12–150 Monate).

Von 2.672 Patienten mit einem Schilddrüsenkarzinom, die während der Jahre 2006 bis 2018 behandelt wurden, waren 103 (3,9 %) unter 18 Jahre alt. Von 82 der 103 Patienten waren alle Behandlungs- und Verlaufsdaten vorhanden; hierauf basierte diese Studie. Von 76 Patienten waren präoperativ die Sonografieresultate verfügbar. Bei 11 Patienten (13,4 %) bestanden auf Metastasen verdächtige Lymphknoten im zentralen Kompartiment, bei 39 (47,6 %) im lateralen Bereich. Fernmetastasen fanden sich initial bei neun Patienten (10,9 %), in acht Fällen in der Lunge, in zwei Fällen im Knochen. In allen Fällen erfolgte eine Thyreoidektomie, in manchen Fällen zweizeitig. Histologisch zeigte sich in 54 Fällen ein klassisches papilläres Karzinom (65,9 %), in 25 Fällen die follikuläre Variante des papillären Karzinoms und in drei Fällen eine diffus sklerosierende Variante (3,7 %). Ein multifokaler Tumor wurde bei 58 Patienten (70,7 %) beschrieben, eine extrathyreoidale Ausdehnung (mikroskopisch) bei 36 Patienten (43,9 %). Die häufigste Komplikation war eine Hypokalzämie bei 39 Patienten (47,6 %). Diese war bei 28 Patienten nur passager, bei 11 (13,4 %) aber permanent. Eine Autotransplantation der Nebenschilddrüse wurde bei 15/82 Patienten (18,3 %) vorgenommen. Die invariante Analyse zeigt keinen Zusammenhang zwischen einem Hypo­parathyreoidismus einerseits und Alter des Kindes, Tumorgröße, Lymphknotenstatus, Ausmaß der Operation oder dem Nachweis einer extrathyreoidalen oder extranodalen Tumorausbreitung. Eine Recurrensparese wurde in einem Fall festgestellt.

Bei 81 Patienten erfolgte postoperativ eine 131Jod-Ganzkörperszintigrafie. Diese war negativ in sechs Fällen (7,4 %), zeigte zervikale Lymphknotenmetastasen bei 29 Patienten (35,8 %), Fernmetastasen in 8 Fällen (9,9 %) und eine Darstellung allein im Schilddrüsenbett in 38 Fällen (46,9 %). Nach Operation und Radiojodtherapie war bei 28 Patienten (34 %) ein persistierendes Krankheitsbild nachweisbar. Signifikante Einflüsse auf ein persistierendes Krankheitsbild zeigten sich für eine Metastasierung in zervikale Lymphknoten bei der Erstdiagnose (p = 0,002) und einen größeren Tumordurchmesser (p = 0,014). Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 60,.3 Monaten betrug das mittlere Überleben ohne Krankheitszeichen 60 Monate (95 %-Vertrauensbereich 57,11–77,95).

Die Studie liefert somit interessante Daten aus einem Land mit niedrigem bis mittlerem Lebensstandard. Hingewiesen wird auf die relativ hohe Rate einer postoperativen Hypokalzämie, ebenso auf die Bedeutung der Sonografie und der kompetenten Betreuung von chirurgischer, internistischer und nuklearmedizinischer Seite, auch in der Nachsorge.

Letzte Aktualisierung: 04.06.2021