LITERATUR

THYROID-LIT. 50914

Long-term effects of radioiodine treatment on female fertility in survivors of childhood differentiated thyroid carcinoma.

Nies, M.; Cantineau, A.E.P.; Arts, E.G.J.M.; van den Berg, M.H.; van Leeuwen, F.E.; Muller Kobold, A.C.; Klein Hesselink, M.S.; Burgerhof, J.G.M.; Brouwers, A.H.; van Dam, E.W.C.M.; Havekes, B.; van den Heuvel-Eibrink, M.M.; Corssmit, E.P.M.; Kremer, L.C.M.; Netea-Maier, R.T.; van der Pal, H.J.H.; Peeters, R.P.; Plukker, J.T.M.; Ronckers, C.M.; van Santen, H.M.; van der Horst-Schrivers, A.N.A.; Tissing, W.J.E.; Bocca, G.; van Dulmen-den Broeder, E.; Links, T.P.

(insgesamt 21 Einrichtungen in den Niederlanden)

Thyroid, 30: 1169 - 1176 (2020)

Ein differenziertes Schilddrüsenkarzinom (DTC) stellt in der Kindheit eine Rarität dar. Die altersadjustierte Inzidenz wird in der Literatur mit 0,6 bis 1,2/100 000 jährlich angegeben. In der Regel erfolgt nach der Thyreoidektomie eine Radiojodtherapie (RJTh) mit 131Jod. Hier gingen die Verfasser dem Einfluss der RJTh auf die spätere Fertilität (Schwangerschaftsrate, Anteil der Lebendgeborenen, Schwangerschaftsverlauf und Gesundheitsstatus der Kinder) nach.

Vorgestellt wird eine nationenweite Langzeitstudie bei Kindern und Jugendlichen (Alter ≤ 18 Jahre, Alter bei Diagnose 16 Jahre (Median)) aus den Niederlanden, bei denen während der Jahre 1970 bis 2013 ein DTC diagnostiziert und therapiert worden war. Die Behandlung bestand aus einer totalen Thyreoidektomie, einer RJTh und einer TSH-suppressiven medikamentösen Therapie. 47 Karzinome wurden als papillär und neun als follikulär diagnostiziert. Die Patientinnen wurden gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Zudem wurde das Anti-Müller-Hormon (AMH) gemessen, ein Wert, der als Parameter für die ovarielle Reserve bei Karzinompatientinnen angesehen wird. Ferner erfolgte eine ambulante klinische Untersuchung.

Berichtet wird über 56 Frauen im Alter von 31 Jahren (Median, Interquartilbereich (IQR) 25,1 bis 39,6 Jahre). Die Nach­beobachtungszeit seit der Karzinomdiagnose wurde mit 15,4 Jahren (IQR = 8,3 – 24,7 Jahre) berechnet. Die kumulative 131Jod-Dosis betrug 7,4 GBq (IQR = 3,7 – 13,0 GBQ) oder 200 mCi (IQR = 100 – 350 mCi). Alle 56 Frauen erteilten in dem Fragebogen Angaben zu Reproduktionskriterien. So waren vier Frauen postmenopausal. 25 Frauen (45,5 %) beschrieben eine oder mehrere Schwangerschaften. Das Alter bei der ersten Schwangerschaft betrug 25,5 Jahre (IQR = 22,5 – 30,0). Insgesamt wurde über 46 Schwangerschaften berichtet, davon eine Zwillingsschwangerschaft. Bei 45 Schwangerschaften kam es zu einer Lebendgeburt. Zudem wurden 13 Fehlgeburten, drei Schwangerschaftsabbrüche und drei unklare Verläufe der Schwanger­schaft berichtet. Eine Frau war zum Zeitpunkt der Evaluation schwanger. Sechs Frauen (10,9 %) hatten eine Kinderwunschklinik zurate gezogen.

Der Wert für AMH unterschied sich nicht zwischen Patientinnen mit früherem DTC und einer gesunden Vergleichsgruppe (2,0 vs. 1,6 µg/L, p = 0,244, Median). Auch weitere Faktoren wie Body-Mass-Index und Rauchgewohnheiten unterschieden sich nicht zwischen Patientinnen und der Vergleichsgruppe. Die kumulative 131Jod-Dosis korrelierte nicht mit den AMH-Werten (p = 0,130).

Somit kommen die Verfasser zu dem Resultat, dass eine frühere RJTh während der Kindheit offensichtlich keinen Einfluss auf die weibliche Fertilität ausübt.

Letzte Aktualisierung: 13.01.2021