LITERATUR

THYROID-LIT. 50921

Real-world efficacy and safety of Cabozantinib and Vandetanib in advanced medullary thyroid cancer.

Koehler, V.F.; Adam, P.; Frank-Raue, K.; Raue, F.; Berg, E.; Hoster, E.; Allelein, S.; Schott, M.; Kroiss, M.; Spitzweg, C.; on Behalf of the German Study Group for Rare Malignant Tumors of the Thyroid and Parathyroid Glands

(Dept. of Internal Medicine IV, University Hospital, LMU Munich, Munich; Div. of Endocrinology/Diabetology, Dept of Internal Medicine I; Comprehensive Cancer Center Mainfranken, University of Würzburg, Würzburg; Private Practice of Endocrinology and Nuclear Medicine, Heidelberg; Institute for Medical Information Processing, Biometry and Epidemiology, LMU Munich, Munich; Div. for Specific Endocrinology, Medical Faculty, University of Düsseldorf, Düsseldorf, all Germany; Adjunct Academic Appointment, Div. of Endocrinology, Diabetes, Metabolism and Nutrition, Mayo Clinic Rochester, MN, USA.)

Thyroid, DOI: 10.1089/thy.2020.0206 (2020)

Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem medullärem Schilddrüsenkarzinom (MTC) oder Patienten mit Fern­metas­tasen benötigen eine systemische Therapie. Hierfür zugelassen und erprobt sind die Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) Vandetanib und Cabozantinib.

In dieser retrospektiv angelegten Studie untersuchten die Verfasser 48 Patienten (33 Männer, 15 Frauen) mit lokal fort­ge­schrittenem MTC und/oder Fernmetastasen, die einen TKI erhielten. Das Alter der Patienten lag im Median bei 46 Jahren (Bereich 15 – 80 Jahre). Ein hereditäres Karzinom mit typischer RET-Mutation lag bei sechs Patienten (13 %, MEN 2 A oder MEN 2 B) vor. 42 Patienten hatten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung lokale Lymphknotenmetastasen (88 %), und 25 Patienten hatten Fernmetastasen: davon acht Patienten mediastinale Lymphknotenmetastasen (32 %), je elf Patienten Metastasen in Lunge oder Leber (44 %) und 13 Patienten Knochenmetastasen (52 %). Die Nachbeobachtungszeit (Median) betrug sieben Jahre (Bereich 0 – 30 Jahre). Die Kalzitonin-Verdoppelungszeit betrug sieben Monate (Median; Bereich 2 – 78 Monate). Die TKI-Therapie wurde im Median 58 Monate nach der Diagnosestellung des MTC eingeleitet (Bereich 0 – 316 Monate).

Nach Beginn der TKI-Therapie wurden die Patienten über 25 Monate nachverfolgt (Median, Bereich 0 – 146 Monate). Alle bis auf einen Patienten erhielten Vandetanib, 23 Patienten zusätzlich Cabozantinib. Ein Patient erhielt nur Cabozantinib. Vandetanib als Erstlinientherapie wurde in 41 Fällen (85 %) ver­ab­reicht, Cabozantinib in sieben Fällen (15 %). Ein partielles Ansprechen wurde in zwölf Fällen unter Vandetanib (26 %) und in fünf Fällen unter Cabozantinib (22 %) verzeichnet. Das progres­sions­freie Überleben belief sich bei Cabozantinib auf vier Monate (95 %-Vertrauensbereich (CI) 3,1 – 4,9), und unter Vandetanib 17 Monate (CI 9,3 – 24,6). Die Gesamtüberlebensrate im Median betrug unter Vandetanib 53 Monate (CI 43,7 – 99,6), unter Cabozantinib 24 Monate (CI 5,9 – 42,1). Ein stabiles Krankheitsbild über ≥ 24 Wochen wurde bei 16 Patienten (34 %) in der Vandetanib-Gruppe und bei 3 Patienten (13 %) unter Cabozantinib verzeichnet. Die Abbildung stellt das progressionsfreie Überleben (PFS) und die Gesamtüberlebensrate (OS) für beide Substanzen grafisch dar.

Bei neun Patienten (19 %) unter Vandetanib und zwölf Patienten (52 %) unter Cabozantinib wurde die Behandlung wegen unerwünschter Therapieeffekte abgebrochen werden. Die häufigsten Nebenwirkungen waren unter Vandetanib Diarrhö (40 %), Hautveränderungen (38 %) und Fatigue (28 %) berichtet. Unter Cabozantinib wurden Diarrhö (57 %), Appetit- und Gewichts­verlust (56 %) und Fatigue (39 %) angegeben. Auch das Hand-Fuß-Syndrom war häufiger unter Cabozantinib als unter Vandetanib (sieben vs. ein Patient, 30 % bzw. 2 %).

Die umfangreiche Arbeit gibt noch weitere wichtige Hinweise, so z. B. ein schlechteres Ansprechen bei einem Alter > 60 Jahre. Sie belegt für beide Substanzen eine antitumoröse Wirksamkeit. Die schlechtere Wirksamkeit von Cabozantinib führen die Autoren darauf zurück, dass dieses Medikament in vielen Fällen als Zweitlinientherapie nach dem Therapieversagen von Vandetanib verabreicht wurde. Um dies weiter zu untersuchen, wären prospektive, randomisierte Untersuchungen erforderlich.

Letzte Aktualisierung: 13.01.2021