LITERATUR

THYROID-LIT. 50920

Impact of a forced dose-equivalent levothyroxine brand switch on plasma thyrotropin: a cohort study.

Flinterman, L.E.; Kuiper, J.C.; Korevaar, J.C.; van Dijk, L.; Hek, K.; Houben, E.; Herings, R.; Franken, A.A.M.; de Graaf, J.P.; Horikx, A.; Janssens, M.; Meijer, R.; Wijbenga, A.; van Puijenbroek, E.; Wolffenbuttel, B.H.R.; Links, T.P.; Bisschop, P.H.; Fliers, E.

(Netherlands Institute for Health Services Research, Nivel, Utrecht; PHARMO Institute for Drug Outcomes Research, Utrecht; Dept. of PharmacoTherapy, Epidemiology and -Economics, Groningen Research Institute of Pharmacy, Faculty of Mathematics and Natural Sciences, University of Groningen, Groningen; Medicines Evaluation Board, Utrecht; Dutch Pituitary Foundation, Nijkerk; Royal Dutch Pharmacists Association, The Hague; Dutch Thyroid Patient Organization (SON), Amersfoort; Netherlands Pharmacovigilance Centre Lareb, ’s-Hertogenbosch; Depts of Endocrinology, University Medical Center Groningen, University of Groningen, Groningen; Dept. of Endocrinology and Metabolism, Amsterdam UMC, University of Amsterdam, Amsterdam, all The Netherlands)

Thyroid, 30: 821 - 828 (2020)

Ziel der Substitution mit Levothyroxin (L-T4) bei Patienten mit Hypothyreose ist eine Normalisierung des TSH-Wertes. Immer wieder berichten Patienten, bei denen der Hersteller des L-T4-Präparates gewechselt wurde, über eine schlechtere Verträglichkeit. Während der letzten Zeit war ein L-T4-Präparat in den Niederlanden (ThyraxR) über Monate nicht verfügbar, sodass die Patienten auf ein anderes L-T4-Präparat umgestellt werden mussten. Dies betraf ca. 75 % aller Patienten in den Niederlanden, die L-T4 einnahmen. In der hier referierten Arbeit wird die Auswirkung eines solchen Wechsels auf die TSH-Konzentration auf der Basis von zwei Registern, die jeweils eine repräsentative Stichprobe der niederländischen Bevölkerung umfassen, berichtet. Es wurden zwei Kohorten gebildet: Die erste Kohorte wurde während der Einnahme von ThyraxR in den Jahren 2014 und 2015 untersucht, die zweite Kohorte nach dem Wechsel auf ein anderes L-T4-Präparat während des Jahres 2016. In beiden Kohorten erfolgten zwei TSH-Messungen im Abstand von wenigstens sechs Wochen, in der letztgenannten Kohorte nach dem Präparatewechsel. Alle Patienten waren zuvor für wenigstens ein Jahr auf eine stabile L-T4-Dosis eingestellt. Ein TSH-Wert von > 4,0 mU/L wurde als „Hypothyreose“ bezeichnet, ein Wert von < 0,4 mU/L als „Hyperthyreose“.

Die erste Kohorte, stabil auf das Präparat ThyraxR eingestellt, umfasste 6.438 Patienten, die zweite Kohorte, bei der ein Wechsel erforderlich war, umfasste 1.204 Patienten. In beiden Kohorten waren 85 % weiblich, das Alter lag im Mittel um 60 Jahre. Von den Patienten, die ≤ 100 µg L-T4 einnahmen und bei denen kein Präparatewechsel erfolgte, wiesen bei der zweiten Messung 19 % einen TSH-Wert außerhalb des Normbereiches auf. Bei 24 % der Patienten, bei denen ein Präparatewechsel erforderlich war, lag der TSH-Wert außerhalb des Normbereichs. Dies war signifikant mehr als in der Gruppe von Patienten, bei denen kein Präparatewechsel erforderlich war (p < 0,00001).

Bei Patienten, die > 100 µg ThyraxR täglich einnahmen und bei denen kein Wechsel erfolgte, lag in 24 % der Fälle TSH bei der zweiten Messung außerhalb des Normbereiches. In der zweiten Gruppe, bei denen ein Präparatewechsel stattfand, war dies sogar bei 63 % der Patienten der Fall (p < 0,00001 zwischen beiden Gruppen). In der Mehrzahl dieser Fälle war TSH unterhalb des Normbereiches, als Hinweis auf eine zu hohe Dosierung. Die Tabelle zeigt die Dosisabhängigkeit: je höher die L-T4-Dosis, umso höher der Anteil von Patienten mit einem TSH-Wert außerhalb des Referenzbereiches bei der zweiten Messung. Es ist erkennbar, dass bei Patienten mit einem Präparatewechsel die Wahrscheinlichkeit, eine „Hyperthyreose“ zu entwickeln, um das bis zu über Vierfache höher ist, wenn eine Dosis von mehr als 50 µg eingenommen wird.

Die Arbeit belegt somit deutlich, dass unterschiedliche L-T4-Präparate nicht bioäquivalent sind. Bei einem Präparatewechsel war somit in sehr vielen Fällen eine Anpassung der L-T4-Dosis erforderlich.

Letzte Aktualisierung: 13.01.2021