LITERATUR
THYROID-LIT. 50908
Quality of life of patients more than 1 year after surgery for thyroid cancer.
Büttner, M.; Hinz, A.; Singer, S.; Musholt, T.J.
(Institute of Medical Biostatistics, Epidemiology and Informatics (IMBEI), University Medical Center Mainz, Mainz; University Cancer Centre, Mainz; Dept. of Medical Psychology and Medical Sociology, University of Leipzig, Leipzig; Section of Endocrine Surgery, Dept. of General, Visceral and Transplantation Surgery, University Medical Center Mainz, Mainz, all Germany)
Hormones, 19: 233-243 (2020)
Bei Patienten mit einem therapierten Schilddrüsenkarzinom wird allgemein davon ausgegangen, dass aus der Therapie dieses Krankheitsbildes keine negativen Aspekte angesichts der guten Prognose resultieren. Andererseits kann es zu Komplikationen einer Operation kommen, und es resultiert aus der Therapie die Erfordernis einer lebenslangen Medikamenteneinnahme.
Hier wird über Patienten berichtet, die während der Jahre 2010 bis 2015 in der Klinik der Verfasser wegen eines Schilddrüsenkarzinoms operiert wurden. Zudem musste bei allen Patienten ein Parathormonwert von weniger als 20 ng/L und/oder ein Kalziumwert von weniger als 2,1 mmol/L während der ersten 24 Stunden postoperativ vorliegen.
Für die Feststellung der Lebensqualität wurde der „European Organization for Research and Treatment of Cancer Questionnaire (EORTC QLQ-C30)“ und das neu entwickelte Modul für Schilddrüsenkarzinom (EORTC QLQ-THY 34) eingesetzt.
Berichtet wird über 134 Patienten, von denen 75 an der Studie teilnahmen (52 Frauen, 23 Männer). Das mittlere Alter betrug 52,8 ± 15,9 Jahre (Bereich 20–88 Jahre). Im Mittel lag die Operation 3,8 Jahre ± 1,6 Jahre zurück (Bereich 1,2–6,7 Jahre). Zumeist lag ein papilläres Karzinom vor (61,3 %), gefolgt vom medullären Karzinom (30,4 %). Bei vier Patienten bestand ein permanenter Hypoparathyreoidismus (5,3 %). Gleichwohl nahmen 48 % der Patienten Calcium und/oder Vitamin D ein.
Die Auswertung der Fragebögen ergab einen häufiger berichteten Appetitverlust bei Frauen, verglichen mit Männern. Ansonsten ergaben sich zwischen den Geschlechtern keine Unterschiede. Patienten mit einem papillären Karzinom berichteten bessere Werte für das soziale Leben als Patienten mit medullärem Karzinom (91,7 vs. 78,3 Punkte; p = 0,018). Im THY-34-Fragebogen wurde z. B. vermehrt über Fatigue, geänderte Temperaturempfindung oder Gelenkbeschwerden geklagt, hingegen nicht vermehrt u. a. über Schluckbeschwerden.
Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung zeigte sich bei Schilddrüsenpatienten gehäuft folgende Einschränkungen: Fatigue (42,7 %), emotionale Beeinträchtigung (33,3 %), kognitives Vermögen (30,7 %), Schmerzen (28,0 %), Schlaflosigkeit (28,0 %), Dyspnoe (26,7 %), Rollenverständnis (26,7 %) oder soziales Verhalten (26,7 %).
Die Studie zeigt somit, dass auch ein Jahr nach der Therapie des Schilddrüsenkarzinoms noch Beeinträchtigungen der Lebensqualität bestehen.
Letzte Aktualisierung: 22.07.2020