LITERATUR

THYROID-LIT. 50926

Global patterns and trends in incidence and mortality of thyroid cancer in children and adolescents: a population-based study.

Vaccarella, S.; Lortet-Tieulent, J.; Colombet, M.; Davies, C.A.; Stiller, C.A.; Schüz, J.; Togawa, K.; Bray, F.; Franceschi, S.; Dal Maso, L.; Steliarova- Foucher, E.; on behalf of the IICC-3 contributors.

(Section of Cancer Surveillance and Section of Environment and Radiation, International Agency for Research on Cancer, Lyon, France; VA Outcomes Group, Dept. of Veterans Affairs Medical Center, White River Junction, VT; Dartmouth Institute for Health Policy and Clinical Outcomes, Lebanon, NH, USA; National Cancer Registration and Analysis Service, Public Health England, Oxford, UK; Cancer Epidemiology Unit, Centro di Riferimento Oncologico di Aviano, IRCCS, Aviano, Italy)

The Lancet/Diabetes-Endocrinology

Ein differenziertes Schilddrüsenkarzinom (DTC) ist in der Kindheit sehr selten, seine Inzidenz nimmt im Erwachsenenalter zu. Schilddrüsenkarzinome stellen die fünfthäufigsten Karzinome weltweit in der Altersgruppe von 20 bis 84 Jahren dar. In vielen Fällen handelt es sich um kleine papilläre Karzinome. Die Mortalitätsrate ist gering, auch rückläufig, was als Indiz für eine Überdiagnostik gedeutet wurde. Hier gingen die Verfasser diesen Fragen bei Kindern und Jugendlichen nach.

Berichtet wird eine populationsbasierte Untersuchung bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 19 Jahren, unter Verwendung von drei internationalen Datenquellen, insbesondere die Daten der „International Incidence of Childhood Cancer Volume 3 (IICC-3)“. Die berücksichtigten Register erfassten 190.104 Malignome, davon 8.136 (4,3 %) in der Schilddrüse lokalisierte Tumoren. Hiervon wurden 8.049 (98,9 %) als Schilddrüsenkarzinome klassifiziert. Es zeigten sich deutlich Unterschiede in der Inzidenz: zwischen 0,4 (Uganda, Kenia) bis 13,4 (Weißrussland), bezogen auf 1 Million Personenjahre im Zeitraum von 2008 bis 2012. Bei Mädchen betrug sie zwischen 0,6 und 20,4, bei Jungen zwischen 0,3 und 6,8 Karzinome/1 Million Personenjahre. Die höchsten Inzidenzen bei Mädchen fanden sich in Weißrussland, Südkorea, Puerto Rico, der Tschechischen Republik und Italien, also auf mehreren Kontinenten. In 86,2 % (n = 6.935) lag ein papilläres Karzinom vor, in 8,4 % (n = 682) ein follikuläres Karzinom, in 3,8 % (n = 307) ein medulläres Karzinom, und in 0,8 % (n = 64) wurde es als unspezifischer Subtyp klassifiziert.

Die Inzidenz war unter 1,5/1 Million Personenjahre bei Kindern unter 10 Jahren und stieg dann mit dem Lebensalter an. In Südkorea, Puerto Rico, Weißrussland, der Tschechischen Republik, Italien, Kanada und den USA lag sie bei Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren über 40,0/1 Million Patientenjahre. Auch bei Jungen stieg die Inzidenz mit dem Lebensalter. Zwischen 1998–2002 einerseits und 2008–2012 andererseits nahm die Inzidenz in den meisten Ländern zu und erreichte statistische Signifikanz in 13/32 Ländern (44 %) für Mädchen und 10/32 Ländern (31 %) bei Jungen.

Die Inzidenzrate bei Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren korrelierte eindeutig mit derjenigen bei Erwachsenen (Alter 20 bis 74 Jahre) in den 25 Ländern, in denen hierzu Daten erfasst worden waren (r = 0,83 für das männliche, r = 0,82 für das weibliche Geschlecht). Die Mortalitätsrate bei Kindern und Jugendlichen war während der Jahre 2008–2012 mit weniger als 0,1 Todesfälle/1 Million Personenjahre erfreulich niedrig, entsprechend zehn Todesfällen jährlich in allen untersuchten Ländern.

Die Autoren schließen aus den Daten, dass das Muster eines Schilddrüsenkarzinoms bei Kindern und Heranwachsenden demjenigen bei Erwachsenen entspricht. Auch hier warnen sie vor einer Überdiagnostik, aus der eine Übertherapie mit der Erfordernis einer lebenslangen Medikation und Beeinträchtigung der Lebensqualität erwachsen kann.

Sie sprechen sich gegen ein Screening auf das Vorliegen eines Karzinoms der Schilddrüse bei Kindern und Jugendlichen aus.

Letzte Aktualisierung: 04.06.2021