LITERATUR

THYROID-LIT. 50907

Active surveillance in papillary thyroid microcarcinoma is feasible and safe: experience at a single Italian center.

Molinaro, E.; Campopiano, M.C.; Pieruzzi, L.; Matrone, A.; Agate, L.; Bottici, V.; Viola, D.; Cappagli, V.; Valerio, L.; Giani, C.; Puleo, L.; Lorusso, L.; Piaggi, P.; Torregrossa, L.; Basolo, F.; Vitti, P.; Tuttle, R.M.; Elisei, R.  

(Unit of Endocrinology, Dept. of Clinical and Experimental Medicine, University Hospital of Pisa, Pisa, Italy; Dept. of Surgical, Medical, Molecular Pathology and Critical Area, University Hospital of Pisa, Pisa, Italy; Endocrinology Service, Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSKCC), New York, USA)

J Clin Endocrinol Metab, 105 (3): e172 – e180 (2020)

Die Inzidenz von Schilddrüsenkarzinomen nimmt deutlich zu, was vornehmlich auf die häufigere Diagnose eines papillären Mikrokarzinoms (≤ 1 cm Durchmesser) zurückgeführt wird.

Die zunehmende Untersuchung mit Sonografie und Feinnadelpunktion trägt wesentlich zu dieser Zunahme bei, bei einem Krankheitsbild, das keine klinische Relevanz für das Überleben besitzt.

Die vor Kurzem veröffentlichten Leitlinien der Amerikanischen Schilddrüsengesellschaft ATA schlagen so auch eine abwartende Vorgehensweise als Alternative zu einer Operation vor, gerade bei gebrechlichen und/oder älteren Patienten. Um dies weiter zu untersuchen, wurde die hier vorgestellte Studie unternommen.

Untersucht wurden zunächst 185 Patienten, bei denen ein Knoten mit dem maximalen Durchmesser von 1,3 cm vorlag. Die Knoten entsprachen in der Feinnadelpunktion der Bethesda-Klassifikation V oder VI. Sonografisch bestanden keine vergrößerten cervicolateralen Lymphknoten. Von den genannten 185 Patienten entschieden sich 93 (50,3 %) für eine abwartende Vorgehensweise, die anderen für eine unmittelbare Operation. Es erfolgten halbjährliche Kontrolluntersuchungen, nach zwei Jahren jährliche Untersuchungen. Die Patienten wurden über 19 Monate (Median; Bereich 6–54 Monate) nachbeobachtet. 72/93 teilnehmende Patienten waren weiblich (77 %), 21 (23 %) männlich. Das mittlere Alter lag bei 44 ± 15 Jahren (Bereich 18–82 Jahre). Trotz konstantem Ultraschallbefund zogen 19 der 93 Patienten ihre Zustimmung zur weiteren Teilnahme an der Studie im Verlauf zurück, wovon neun Patienten in der Klinik der Verfasser operiert wurden. Histologisch bestätigte sich die Diagnose des papillären Karzinoms.

Während der Nachbeobachtungszeit war bei 3/93 Patienten eine Progression des Karzinoms zu verzeichnen, davon bei einem Patienten mit der Dokumentation von Lymphknotenmetastasen nach zwölf Monaten. Bei den beiden anderen Patienten war ein Anstieg des Knotendurchmessers um mehr als 3 mm verzeichnet worden (nach 13 bzw. 23 Monaten). Alle Patienten wurden operiert, der erste Patient erhielt auch eine Radiojodtherapie. Trotz der verzögerten Operation wiesen alle drei Patienten einen hervorragenden klinischen Verlauf auf. Nach im Median 24 Monaten (Bereich 6–54 Monate) sind weiterhin 71/93 Patienten in der Nachbeobachtung.

Die Autoren schlussfolgern, dass bei Patienten mit papillärem Mikrokarzinom ein kontrolliertes Zuwarten eine sichere Alternative darstellt.

Letzte Aktualisierung: 22.07.2020