LITERATUR

THYROID-LIT. 50905

Postpartum thyroiditis in women with euthyroid and hypothyroid Hashimoto’s thyroiditis antedating pregnancy.

Moleti, M.; Di Mauro, M.; Alibrandi, A.; Vita, R.; Benvenga, S.; Vermiglio, F.

(Dept. of Clinical and Experimental Medicine, University of Messina; Dept. of Clinical and Experimental Medicine, University of Messina; Dept. of Economy, Unit of Statistic and Mathematic Sciences, University of Messina; Dept. of Clinical and Experimental Medicine, University of Messina; Dept. of Clinical and Experimental Medicine, University of Messina; Interdepartmental Program on Molecular & Clinical Endocrinology, and Women’s Endocrine Health, University Hospital, A.O.U. Policlinico G. Martino; Dept. of Clinical and Experimental Medicine, University of Messina; Interdepartmental Program on New Models of Multidisciplinary Management in Endocrinology, University Hospital, A.O.U. Policlinico G. Martino, all Messina, Italy)

J Clin Endocrinol Metab, 105 (7): 1-8 (2020)

Die postpartale Thyreoiditis ist definiert als das De-novo-Auftreten einer autoimmunen Schilddrüsenerkrankung während des ersten Jahres post partum. Frauen, die während der ersten drei Monate einer Schwangerschaft positive Schilddrüsenantikörper aufweisen, haben ein Risiko zwischen 33 und 50 %, eine postpartale Thyreoiditis (PPT) zu entwickeln. Da auch Frauen, die bereits präkonzeptionell eine autoimmunbedingte Hypothyreose haben, post partum das Bild einer PPT aufweisen können, gingen die Verfasser dieser Frage hier genauer nach.

In dieser retrospektiven Untersuchung wurden 167 Schwangere eingeschlossen, die bereits vor der Konzeption eine Autoimmunthyreoiditis aufwiesen. Hiervon waren 69 Frauen euthyreot (41,3 %), und 98 Frauen (58,7 %) wurden wegen einer Hypothyreose mit Levothyroxin substituiert. Bei nahezu allen Frauen lag TSH präkonzeptionell ≤ 2,5 mU/L. Während der Schwangerschaft wurde bei 43 euthyreoten Frauen (62,3 %) eine Medikation mit Levothyroxin (L-T4) eingeleitet, vornehmlich während der 13.–20. Schwangerschaftswoche. Nach der Entbindung konnte bei allen diesen Frauen die Schilddrüsen­medikation wieder beendet werden. Bei den Frauen mit substituierter Hypothyreose konnte auf die präkonzeptionell eingenom­mene Dosis reduziert werden.

Eine PPT wurde bei 65/167 Frauen verzeichnet (38,9 %), häufiger bei Frauen der euthyreoten Gruppe (47/69; 68,1 %) als in der hypothyreoten Gruppe (18/98; 18,4 %; p < 0,0002, Odds Ratio OR = 9,49, 95 %-Vertrauensbereich CI 4,62–19,49). Der Zeitpunkt der Diagnose einer PPT unterschied sich nicht (12,1 ± 1,5 Wochen in der euthyreoten Gruppe, 11,3 ± 1,1 Wochen in der hypothyreoten Gruppe; p = 0,53). Es zeigte sich kein Unterschied in der Häufigkeit einer PPT zwischen Frauen, die in der frühen Schwangerschaft TPO-positiv oder TPO-negativ waren. Zudem lag in beiden Gruppen von Frauen, die eine PPT entwickelten, im ersten Trimenon zumeist eine euthyreote Stoffwechsellage vor. Dies zeigt die Abbildung.

Das Risiko einer Verschlechterung der Schilddrüsenstoffwechsellage während des ersten Jahres post partum (definiert als Erfordernis einer Erhöhung der LT4-Dosis um > 20 % der präkonzeptionellen Dosis) war tendenziell höher in der Gruppe hypothyreoter Frauen, die eine PPT entwickelten, verglichen mit Frauen, die keine PPT bekamen (12/18 (66,6 %) vs. 42/80 (52,5 %); OR = 1,81, CI 0,62–5,29; n. s.). Hingegen war zu diesem Zeitpunkt bei 20/47 euthyreoten Frauen, die eine PPT entwickelten (42,6 %), verglichen mit 3/22 Frauen (13,6 %), die keine PPT bekamen, der TSH-Wert in dem hypothyreoten Bereich erhöht (p = 0,018; OR = 4,69, CI 1,21–18,06). Die univariate logistische Regressions­analyse zeigte einen signifi­kanten Zusammenhang zwischen der Diagnose einer PPT mit einer euthyreoten Stoffwechsel­lage bei Autoimmun­thyreoiditis (OR = 9,49, CI 4,62–19,49), mit der täglichen Jodsupplementierung (OR = 1,04, CI 1,00–1,01), einer euthyreoten Stoff­wechsel­­lage im ersten Trimenon (OR = 3,13; CI 1,43–6,87) und einer LT4-Medikation während der Schwangerschaft (OR = 0,18; CI 0,07–0,45). Der signifikante Zusammenhang zwischen einer präkonzeptionell euthyreoten Stoffwechsellage bei Autoimmunthyreoiditis sowie dem Vorliegen einer euthyreoten Stoffwechsellage im ersten Trimenon mit der Entwicklung einer PPT konnte auch in der multivariaten Analyse bestätigt werden (OR = 10,71; 95 % CI 4,29–26,70, p < 0,0001 bzw. OR = 3,89; 95 % CI 1,43–10,61, p = 0,008).

Trimenon mit der Entwicklung einer PPT konnte auch in der multivariaten Analyse bestätigt werden (OR = 10,71; 95 % CI 4,29–26,70, p < 0,0001 bzw. OR = 3,89; 95 % CI 1,43–10,61, p = 0,008).

Die Studie zeigt, dass auch bei präkonzeptionell hypothyreoten Frauen mit einer Autoimmunthyreoiditis eine PPT auftreten kann, die Rate dieses Ereignisses aber bei euthyreoten Frauen deutlich höher ist.

Die Verfasser vermuten einen Zusammenhang mit der Menge nicht erkrankten Schilddrüsengewebes, das dann post partum dem autoimmunen Prozess ausgesetzt werden kann. Hiermit steht auch im Einklang, dass Frauen, die während des ersten Trimenons euthyreot blieben, ein 4-fach höheres Risiko aufweisen, eine PPT zu entwickeln.

Letzte Aktualisierung: 22.07.2020