LITERATUR

THYROID-LIT. 50924

Effects of increasing Levothyroxine doses on mood in older patients with hypothyroidism.

Samuels, M.H.

(Div. of Endocrinology, Diabetes, and Clinical Nutrition, Dept. of Medicine; Oregon Health & Science University, Portland OR, U.S.A.)

Clin Thyroidol, 32: 365 - 367 (2020)

Die manifeste Hypothyreose geht häufig mit depressiven Verstimmungszuständen einher, die sich dann unter einer Thyroxin­substitution bessern. Es gibt allerdings immer wieder Patienten, bei denen die Rückbildung der depressiven Symp­tomatik unzureichend ist oder sogar ausbleibt, sodass sich dann zwangsläufig die Frage einer Anhebung der Thyroxindosis stellt. Häufig wird dies sogar von den Patienten selbst thematisiert.

In der hier präsentierten Studie aus Südkorea wurde der Effekt ansteigender Thyroxindosen auf die Stimmungslage älterer Hypothyreose-Patienten untersucht. Formal handelte es sich um eine prospektiv angelegte Interventionsstudie an 30 älteren Patienten (> 65 Jahre) mit bekannter Hypothyreose und stabiler Substitutionsdosis über mindestens 3 Monate.

Bei allen Patienten lagen TSH und FT4 zu Studienbeginn innerhalb des Referenzbereiches. Die Thyroxindosis wurde für 3 Monate um 12,5 μg/die angehoben und dann wieder auf die individuelle Ausgangsdosis reduziert.

Die psychiatrische Evaluation erfolgte mithilfe der koreanischen Version der geriatrischen Depressionsskala (GDS-K) zu Studienbeginn sowie nach 3 und nach 6 Monaten. Darüber hinaus wurde das Auftreten von Hyperthyreose-Symptomen mit der Hyperthyreose-Symptome-Skala (HSS-K) erfasst. Das mittlere Alter in der Studienkohorte betrug 74 Jahre, und 70 % der Patienten waren Frauen. Die mittlere Thyroxindosis bei Studienbeginn lag bei 59 μg/die (25 – 100). Insgesamt 24 Patienten konnten in die Auswertung einbezogen werden, 6 Patienten schieden im Studienverlauf aus unterschiedlichen Gründen aus. Der mittlere TSH-Wert betrug bei Studienbeginn 1,95 mU/l, nach 3 Monaten 0,47 mU/l und nach 6 Monaten 1,15 mU/l. Der mittlere Basis-Score im GDS-K lag bei 9, dabei wiesen 46 % der Patienten einen Score > 10 auf (maximal möglicher Score 30, dysthym ab Score 10). Der Score war nach 3 Monaten bis auf 6 abgefallen und lag nach 6 Monaten mit 7 noch unter dem Ausgangswert. Der HHS-K änderte sich nicht im Studienverlauf. Systolischer Blutdruck und Herzfrequenz stiegen unter der höheren Thyroxindosis leicht an.

Die Autoren schließen aus diesen Daten, dass sich bei älteren hypothyreoten Patienten durch Anhebung der Thyroxindosis depressive Symptome bessern lassen und diese Besserung für mindestens 3 Monate anhält nachdem die Dosis wieder reduziert wurde.

In einem Kommentar wird auf die Limitationen der Studie hingewiesen, insbesondere auf die fehlende Verblindung bzw. Placebokontrolle. Die größten Bedenken werden hinsichtlich der fixen zusätzlichen Thyroxindosis geäußert, die bei einigen Patienten zu einer TSH-Suppression mit bekannten Risiken (kardiovaskulär, Osteoporose) führt.

Aus diesen Gründen könne die Anhebung der Thyroxindosis bei depressiven Hypothyreose-Patienten zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen werden.

Letzte Aktualisierung: 13.01.2021