LITERATUR

THYROID-LIT. 50917

CD133 expression in medullary thyroid cancer cells identifies patients with poor prognosis.

Cordero-Barreal, A.; Caleiras, E.; López de Maturana, E.; Monteagudo, M.; Martínez-Montes, Á.M.; Letón, R.; Gil, E.; Álvarez-Escolá, C.; Regojo, R.M.; Andía, V.; Marazuela, M.; Guadalix, S.; Calatayud, M.; Robles-Díaz, L.; Aguirre, M.; Cano, J.M.; Díaz, J.A.; Saavedra, P.; Lamas, C.; Azriel, S.; Sastre, J.; Aller, J.; Leandro-García, L.J.; Calsina, B.; Roldán-Romero, J.M.; Santos, M.; Lanillos, J.; Cascón, A.; Rodríguez-Antona, C.; Robledo, M.; Montero-Conde, C.

(Insgesamt 19 Kliniken und Einrichtungen aus Spanien)

J Clin Endocrinol Metab, 105 (11): 1 - 14 (2020)

Das medulläre Schilddrüsenkarzinom (MTC) ist eine relativ seltene maligne Erkrankung der Schilddrüse: Circa 5 bis 10 % aller Schilddrüsenkarzinome werden diesbezüglich klassifiziert. Circa 25 % dieser Karzinome haben eine hereditäre Grundlage, als Teil einer multiplen endokrinen Neoplasie 2 (MEN 2). Circa 98 % aller Patienten mit MEN 2 weisen eine Mutation des RET-Protoonkogens auf. Auf der Basis des RET-Genotyps erfolgt die klinische Behandlung. RETM918T stellt die Mutation mit dem höchsten Risiko eines aggressiven Verlaufs, der MEN 2 assoziiert, und stellt zudem die häufigste Mutation beim sporadischen MTC dar. Jüngere Studien haben zudem gezeigt, dass die Expression eines Markers, benannt als PROM1, mit einem ungünstigen Verlauf assoziiert ist. PROM1 kodiert ein transmembranes Glykoprotein, bekannt als CD133. Seine Expression wurde in Bezug gesetzt zu einer Chemoresistenz in MTC-Zelllinien. Die Mechanismen, die die Expression von CD133 in MTC-Zellen verursachen, sind noch nicht bekannt.

In dieser Studie sollte daher untersucht werden, welche Bedeutung die PROM1/CD133-Expression bei Patienten mit MTC besitzt.

Untersucht wurden 74 Gewebeproben (72 Primärtumore, zwei Lymphknotenmetastasen) von miteinander nicht verwandten Patienten mit MTC. 82,4 % der MTCs waren sporadisch (61/74), 17,6 % hereditär (13/74). Es erfolgte eine RET- und RAS-Protoonkogen-Mutationsanalyse. Zudem erfolgten eine immunhistochemische Untersuchung und eine Dokumentation der klinischen Daten. Die immunhistochemische Färbung ergab, dass PROM1/CD133 in der Zellmembran und dem Zytoplasma lokalisiert ist. Die Spezifität von CD133 in Zellen eines MTC wurde durch die Kalzitoninfärbung bestätigt. Eine CD133-Expression war bei 38/74 Proben möglich (51 %). Bei 35 dieser Proben war ein infiltratives Karzinomwachstum nachweisbar (94,6 %), was nur bei 11,1 % der CD133-negativen MTCs der Fall war (p < 0,001). Die Expression von PROM1/CD133 war assoziiert mit dem männlichen Geschlecht (p = 0,003), einem größeren Tumordurchmesser (p < 0,001), dem Nachweis von regionalen Lymph­knoten­metastasen (p < 0,001), von Fernmetastasen bei Diagnosestellung (p = 0,007), einem fort­geschrittenerem Stadium nach der Klassifikation der amerikanischen Fachgesellschaft (AJCC; p < 0,001) sowie dem Nachweis einer Tumorembolisation in umgebenden Gefäßen (p < 0,001).

Informationen zum weiteren Verlauf liegen von 39/74 Patienten vor; davon waren 18 postoperativ erkrankungsfrei (Median = 7,5 Jahre; Bereich 1 – 16 Jahre). 20 Patienten entwickelten ein Lokalrezidiv oder Fernmetastasen oder starben an der Erkrankung (Median = 6,5 Jahre; Bereich 1 – 18 Jahre). Ein Patient starb während des ersten Jahres nach Diagnosestellung. Hier zeigte sich, dass die Prognose bei CD133-positiven Patienten signifikant schlechter war als bei CD-133-negativen Patienten (Abb.).

In der univariaten Coxregressionsanalyse zeigte sich, dass der Nachweis von CD133 (HR = 24,26, 95 %-Vertrauensbereich 4,19 – 140,4; p = 0,0004) und der Nach­weis von Tumorembolisationen im umgebenden Gefäßgen (HR = 4,68; 95 %-Vertrauens­bereich 1,53 –14,25; p = 0,0067) den stärksten Einfluss auf das pro­gres­sionsfreie Überleben aufwiesen. In der multi­variaten Analyse bestätigte sich dies: Beides waren unabhängige Risikofaktoren, wobei auch hier der Nachweis von CD133 den stärksten Effekt ausübte.

Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass die Expression von CD133 hilfreich bei der Identifizierung von Patienten mit MTC sein kann, die eine schlechtere Prognose aufweisen. Möglicherweise ist in diesen Fällen eine umfangreichere primäre Operation indiziert. Zudem wurden CD133-positive Zellen des MTC auch im Blut nachgewiesen, sodass dies in die medizinische Ent­scheidungsfindung einfließen könnte.

Letzte Aktualisierung: 13.01.2021